Warum das „neuartige“ Coronavirus gar nicht so neuartig ist

Foto: Bild: Pixabay

Seit Jänner werden wir mehr oder weniger ununterbrochen medial mit einem Coronavirus traktiert, das nicht ohne das Adjektiv „neuartig“ daher kommen darf. Neuartig macht neugierig, kreiert Spannung, lässt Gefahr ahnen und macht einen Hauch von James Bond oder ‚Men in Black‘.

Noch blieb es seriös, wobei die Unterstellung der Neuartigkeit gleich zu hinterfragen sein wird. Als Steigerung garniert der Boulevard das Virus noch mit dem Attribut tödlich. Wenn man daran und nur daran stirbt, ist es tatsächlich tödlich. Sonst aber nicht.

Aber zurück zur Neuartigkeit. Die Pharmabranche hinkt jedes Jahr hinter den Mutationen der Grippeviren her. Dabei werden ohnehin bereits drei oder sogar vier Varianten verimpft, aber es gibt eben Jahre wo man trotzdem daneben liegt. Und wenn sie dann noch Tiernamen von Schweinen oder Vögeln bekommen, ist Feuer am Dach und die Sterblichkeit ziemlich hoch. Der H1N1 Virus hat seit 1918 eine Reihe von Subtypen, die sich von Jahr zu anders benehmen, ohne sich mit dem Adjektiv neuartig schmücken zu dürfen.

SARS-Cov-2 darf, denn es hatte nur zwei Vorläufer, nämlich SARS und MERS. Wobei einer Veröffentlichung aus Wuhan und Peking vom 2. März 2019 entnommen werden kann, dass es noch das SADS Virus gab, das sich aber auf Schweine beschränkte. Stimmt, Tiere haben häufig Infektionen mit Coronaviren und die Nutztiere werden daher geimpft.

Und dann gibt es bei uns noch vier bekannte Corona-Erkältungsvieren, eingeteilt in eine alpha- und beta-Abteilung. Darauf haben im Jänner und Februar einige Fachleute hingewiesen, Hinweise die kurzfristig mit dem Adjektiv „neuartig“ abgeschmettert wurden.

Viele von uns ist das „neuartige“ Coronavirus bekannt

Jetzt stellt sich heraus, dass vor allem Kindern das „Neuartige“ durchaus bekannt ist. Bei 62 Prozent der 6- bis 16-jährigen erkennt das Immunsystem das Virus und zieht dagegen gleich so erfolgreich zu Felde, dass niemand was davon bemerkt. Dabei werden sie von den "altartigen" Coronaviren häufig ganz ordentlich krank, wovon alle Eltern ein Lied singen können.

Das trifft auch auf Erwachsene zu, bei welchem Prozentsatz ist noch offen. Die Werte schwanken da zwischen 35 Prozent in der aktuellen deutschen Studie bis zu 80 Prozent aufgrund der offenbaren Immunität von Infizierten, die ohne Symptome bleiben.

Aber warum ist das neuartige Coronavirus dem Immunsystem vieler Menschen ein alter Bekannter?

Die äußere Oberfläche eines Coronavirus besteht aus mehreren verschiedenen Proteinmolekülen, die zusammen eine Kugel bilden, um das RNA-Molekül einzukapseln, das alle Anweisungen zur Herstellung von mehr Viren enthält. Es gibt S-, M- und E-Proteine an die Antikörper andocken können um das Virus unschädlich zu machen. Insbesondere die S-Klasse wird vom Immunsystem erkannt und benutzt um das Virus unschädlich zu machen.

Und 100 andere SARS-ähnliche Coronaviren

Die EcoHealth Alliance, einer Organisation, die Tiere mit solchen Krankheiten erforscht, die auf Menschen übertragen werden können hat rund 16.000 Fledermäuse untersucht und rund 100 neue SARS-ähnliche Viren entdeckt. Peter Daszak, der Leiter der Organisation, hält es für „sehr wahrscheinlich, dass Fledermäuse in Myanmar, Laos und Vietnam SARS-ähnliche Coronaviren tragen, möglicherweise eine große Vielfalt von ihnen, und dass einige von ihnen sehr nahe an SARS-Cov-2 dran sind“.

Diese Ähnlichkeit könnte auch der Grund dafür sein, dass in Südostasien ganz wenige Infektionen und fast keine Todesfälle aufgetreten sind, so sich eben auch durch diese dort grassierenden SARS-ähnlichen Coronaviren weit reichende Immunität ergeben hat. Wobei diese 100 Coronaviren für uns eben auch „neuartig“ wären, wenn auch verwandt mit dem mittlerweile sattsam bekannten Neuartigen.

Also auch in Südostasien ist das Neuartige für das Immunsystem eine gute Bekannte.

Noch mehr Neuartigkeiten

Ich kann durchaus verstehen, dass die weltweite Virologen Community die öffentliche Aufmerksamkeit in vollen Zügen genießt und sie nicht mehr missen möchte. Es muss ein neuartiges und wohltuendes Gefühl sein, wenn die Regierung nach deiner Pfeife tanzt.

Neuartig sind sicher auch die getroffenen Maßnahmen, wobei es dabei gelegentlich auch zu Unklarheiten und Abartigkeiten  kommt, selbst wenn „alles richtig gemacht“ wurde. Auf Twitter warnte gestern ein deutscher Bundestagsabgeordneter vor Innenräumen. Wohnen und Arbeiten ohne Innenräume wäre sicher sogar eine ganz neue Neuartigkeit.

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