Alles wird bewertet
Warum Rezensionen ein Gewinn für Unternehmen sind
In der heutigen Zeit wird alles bewertet: Es beginnt beim neuen Haarschnitt bei der Friseurin, geht mit dem Schnitzerl beim Wirt weiter und endet beim zu weichen Klopapier, das im Internet bestellt wurde. Dieser Bewertungswahn hat jedoch auch etwas Positives für die Betriebe, schließlich erhalten sie ein kostenloses Feedback für ihre Produkte und Dienstleistungen.
BEZIRK LIEZEN. Wer online einkauft oder ein Hotel bucht, richtet sich meistens nach den Kundenbewertungen, währenddessen im Geschäft vor Ort die Optik eine bedeutende Kaufentscheidung spielt. Danach kann auch dazu beziehungsweise zum Service eine Rezension im Internet abgegeben werden oder man sucht an Ort und Stelle das Gespräch mit der Verkäuferin oder dem Verkäufer. Oft hat man das Gefühl, mittlerweile wird alles bewertet.
Kostenloses Feedback
Auf den ersten Blick scheinen die massenhaften Bewertungen eine Entscheidungshilfe für Kundinnen und Kunden zu sein, doch auch Unternehmerinnen und Unternehmer profitieren laut Egon Hierzegger, Regionalstellenobmann der Wirtschaftskammer Ennstal/Salzkammergut, mehr davon als es ihnen schadet. "Generell bietet es mehr Chancen als Negatives. Eine Rezension ist ein Feedback von Kundinnen und Kunden und damit eine Möglichkeit, eine gratis Rückmeldung zu bekommen – ganz ohne Mystery Shopping."
Wenn die Bewertungen auf Fakten bezogen sind, ist sich Hierzegger sicher, dass es einen Mehrwert für den Betrieb hat. "Ich finde es sensationell, was du aus diesem Tool machen kannst. Es ist zwar zeitaufwändig, dafür aber sehr vertrauensbindend." Wer das Gespräch mit dem beschwerenden Gast führe, habe schließlich laut Hierzegger eine große Chance, nicht nur zu beschwichtigen, sondern ihn sogar als Stammgast zu gewinnen.
Mitarbeiter oder Kunde: Wer hat recht?
Die Unternehmerin oder der Unternehmer müsse generell immer beide Seiten beleuchten – also jene des Gastes und jene der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters. "Denn es kann passieren, dass der Gast aufgrund einer langen Autofahrt oder des regnerischen Wetters einfach einen schlechten Tag hat – und Aggression kann man nie mit Aggression begegnen", so Hierzegger.
Außerdem kann es natürlich vorkommen, dass der anonyme Kunde gar kein Kunde ist und einfach aufgrund einer persönlichen Fehde eine schlechte Bewertung abgibt. Dies führt dazu, dass der Betrieb auf Google weiter hinten gereiht ist, nur schwer zu finden ist und sogar geschäftsschädigende Auswirkungen haben kann. Aus diesem Grund fordert der Regionalstellenobmann, dass nur verifizierte Personen Rezensionen abgeben können.
Schlechte Bewertung für einen Rabatt
Ein anderes Problem sieht Hierzegger darin, dass immer mehr Urlaubs- oder Hotelgäste sowie dreiste Kundinnen und Kunden das Unternehmen zu erpressen versuchen. "Mittlerweile kommt es gar nicht so selten vor, dass Gäste zu einem sagen: Wenn du mir keinen Nachlass gibst, gehe ich zu den Medien oder stelle es auf Social Media!" Laut ihm werde es allgemein immer schwieriger – wegen KI und Chat GPT unter anderem – Bewertungseinträge oder sogar Fotos nachzuvollziehen.
Abschließend betont Hierzegger, dass seiner Meinung nach, nicht der "Kunde König" sei, sondern als Geschäftspartner gesehen werden soll. "Man muss nämlich für sich Grenzen setzen, kann ihm nicht alles durchgehen lassen." Trotzdem hält er fest: "Egal wie der Zwischenfall entstanden ist, am Ende muss der Gast das Lokal, Hotel oder Geschäft zufrieden verlassen." Damit ist dem Unternehmen wohl eine gute Bewertung sicher.
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