Herausforderndes 2021
Jahresrückblick aus dem Mürzer Pflegezentrum

- Proteste für bessere Arbeitsbedingungen werden 2022 fortgesetzt.
- Foto: Hofbauer
- hochgeladen von Bernhard Hofbauer
Der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger und Betriebsrat im Landespflegezentrum (LPZ) Mürzzuschlag Marcel Skerget blickt gemeinsam mit uns auf ein äußerst herausforderndes Jahr zurück.
"Genau vor einem Jahr, rund um die Weihnachtszeit, hat es bei uns akut angefangen. Die Covid-19-Pandemie wurde zu einer großen Belastung. Für das Gesundheitspersonal sind viele Dienste angefallen, wir mussten alle oft einspringen", erinnert sich Skerget. Doch nicht nur der erhöhte Arbeitsaufwand, sondern auch die psychische Belastung bleibt Skerget und seinen Kollegen wohl noch länger in Erinnerung. "Wir reden immer noch über Menschen, die vor einem Jahr verstorben sind, da wir in unserem Bereich ja jahrelange Bindungen mit den Menschen aufbauen", erzählt Skerget. "Dieses Jahr hat uns deutlich gezeigt, dass die Belastungen immer größer werden", so der LPZ-Betriebsrat.
Pflegemangel bleibt weiterhin großes Thema
Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass immer mehr Menschen in der Pflege laut über einen Jobwechsel nachdenken. "Im Frühjahr hatten wir zum Glück etwas Zeit, um durchzuatmen. Da haben viele aber auch Zeit um Nachdenken gehabt und sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt, wie lange sie das noch durchhalten", erzählt Skerget, der sich gerade zu dieser Zeit ein Zeichen seitens der Politik gewünscht hätte. "Leider hat die Regierung das verabsäumt, wodurch die Perspektivenlosigkeit weiter gestiegen ist. Da hilft auch der 500 Euro-Coronabonus nicht, den wir jetzt doch noch erhalten haben - zumindest Teile von uns", erzählt der Krankenpfleger aus Spital am Semmering.

- Marcel Skerget ist diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger im Landespflegezentrum Mürzzuschlag.
- Foto: Hofbauer
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"Obwohl du eh schon buckelig gehst, kriegst du noch eine drauf. Die Belastungen wurden immer größer."
Auch an Die Diskussion rund um eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal erinnert sich Skerget in diesem Jahr mit Bauchweh zurück. "Gerade zu einem Zeitpunkt, wo du dir einmal ein Danke erwartest, haben wir im Gesundheitsbereich wieder eine draufbekommen. Wir sollten die Versäumnisse der Politik ausbaden, obwohl unsere Impfquote weit über 90 Prozent liegt. Auch das hat in diesem Jahr für Verstimmung beim Personal gesorgt", erzählt Skerget.
Lichtblick für das Jahr 2022
Mit der nun beschlossenen allgemeinen Impfpflicht keimt bei ihm nun aber auch die Hoffnung auf ein besseres Jahr auf. "Ich glaube, dass sich die Situation in den Spitälern beruhigen wird. Zumindest werden wir wieder da hinkommen, wo wir vor der Pandemie waren. Das wäre schon ein wichtiger Schritt. In den letzten zwei Jahren wurden beispielsweise weltweit 1.000.000 Krebserkrankungen nicht diagnostiziert, da keine Ressourcen da waren und der Fokus zu stark auf Covid lag. Daher muss das Virus weiter zurückgedrängt werden. Mit der Impfung haben wir auch das Werkzeug dazu", so Skerget.
Positiv ins neue Jahr blicken lässt ihn auch, dass in Mürzzuschlag erstmals sogenannte Stationshilfsdienste aufgenommen werden. "Auch wenn diese vorerst nur Hausdienste übernehmen dürfen, zeigt es doch, dass es ein generelles Interesse gibt in der Pflege zu arbeiten. Der Pflegemangel ist akut. Es wäre super, wenn wir diese Hilfsdienste ans Haus binden und weiter ausbilden könnten", freut sich Skerget über die Personalaufstockung. Dennoch wird er sich auch im kommenden Jahr weiter für bessere Bedingungen im Gesundheits- und Pflegewesen kämpfen und laut gegen den Pflegenotstand auftreten.
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