Neue Wege
Meine Produkte, meine Bedingungen!

Raphael Zöscher ist leidenschaftlicher Biobauer. Auf 50 Hektar bewirtschaften sein Bruder und er einen Vorzeige-Mischbetrieb. | Foto: Regine Schoettl
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  • Raphael Zöscher ist leidenschaftlicher Biobauer. Auf 50 Hektar bewirtschaften sein Bruder und er einen Vorzeige-Mischbetrieb.
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Die Familie Zöscher bewirtschaftet den Lammerhof seit 1797. Dennoch werden immer neue Wege beschritten.

Als Biobauer mit Mut zur Individualität verlässt Raphael Tobias Zöscher vom Lammerhof in Alt-Hadersdorf alte Wege und versucht mit innovativen Ideen, Grenzen aufzubrechen und den biologischen Gedanken in das Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Direktvermarktung

Mit der Plattform "Nahgenuss" hat Zöscher, der den Bauernhof gemeinsam mit seinem Bruder Philipp in sechster Generation führt, seit letztem Jahr eine Plattform gefunden, die ihm erlaubt, seine Produkte zu seinen Bedingungen zu produzieren. "Der Bauer als Produzent muss sich vom Handel emanzipieren. Ich will mir den Preis nicht diktieren lassen", erklärt der 34-jährige Jungbauer, der "Nahgenuss" als eine Möglichkeit sieht, die ihn nicht nur überleben, sondern gar wachsen lässt. "Der Handel gibt mir vor, nach einem Jahr zu schlachten, ansonsten gibt es einen Qualitätsabzug. Das ist doch absoluter Irrsinn", meint Zöscher.

Über "Nahgenuss" werden verschiedene Pakete eines Tieres verkauft. Erst wenn alle Pakete verkauft sind, wird das Tier geschlachtet und die Ware an die Kunden geliefert. Kommt es bis zum Schlachttermin nicht zum vollständigen Verkauf, bleibt das Tier eben noch etwas länger am Leben. "Die meisten meiner Kunden kommen aus Wien oder Graz, da das Bewusstsein für biologische Landwirtschaft und transparenten Fleischkonsum dort bereits wohl etwas ausgeprägter ist", vermutet Zöscher.

Jedem Tier seinen Hektar

Auf 50 Hektar bewirtschaften Raphael und Philipp Zöscher einen Mischbetrieb mit Rindern, Schweinen, Pferden, Gänsen und Hühnern. Zudem herrscht auf dem Betrieb eine enorme Pflanzenvielfalt. Jedem Tier steht beinahe ein ganzer Hektar zur Verfügung. Seit 30 Jahren ist der Lammerhof bio-zertifiziert und etwas anderes kommt für den umweltbewussten Bauern nicht infrage: "Für mich gibt es keine Alternative zu Bio. Jeder meiner Kunden kann gerne vorbeikommen und sich ein Bild vom Hof machen. Von mir aus können Interessierte auch gerne bei der Schlachtung dabei sein, um zu sehen, wie respektvoll wir mit den Tieren umgehen."

Grenzen aufbrechen

Trotz aller Verbundenheit zu heimischen Produkten versucht Zöscher, der gleichzeitig Regionalleiter von "Bio Ernte Austria" ist, auch immer wieder über den Tellerrand zu blicken. So hat er in Sizilien 100 Olivenbäume gepachtet, aus denen er qualitativ hochwertiges Olivenöl produziert. Zudem importiert er Schafskäse aus Sardinien und möchte in Zukunft das sogenannte "Chianina-Rind" aus der Toskana im Mürztal etablieren. "Im Umkreis von 500 Kilometern befinden sich Orte wie Bregenz, Prag oder Triest. Ich möchte den Menschen die Vielfalt Europas präsentieren und mit Lebensmitteln in gewisser Weise Grenzen aufbrechen", sagt der leidenschaftliche Genussmensch.

Nahgenuss im Detail

Ein halbes Schwein wurde früher gern und gut mit Nachbarn oder in der Verwandtschaft geteilt. Die Idee, wieder ganze Tiere zu teilen, haben die Brüder Micha und Lukas Beiglböck ins Internetzeitalter übersetzt und die Plattform "Nahgenuss" ins Leben gerufen.

Mehrere Kunden kaufen einen Anteil von einem Schwein, Rind oder Lamm direkt vom Bauern auf der Plattform nahgenuss.at. Erst wenn das ganze Tier verkauft ist, wird es geschlachtet und verarbeitet und die Kunden bekommen danach ihren Anteil als Fleischpaket. Die ganzheitliche Verwertung hat für den Bauern den Vorteil, dass alle Fleischteile garantiert verkauft werden. Da der Verkauf ohne Zwischenhändler und Supermarkt stattfindet, bleibt den Bauernfamilien deutlich mehr Geld. Der Kunde bekommt bei diesem System nicht nur einen günstigeren Preis, sondern kann mit eigenen Augen sehen, woher das Fleisch kommt.

www.nahgenuss.at

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