Gastro-Fachkräfte fehlen
"Die Gäste will man auch nicht enttäuschen"

- Wenn Mitarbeiter fehlen, bleiben die Tische ungedeckt.
- Foto: Pixabay
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Der Fachkräftemangel in der Gastronomie hat sich weiter verschärft. Ein betroffener Wirt aus dem Murtal schildert weitere Herausforderungen - diese reichen bis hin zur Anstiftung zum Sozialbetrug.
MURAU/MURTAL. Die Zeit während und auch nach der Pandemie war für die Gastro-Szene nicht unbedingt die einfachste. Nach den Lockdowns sorgten hohe Energiepreise und die Inflation für Herausforderungen. Dazugekommen ist eine - gelinde gesagt - äußerst schwierige Situation am Arbeitsmarkt.
Haubenküche oder Hausmannskost
"Wir hatten jahrelang keinen Lehrling mehr - es meldet sich einfach niemand", berichtet ein erfahrener Wirt aus der Region Murtal, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Interessant ist für die Jugend anscheinend nur noch die Haubenküche, Hausmannskost ist offensichtlich nicht mehr so spannend", schildert er.
Betrug erwünscht
Beobachtet habe er aber auch eine weitere, besorgniserregende Entwicklung: "Immer öfters kommen potentielle Arbeitskräfte, die gerne Vollzeit arbeiten würden, aber nur geringfügig angestellt werden möchten, damit sie ihre Unterstützungsleistungen nicht verlieren", erzählt der Wirt. Ein Wunsch, den er bereits öfters vernommen hätte, aber natürlich habe er diese Vorgehensweise immer abgelehnt. Rein rechtlich wäre das nämlich Sozialbetrug.
Rechtlich fragwürdig
Bestätigt wird das auch beim Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark: "Das geht natürlich nicht. Das wäre wackelig und rechtlich fragwürdig. Wenn wir von so etwas erfahren, dann wird das strafrechtlich verfolgt", sagt AMS-Sprecher Stefan Tauscher. Grundsätzlich sei auch die Intention des AMS, "dass Leute in Vollzeit tätig sind". Geringfügige Arbeit sei natürlich nicht verboten, diese müsse dann aber auch so gemeldet werden.

- Fachkräfte in der Gastro sind gefragt, aber nicht einfach zu finden.
- Foto: davit85/stock.adobe.com
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Bereitschaft sinkt
Der betroffene Wirt berichtet jedenfalls, dass solche Forderungen schön öfters gestellt wurden. Zudem habe er beobachtet, dass bei Arbeitskräften die Bereitschaft zu grundsätzlichen Tätigkeiten wie Abwaschen und Reinigen sinke, die Sprachbarriere bei Asylberechtigten ein Hindernis sei oder generell die hohe Fluktuation bei Mitarbeitern Probleme bereite. "Wenn Arbeitskräfte fehlen, kann man nur schwierig Feiern und Feste annehmen, gleichzeitig will man aber auch die Gäste nicht enttäuschen ..." Das Problem wird dann häufig so gelöst, dass der Chef selbst bis zu 16 Stunden am Tag hinter der Theke steht.
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