Alarmierender Klimabericht
„Veränderungen, die alle nicht angenehm sind“
Ein aktueller Klima-Report aus Bayern lässt auch in Oberösterreich die Alarmglocken schrillen.
OÖ. Unser deutsches Nachbarbundesland Bayern hat seinen zweiten Klima-Report veröffentlicht, der eine umfassende Bestandsaufnahme zu den Folgen des Klimawandels darstellen soll. So errechnen die bayrischen Klimaexperten, dass die mittlere Temperatur bis 2100 um bis zu 4,8 Grad Celsius gegenüber dem Vergleichszeitraum 1971 bis 2000 ansteigen würde, wenn keine geeigneten Klimaschutzmaßnahmen getroffen würden. Auch ein massiver Anstieg auf rund 40 Hitzetage (mehr als 30 Grad Celsius) pro Jahr wird prognostiziert – das wäre eine Verzehnfachung gegenüber dem Vergleichszeitraum.
Klimaexpertin: „Alles nicht angenehm“
„Diese Ergebnisse stehen in Einklang mit den für Österreich berechneten Ergebnissen. Neuere Erkenntnisse schmälern die Bandbreite der möglichen Temperaturentwicklung, mit höher liegenden mittleren Werten“, erklärt die renommierte Klima(wandel)forscherin Helga Kromp-Kolb. Hitze bleibe die wesentliche gesundheitliche Herausforderung des Klimawandels.
Höhere Temperaturen hätten aber auch Auswirkungen auf andere Klimagrößen – so könnten Gewitter bis zur doppelten Niederschlagsmenge bringen, was unweigerlich zu vermehrten kleinräumigen Überschwemmungsereignissen führen würde. Außerdem seien unsere Wälder in Gefahr, weil das Klima dem Borkenkäfer immer mehr in die Hände spielen würde. Insgesamt, so Kromp-Kolb, würde es „jede Menge Veränderungen geben, die alle nicht angenehm sind“.
OÖ als „trauriges Schlusslicht“
Wurden innerhalb der EU bei den CO2-Emissionen seit 1990 um über 24 Prozent eingespart, hatte Österreich in dieser Zeit sogar einen leichten Zuwachs zu verzeichnen. Momentan sei Oberösterreich mit 7,3 Tonnen CO2-Verbrauch pro Kopf und Jahr das „traurige Schlusslicht“ im Österreich-Vergleich. „Das Zeitfenster für Reduktionsmaßnahmen schließt sich rapid – es wäre besser, weniger perfekte Lösungen umzusetzen und nachzubessern als noch länger zu zögern“, so Kromp-Kolb.
„Zukunftsbranche“ Energie- und Umwelttechnik
„Das lässt für mich einmal mehr die Alarmglocken schrillen. Wir müssen die aktuelle Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise als Chance sehen und alle Investitionen unter die Prämisse des Klimaschutzes stellen“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne). „Oberösterreich hat das Potential, mit seiner boomenden Zukunftsbranche der Energie- und Umwelttechnik und der Weltmarkführerschaft dutzender Unternehmen wieder Klimaschutz-Vorreiter zu werden“, ist sich Landesrat Kaineder sicher.
Gesetz in der Pipeline
Einer der wichtigsten Hebel könnte dabei das derzeit auf Bundesebene in Arbeit befindliche „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“ werden, hofft Kaineder. Das Gesetz soll den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 100 Prozent bringen und unter anderem große Förderpakete zur Beforschung der energetischen Nutzung von Wasserstoff in der Industrie beinhalten. „Vor allem auch die starke Oö. Industrie wird einen enormen Schub in Richtung Zukunft durch eine Beschlussfassung bekommen“, so Kaineder.
Für „Klarheit und Planungssicherheit“
Das Gesetz sei längst fertig, werde aber aktuell durch die starke Lobby der Gaswirtschaft blockiert. „Wir können die Energiewende nicht wegen Einzelinteressen aufs Spiel setzen und gerade so wichtige Player wie die voestalpine als wichtigste Arbeitgeberin in Oberösterreich braucht schleunigst Klarheit und Planungssicherheit“, fordert Kaineder.
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