Geschichte
Erster Schlepplift auf der Brunnalm: Viele Zufälle und 430 Freiwillige

Freiwillige errichteten den ersten Lift auf der Brunnalm in St. Barbara. | Foto: Schadauer
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Der erste Lift im Skigebiet Brunnalm Hohe-Veitsch in St. Barbara wurde 1960 eröffnet. Das Geld dafür konnte Anton Schadauer auftreiben.

"Du Tauni, bauts ehs van Winterspurtverein an Schilift, i bau jetzt a Gosthaus in da Brunnolm, i kaun ma oba an Schilift nit zusätzli leisten, ohne Schilift bin i oba da-schoussn." An diese Worte von Rudolf Scheikl erinnert sich der Veitscher Pensionist Anton Schadauer noch ganz genau. Denn diese Unterhaltung war der Grundstein für den Bau eines der ersten Schlepplifte im Mürztal 1959, den fast 800 Meter langen Brunnalm-Lift in St. Barbara-Veitsch.
Schadauer schaffte es, das Geld für den Bau des Brunnalm-Lifts aufzutreiben. 430 Freiwillige aus Veitsch, Mitterdorf und Wartberg sowie aus angrenzenden Gemeinden errichteten den Doppelmayr-Lift in nur fünf Monaten. Offiziell eröffnet wurde der Lift im Jänner 1960. Weiters wurde ein Parkplatz für 100 Autos angelegt.

Liftidee und erste Subvention

Vorbildprojekt für die Liftidee war ein Skiliftprojekt in Weiz, wo mit wenig Geld ein Skilift gebaut wurde. Gemeinsam mit dem Vorstandsteam des WSV Veitsch unter Obmann Walter Schwelberger begann Anton Schadauer nach diesem Gespräch mit Rudolf Scheikl zu überlegen, wie ein solches Mammutprojekt denn in Veitsch zu schaffen wäre. "Ich erinnerte mich an den Präsidenten der Veitscher Magnesitwerke, Herrn Henry Goldberger aus Paris. Er sagte bei der Verleihung seiner Ehrenbürgerschaft, dass er 200.000 Schilling stiftet für einen guten Zweck, ein Projekt, das der Veitscher Bevölkerung zugutekomme", erzählt Schadauer.
Nach Rücksprache mit dem damaligen Bürgermeister Karl Probst stimmte der Gemeinderat für die Vergabe dieser Subvention an den WSV. Nun fehlten dem Verein aber noch immer 250.000 Schilling. Ein Darlehen bei einer Bank kam nicht infrage – die Zinsen lagen damals bei zehn Prozent.

Günstiges Darlehen

Schadauer erfuhr, dass der kaufmännische Vorstandsdirektor der Veitscher Magnesitwerke in Wien, Gerhard Rosenberg, der Präsident des größten österreichischen Sportclubs ist. "Es war zwar nur ein Strohhalm, aber ich dachte, dass Herr Rosenberg auch über Sorgen und Wünsche von Vereinen Bescheid weiß", sagt Schadauer. Als Werksverrechnungsleiter musste er hin und wieder nach Wien in die Zentrale. Es gelang ihm, einen Gesprächstermin beim Vorstandsdirektor zu bekommen, der ihm tatsächlich für das Lift-Projekt auf der Brunnalm die fehlenden 250.000 Schilling mit drei Prozent Zinsen gewährte.

Jetzt konnte es losgehen

"Am 25. Juli begannen wir mit der Schlägerung; zu Weihnachten sind wir dann schon gefahren", weiß Schadauer noch ganz genau. 430 Freiwillige errichteten in fünf Monaten den Brunnalm-Lift mit einer Länge von knapp 800 Metern. "Die Liftstützen wurden im Veitscher Werk zusammengeschweißt, Rudolf Scheikl brachte mit seinem Unimog sämtliche Baumaterialien von der Brunn-alm zur Lifttrasse", erzählt der Pensionist. Auch für die Anschaffung eines Pistengeräts brachte der WSV das Geld auf – die Funktionäre übernahmen sogar die persönliche Bürgschaft. "Damit hatte das jahrelange Pistentreten auch ein Ende", so Schadauer. "Letztendlich war es eine Reihe an positiven Zufällen, mit denen es gelang, den Brunnalm-Lift zu bauen. Ich habe zwar das Geld organisiert, wenn die Leute aber nicht so eine Begeisterung für dieses Projekt gehabt hätten, wäre das nie was geworden", betont Schadauer abschließend.

Geschichte Skigebiet Brunnalm

1959 wurde auf der Brunnalm vom WSV Veitsch der erste Lift, der Brunnalm-Lift, gebaut. 1967 wurde die Liftkapazität von 340 auf 600 Personen pro Stunde gesteigert und ein Pistengerät angeschafft. 1968 wurde durch die Guts- und Forstverwaltung Kunert der Sonnkogellift errichtet – neue Abfahrten kamen hinzu. Der Lift wurde später an die Agrargemeinschaft Brunnalm verkauft. Im Jahr 1973 wurde von der Gemeinde und dem WSV die Straße von Großveitsch zur Brunnalm ausgebaut und vom Land Steiermark übernommen. 1975 wurde der Brunnalm-Lift auf Selbstbedienung umgebaut, die Liftleistung wurde auf 700 Personen pro Stunde erhöht.
1977 konnten infolge der klaglosen Funktion der automatischen Anhängevorrichtung 1.200 Personen pro Stunde den Lift benutzen. Mit einigen Teilen des umgebauten Brunnalm-Lifts wurde 1978 gemeinsam mit dem WSV der Muldenlift errichtet. Mit der Gründung der Freizeitbetriebe Veitsch 1999/2000 und der Übernahme des Betriebs durch die Gemeinde, wurde das Skigebiet mit einer Beschneiungsanlage modernisiert, die drei Lifte übernommen. 2008 kam dann der Vierer-Sessellift hinzu, 2015 der Zauberteppich.

Skigebiet trotzt Temperaturen

Das Skigebiet Brunnalm - Hohe Veitsch bietet 16 Pisten mit einer gesamten Abfahrtslänge von zwölf Kilometern. Eine Vierer-Sesselbahn und drei Schlepplifte bringen Skibegeisterte von 1.050 auf 1.450 Meter Seehöhe. Geschäftsführer der Freizeitbetriebe Veitsch ist der Mitterdorfer Arno Russ. Mit der bisherigen Saison ist er zufrieden: "Trotz des schlimmen Wetters zur Zeit, am Berg wärmer als im Tal, verläuft die Saison bis jetzt sehr gut." Im Sommer sind es 40.000 Wanderer, die die Brunn-alm auf dem Weg nach Mariazell überqueren. Wintergäste zählt das Skigebiet 60.000 – Skifahrer und Tourengeher. Die meisten Besucher sind neben Einheimischen, Gäste aus dem Raum Graz und Wien sowie aus Ungarn und der Slowakei. Was lieben Sie persönlich am Skigebiet Herr Russ? "Dass wir ein familiäres, übersichtliches Skigebiet mit guter Anbindung sind, die Sonnenseite und die sehr gut präparierten Pisten."

Fest zum 60. Geburtstag

Im Jänner wird das Skigebiet Brunnalm - Hohe Veitsch 60 Jahre alt. Gefeiert wird das am Samstag, dem 25. Jänner. Der Skibetrieb geht an diesem Tag wie gewohnt um 9 Uhr los – wer wie vor 60 Jahren gekleidet kommt, erhält auf die Tageskarte 60 Prozent Rabatt. Das Fest startet dann um 10 Uhr mit einem Konzert der Werkskapelle Veitsch und einer Ansprache von St. Barbaras Bürgermeister Jochen Jance. Weiters findet eine Segnung durch den Pfarrer und eine Ehrung langjähriger Funktionäre statt. Beim Skiverleih können sich Besucher Skiausrüstungen wie sie vor 60 Jahren waren ansehen und ausprobieren. Auch ein Fassdauben-Promirennen sowie ein Malerbewerb der Malerinnung mit einem Kunstwerk unter dem Sessellift im Schnee stehen auf dem Programm. Beim Muldenlift findet ein Rennen statt, bei der Gamsmugl-Bar gibt's Live-Musik mit "Howdy Dread" und "Kinky Slinky".

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