Suchhundestaffel
Lebensretter mit dem richtigen Riecher

Norbert Pichler mit Hündin Aika: So wie der Mensch muss auch der Hund langsam an längere Berg- und Skitouren herangeführt werden. | Foto: KK
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Norbert Pichler von der Bergrettungsdienst-Suchhundestaffel spricht über sein Arbeitsumfeld.

Lebendig begraben zu werden ist der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind. Laut Statistik gab es in Österreich in der Wintersaison 2017/18 insgesamt 17 Tote bei Lawinenunfällen. Allein in der Steiermark wurde die Bergrettungsdienst-Suchhundestaffel zu 15 Einsätzen gerufen, lediglich in sechs Fällen handelte es sich um einen Fehleinsatz. „Sobald sich eine Lawine löst, kommt das Team der Suchhundestaffel zum Einsatz. Abzuwarten, ob jemand als vermisst gemeldet wird, würde den sicheren Tod bedeuten, denn die Suche ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit“, weiß Lawinenhundereferent der Steiermark und Ortsstellenleiter des ÖBRD Kleinsölk, Norbert Pichler. Für Personen, die von einer Lawine verschüttet werden und nicht mit einem Piepser ausgestattet sind, bedeuten die ausgebildeten Lawinen- und Suchhundeteams oft die letzte Chance, doch noch lebend geborgen zu werden. „Schneebeschaffenheit, Kleidung und Atemhöhle spielen natürlich eine wichtige Rolle, trotzdem: innerhalb von nur zehn Minuten fällt die Überlebenschance rapide ab.“

Vielfältiges Aufgabengebiet

Vor rund zehn Jahren ist der Kleinsölker mit seiner Hündin Aika der steirischen Lawinen- und Suchhundestaffel beigetreten, die die vier Talschaften Murtal, Ennstal, Paltental und Mürztal abdeckt. Grundvoraussetzung für die Aufnahme ist, dass der Hundeführer aktives Mitglied einer Ortsstelle des ÖBRD ist, alle vorgeschriebenen alpinen Bergrettungskurse erfolgreich absolviert hat und Schneekunde, Erste Hilfe und technische Weiterbildungen nachweisen kann.
Die Lawinen-Suchhundestaffel hat ein vielfältiges Aufgabengebiet, das sowohl vom Hund wie auch von seinem Halter vieles abverlangt. Jeder Hundeführer bildet seinen Vierbeiner selbst aus. Mindestens drei Jahre braucht es, damit aus einem verspielten Welpen ein potentieller Lebensretter wird. Das Training dafür verläuft spielerisch und beginnt bereits mit wenigen Monaten, etwa durch ‚Versteckspielen‘ beim Gassi gehen.

Gute Fitness erforderlich

„Freies Gehen ohne Leine wird trainiert, damit der Hund lernt, sich am Hundeführer zu orientieren und ihm zu folgen. Ideal ist auch, wenn der Welpe mit einem gut ausgebildeten Hund seine ersten Erfahrungen erlebt, denn auch durch Nachahmung lernt er. Außerdem ist es wichtig, ihn bereits im frühen Alter an Schifahrer, Kinder und Menschenmassen zu gewöhnen“, erklärt Pichler. So wie der Mensch muss auch ein Suchhund langsam an die körperliche Fitness herangeführt werden. Mit seiner Harzer Fuchs-Hündin machte Norbert Pichler deshalb von Beginn an leichte Wanderungen. „Ab dem zweiten Lebensjahr werden dann gemeinsame Skitouren unternommen, wo der Hund unter anderem lernt in der Spur zu gehen“, erklärt der erfahrene Bergretter. Aber auch nach abgeschlossener Ausbildung absolviert das Einsatzhundeführerteam jährlich einen Winter- und Sommerkurs, bei dem verschiedenste Szenarien unter erschwerenden Umständen nachgestellt werden. Etwa die Suche nach vermissten Personen im alpinen Gelände oder das rasche Auffinden einer oder mehrerer Personen innerhalb von verschieden großen Lawinen.

Ständig in Bewegung

Monatliche Talschaftsübungen, Hubschraubereinweisungen, Skitouren mit einem mindestens dreistündigen Aufstieg sowie Bergtouren mit einem vierstündigen Aufstieg gehören ebenfalls zum ständigen Training. Jährlich im Frühjahr findet außerdem eine Übung mit der Aigner Hubschrauber-Crew statt. Der Zeitaufwand, um ein eingespieltes Team zu werden, ist sehr hoch. „Doch nur dadurch können wir anderen in größter Gefahr helfen. So eine Beziehung erreicht man nur durch Respekt dem Hund gegenüber und mit viel Freude bei der Ausbildung. Das grenzenlose Vertrauen meiner Aika in mich und die tolle Kameradschaft unter den Hundeführern geben mir viel zurück“, berichtet der Ortsstellen-Leiter abschließend.

Text: Alexandra Mattarollo

Norbert Pichler mit Hündin Aika: So wie der Mensch muss auch der Hund langsam an längere Berg- und Skitouren herangeführt werden. | Foto: KK
Die Harzer-Fuchs Hündin Aika war schon an zahlreichen Suchen beteiligt.  | Foto: KK
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