Initiative "Mein Wirt"
Auf Stimmungsfang bei unseren Wirtinnen und Wirten
Initiative "Mein Wirt": Teuerungen, Personalnot, veränderte Ansprüche der Gäste: MeinBezirk.at war auf Tour durch den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag und hörte sich bei unseren Wirtinnen und Wirten um, wo die Herausforderungen liegen.
BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. In unserer Serie "Mein Wirt" nehmen wir uns der Problematik des "Wirtshaussterbens" an, wollen eine Plattform für unsere Gastronominnen und Gastronomen, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für Gäste sein. Die Woche machte sich im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag auf den Weg, um die aktuelle Stimmung unter den Wirtinnen und Wirten einzufangen. Die Themen, die sie bewegen: Personalnot, die Teuerung, aber auch die aufgrund dessen veränderten Ansprüche der Gäste.
In der "Jausnerei"
Christoph Lang von der "Jausnerei" in Kindberg-Mürzhofen ist "Wirt mit Herzblut", wie er sagt. Aktuell reagiert er auf die Teuerung so, indem er mit einer eigenen Catering-Firma das Angebot ergänzt. Viele würden es mittlerweile bevorzugen, daheim zu feiern, in "ungezwungenem Rahmen, mit kleinem eigenen Aufwand, aber günstiger". "Natürlich macht nicht nur uns die Teuerung zu schaffen, sondern auch den Gästen. Die Frage der Fragen ist: Wie schaffst du den Spagat, gerade so viel zu verlangen wie nötig, aber nicht zu viel, sodass der Gast auch noch kommt."
Dass er heutzutage für eine Hochzeit oder eine andere Feier ein fünf bis sechs Seiten langes detailliertes Angebot verfassen muss, ist für Lang schon aufwendiger Standard. "Natürlich vergleichen die Leute auch hier Preise und wollen mit Verhandlungen ein immer noch und noch günstigeres Angebot", so Lang.
Auch das Thema Personal ist bei Lang omnipräsent, ist auch er aktuell auf der Suche nach weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er kritisiert die Qualität des zur Verfügung stehenden Personals, die jedoch "hausgemacht ist", wie er sagt.
Beim "Granitzbauer"
Hannes Schrotthofer hat schon vor einem Jahr auf die Herausforderungen in der Gastronomie reagiert, sich mit der Errichtung von fünf "Wiesenquartieren" neben seinem Gasthof in Langenwang ein zweites wirtschaftliches Standbein geschaffen. Ohne dieses sei er sich nicht sicher, ob er jetzt noch offen hätte. Dass ein Gasthaus aber jeden Tag geöffnet sein muss, sieht er nicht ein. "Es muss nicht immer alles so sein, wie es immer war. Ich möchte mein Gasthaus erhalten, das heißt aber nicht, dass ich deswegen rund um die Uhr offen haben muss", spricht Schrotthofer das Unverständnis einiger an.
Und aktuell? "Wir werden die Öffnungszeiten weiter reduzieren bzw. sie der Nachfrage anpassen, um nicht alle Mehrkosten auf die Gäste umwälzen zu müssen", so Schrotthofer. Auch eine Greisslerei im Gasthaus selbst ist geplant. Die Gastronomie habe viel zu lange, viel zu günstig angeboten und das auf "Kosten des Personals", wie der "Granitzbauer" betont. "Ein Menü um zehn Euro kann es einfach nicht geben", betont Schrotthofer.
Im Waldheimathof
Warum in letzter Zeit einige Wirtshäuser im Bezirk schließen mussten? Hier sehen Sabine und Hannes Rothwangl vom Gasthof zur Waldheimat in Krieglach ein Problem bei der Suche fehlender Nachfolgerinnen und Nachfolger. Die Personalsuche sei auch bei ihnen einige Zeit ein Problem gewesen. "Nicht jedoch, als wir dann vor Jahren den Sonntag zum Ruhetag gemacht haben", erinnert sich Hannes Rothwangl.
Um als Wirt attraktiv zu bleiben, sei es wichtig, immer wieder was Neues zu probieren. Machen doch vom Umsatz her 50 Prozent das Essen, 25 Prozent die Getränke und 25 Prozent die Nächtigungen bei ihnen aus. Auch sie seien froh, dass sie die Zimmer quasi als weiteres wirtschaftliches Pendant anbieten können. Apropos Nächtigungen: "Ein bisschen mehr Touristen in unserer Region wären schon wünschenswert", so Sabine Rothwangl.
Im Cafè "daContini"
Nino Contini, Inhaber des Cafés "da Contini" in Mariazell: "Zwei Dinge brennen uns ganz besonders unter den Nägeln. Im ländlichen Raum ist es besonders schwer, Mitarbeiterinnen und Mitarbieter zu finden, die auch am Wochenende arbeiten wollen. In Mariazell ist halt das Hauptgeschäft samstags und sonntags. Unter dem Personalengpass haben die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu leiden; die Einhaltung von Sperr- und Ruhezeiten wird immer mehr zur Herausforderung", betont Contini.
Besorgniserregend sei auch der Generationenwechsel unter den Gastronominnen und Gastronomen selbst. Viele Traditionsbetriebe im Familienbesitz sperren zu, weil sich keine Nachfolgerin oder kein Nachfolger mehr findet.
"Die Teuerungswelle setzt uns Gastronomen besonders zu. Wir können bei Weitem nicht alles 1:1 an den Gast weitergeben, trotzdem passiert es, dass ein Bananensplit plötzlich 9,20 Euro kostet. Sinnvoll wäre eine Herabsetzung der Mehrwertsteuer, damit könnte man einiges abfedern", so Contini weiter.
Aktion "Mein Wirt"
Wir kämpfen um unsere Wirtsleute: Mit der Initiative "Mein Wirt" nehmen wir uns der Problematik des "Wirtshaussterbens" an; rufen alle Gastronominnen und Gatronomen im Bezirk, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Gäste auf, uns zu sagen, wo die Probleme und die Herausforderungen liegen, aber auch, was unsere Gastronomiebetriebe ausmacht und was sich verändert hat. Die Gründe, warum Gastronomiebetriebe zusperren, sind mannigfaltig wie auch der Anlass, Öffnungszeiten oder Angebot zu reduzieren – all diese Entwicklungen interessieren uns!
Die Probleme und Herausforderungen, aber auch die Themen, die den großen Mehrwert unserer Gastronomiebetriebe ausmachen, wollen wir beim ersten Stammtisch sammeln, analysieren und einordnen (Datum, Ort und Lokalität werden noch bekanntgegeben).
Mehr zur Aktion "Mein Wirt":
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