Spatenstich in Saalfelden
Neue Kinderbetreuungszentrum nimmt Formen an
Saalfelden erhält ein neues Kinderbetreuungszentrum für Kinder unter drei Jahren. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, sodass viele Kinder keinen Platz bekommen konnten. Bei der Kinderbetreuung herrscht Einigkeit unter den Parteien, bei diesem Thema ziehen alle an einem Strang.
SAALFELDEN. In Saalfelden entstehen zusätzliche Krabbelgruppen, der Spatenstich hierfür fand kürzlich statt. Im Bereich des Schulzentrums Bahnhof wird ein Krabbelgruppenzentrum errichtet – die Betreuungseinrichtung MIKI (Mittelpunkt Kind) übersiedelt im Herbst 2023 in das neue Gebäude.
"Der Bau ist notwendig, da sich die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahre verdoppelt hat. Bis zum Herbst 2023 stocken wir das Angebot in gemeindeeigenen Einrichtungen von 48 auf 96 Plätze auf. In der Vergangenheit haben wir gemerkt, dass es sehr viele Anmeldungen gibt, aber zu wenig Betreuungsplätze. Wir werden den Bedarf nicht zu 100 Prozent decken können, aber zu einem sehr großen Teil", betont Erich Rohrmoser, Bürgermeister der Stadtgemeinde Saalfelden.
Für die Zukunft wurde auch bereits Platz geschafft
Das neue Krabbelgruppenzentrum bietet Platz für acht Gruppen (pro Gruppe acht Kinder). Wenn sich in der Zukunft der Bedarf nach Betreuungsplätzen weiter erhöht, besteht die Möglichkeit, zwei weitere Gruppen im Zentrum zu eröffnen.
"Alle Parteien ziehen bei diesem Projekt an einem Strang, das freut mich als Bürgermeister sehr. Es zeigt, dass uns allen die Kinderbetreuung sehr am Herzen liegt," betont Erich Rohrmoser.
Fußballplatz bleibt für sportliche Aktivitäten erhalten
Das neue Betreuungszentrum wird auf dem Sportplatz des Schulzentrums Bahnhof auf einer Fläche von ungefähr 1.800 Quadratmetern errichtet – bei der Planung wurde darauf geachtet, dass die Nutzung des Sportplatzes weiterhin gegeben ist, so Architekt Ulrich Stöckl.
"Das neue Bauwerk wird in drei Vollgeschoße gegliedert und verfügt über einen 255 Quadratmeter großen Dachgarten. Dieser bietet nicht nur eine hochqualitative Freifläche, sondern auch die Möglichkeit für eine spätere Erweiterung des Gebäudes. Neben acht Gruppenräumen werden ein Speisesaal, eine Küche sowie Räumlichkeiten für Personal, Vorbereitung und Lehrmittel eingerichtet", ergänzt Stöckl.
Explodierende Materialkosten sorgten für steigende Baukosten
Auch bei diesem Projekt sind, so wie auch bei anderen aktuellen Bauvorhaben, die Kosten enorm gestiegen – zu Beginn der Planung rechneten die Beteiligten mit vier bis fünf Millionen Euro an Kosten. Am Ende musste das Budget für das Kinderbetreuungszentrum aufgrund steigender Materialkosten auf rund sieben Millionen Euro aufgestockt werden.
Doppelte und dreifache Preissteigerung
Betrachtet man die Preissteigerung, ist die Aufstockung der Baukosten nicht unbegründet – der Preis für Stahl stieg innerhalb eines Jahres um das Dreifache, der für Schaltafeln um das Doppelte.
"Die Gemeindevertretung hat sich trotz der Preissteigerungen und Corona dazu entschlossen, das dringend benötigte Kinderbetreuungszentrum selbst zu bauen und nicht an einen anderen Anbieter abzutreten", erklärt Vizebürgermeister Thomas Haslinger.
Auf die Umwelt wird großen Wert gelegt
Die Kinder erhalten hier dafür ab Herbst nächsten Jahres modernste Räumlichkeiten sowie einen abenteuerlichen Außenbereich, diese laden zum Entdecken und Wohlfühlen ein. Beim Bau wird auch auf eine umweltfreundliche Haustechnik großen Wert gelegt: Dächer werden bepflanzt, Fassaden begrünt, eine Photovoltaikanlage sorgt für eine ordentliche Klimatisierung, geheizt wird im Winter mit einem Pelletskessel.
Gasbrenner ade – neues System herzlich willkommen
Auch das Schulzentrum erhält eine Pelletsheizung, somit können die alten Gasbrenner ausgetauscht werden. Damit Wärme und Strom auch dort ankommen, wo sie benötigt werden, können diese zwischen den Gebäuden ausgetauscht werden – ein sogenanntes Mikronetz entsteht.
18 Gruppen für Kinder gibt es in Saalfelden
Aktuell gibt es in der Stadtgemeinde Saalfelden 450 Betreuungsplätze für Kinder in insgesamt fünf Einrichtungen. Aufgeteilt sind diese in 18 Gruppen, davon sind 14 Gruppen für inklusive Entwicklungsbegleitung vorgesehen.
Kinderbetreuungsplätze mal anders: "Jung trifft Alt"
Um den steigenden Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen vor allem für Kinder unter drei Jahren bereits dieses Jahr einigermaßen decken zu können, entstehen auf dem Areal des Seniorenwohnheimes Farmach zwei Gruppenräume in Form von Containermodulen. Dieses pädagogische Konzept nennt sich "Jung trifft Alt".
Katharina Jan, Koordinatorin für Kinderbetreuung bei der Stadtgemeinde erklärt, was hinter dem Konzept steckt:
"Beide Seiten sollen davon profitieren – viele Kinder wachsen heutzutage ohne männliche Bezugsperson auf, hier im Seniorenwohnheim haben sie die Möglichkeit, mit einem 'Ersatzopa' Zeit zu verbringen. Des Weiteren wird die Kommunikation mit- und das Verständnis füreinander gefördert."
Die ersten drei Lebensjahre sind wichtig und prägend
Hier ist es laut Jan auch möglich, einen Betreuungsplatz auf zwei Kinder aufzuteilen. Möglich sei dies, da einige Eltern das Betreuungsangebot lediglich an zwei bis drei Tagen in der Woche in Anspruch nehmen.
"Wir sind froh, dass die Stadtgemeinde die Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren aufstockt, damit wir den Bedarf einigermaßen decken können. Fraglich ist für mich und die Pädagoginnen und Pädagogen allerdings, ob der Mangel an Betreuungsplätzen tatsächlich an der Gemeinde liegt. Viele Eltern bleiben aus diversen Gründen nicht lange zu Hause. Dabei sind die ersten drei Jahre so prägend und extrem wichtig für Eltern und Kinder", ergänzt Katharina Jan.
Jan ergänzt außerdem mit ernster Mine, dass sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in gewisser Weise Polizei "spielen" müssen, um genauestens zu prüfen, ob alle Kinder, die für einen Betreuungsplatz angemeldet sind, diesen auch tatsächlich benötigen.
"Leider passiert es aber immer wieder, dass beispielsweise Alleinerziehende auf der Strecke bleiben und für ihr Kind keinen Betreuungsplatz bekommen, obwohl sie ihn dringend benötigen würden", erläutert Katharina Jan nachdenklich.
"Erfreulicher Weise stagniert die Zahl, der in Saalfelden lebenden Personen. Das zeigt, dass wir keine Abzugsgemeinde sind, wie andere Pinzgauer Gemeinden. Damit das auch so bleibt, müssen wir versuchen, genügend Angebote zu schaffen, damit Saalfelden auch weiterhin ein guter Platz zum Leben ist – das neue Kinderbetreuungszentrum trägt sicherlich einen wertvollen Beitrag dazu", argumentiert Saalfeldens Bürgermeister Rohrmoser abschließend stolz und überzeugt.
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