Semmeringtunnel: Die erste Hälfte ist geschafft

- Im Fröschnitzgraben hat Tunnelbohrer „Ghega“ mehr als drei Kilometer in Richtung Gloggnitz hinter sich gebracht.
- Foto: ÖBB/Ebner
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Die Tunnelbaustelle läuft mit verschärften Sicherheitsvorschriften weiter.
Die ÖBB-Infrastruktur AG unternimmt gemeinsam mit den Vertragspartnern alle Anstrengungen, um die Gesundheit, der auf der Baustelle tätigen Mitarbeiter, bei der Erfüllung ihrer Aufgaben bestmöglich zu schützen und im öffentlichen Interesse liegende Bauprojekte weiterzuführen. „Die Baustellen der ÖBB-Infrastruktur sind fast alle wieder in Betrieb. Beim Semmering-Basistunnel konnten die Arbeiten mit Einschränkungen durchgehend weiterlaufen. Wobei wir natürlich geltende Sicherheitsmaßnahmen, wie das Tragen von Masken und Abstandsregelungen berücksichtigen“, erklärt Andreas Matthä, CEO ÖBB-Holding AG. Beim Semmering-Basistunnel wurde keine Baustelle eingestellt, aufgrund von Lieferengpässen oder Quarantänesituationen der Arbeiter kam und kommt es jedoch mancherorts zu Einschränkungen der Vortriebsarbeiten.
Damit Baustellen ihren Betrieb weiterführen konnten, haben die ausführenden Baufirmen gemeinsam mit Arbeitsmedizinern, Sicherheitsexperten und der ÖBB-Infrastruktur Maßnahmen zum sicheren Arbeiten in Zeiten der Ausbreitung von COVID-19 erarbeitet: Das reicht vom Einhalten der Abstandsregeln und Hygienevorschriften, über die getrennte Anreise zur Baustelle und Maßnahmen in den Aufenthaltsräumlichkeiten bis hin zu Adaptierungen von Arbeitsabläufen und Schichtplänen. „Uns ist es damit gelungen, wichtige Teile der Wirtschaft aufrecht zu erhalten“, so ÖBB-Chef Matthä. „Es ist auch ganz klar, dass Investitionen in die Bahninfrastruktur sowohl jetzt aber speziell auch nach der Krise ein großer und wichtiger Jobmotor sind. Mit mehr als 90 Prozent heimischer Wertschöpfung setzen wir starke Impulse und wirken direkt auf die regionale Wirtschaft.“
Hälfte des Tunnels gegraben
Trotz der besonderen Arbeitsbedingungen kann für den Semmering-Basistunnel eine positive Zwischenbilanz gezogen werden: Rechnet man alle Zugänge, Schächte und Verbindungstunnel zusammen, müssen für den 27 Kilometer langen Tunnel insgesamt rund 62 Tunnelkilometer gegraben werden. „Nacht acht Jahren Bauzeit ist nun die Halbzeit der Bauarbeiten erreicht – rund die Hälfte vom Semmering-Basistunnel ist gebaut. Mit diesem Meilenstein ist ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte der neuen Südstrecke geschrieben“, ist Andreas Matthä stolz.
Seit acht Jahren wird gebaut
2012 fiel der Spatenstich für das Großprojekt „Semmering-Basistunnel neu“. Nach etlichen Vorarbeiten, wie dem Bau von Umfahrungsstraßen, Ersatzwasserversorgungsanlagen und einer Deponie, starteten 2014 dann die eigentlichen Grabungsarbeiten. Der Semmering-Basistunnel wird von fünf Stellen aus gleichzeitig errichtet. Auf den meisten Baustellen mussten vorab Zugangstunnel und -schächte gebaut werden, um die eigentlichen Tunnelröhren graben zu können. 2019 startete der Umbau des Bahnhofs Mürzzuschlag. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.
Der Bahnhofsumbau in Mürzzuschlag wurde uneingeschränkt mit verschärften Sicherheits- und Abstandsregelungen weitergeführt. Das zukünftige Portal nimmt bereits Formen an, ebenso wie die Park&Ride-Anlage, die 2021 fertiggestellt wird.
Auf der Baustelle Fröschnitzgraben in der Mitte des Tunnels fressen sich die beiden Tunnelbohrmaschinen Carl und Ghega durch das Gebirge in Richtung Gloggnitz: Im Fröschnitzgraben hat nun auch Tunnelbohrer „Ghega“ – wie sein Bruder „Carl“ – mehr als drei Kilometer in den Streckenröhren Richtung Gloggnitz hinter sich gebracht. Auch in Richtung Mürzzuschlag sind vom Fröschnitzgraben ausgehend rund drei Kilometer geschafft – die werden allerdings geologiebedingt mit der flexibleren Bagger-Spreng-Methode („zyklischer Vortrieb“) errichtet. Auch auf der Tunnelbaustelle Grautschenhof bei Mürzzuschlag setzt man auf diese Methode: Dort sind die beiden Tunnelröhren rund 1,5 Kilometer in beiden Richtungen gegraben.
Im niederösterreichischen Abschnitt ist man in einem tunnelbautechnisch besonders anspruchsvollen Bereich angelangt: Im niederösterreichischen Gloggnitz wird intensiv an der Stabilisierung der Tunnelröhre gearbeitet, in der es im Frühjahr 2019 zu einem Schlammeintritt gekommen war. Derzeit bereitet man sich auch in Gloggnitz auf den Einbau der zukünftigen Innenschale vor. Auf der Baustelle Göstritz bauen die Mineure mit erhöhter Sorgfalt und zusätzlichen Wasserhaltungsmaßnahmen weiter an den künftigen Tunnelröhren.



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