Klaus Roitinger
Spieler, Jahrhunderttrainer und fußballerischer Frühpensionist

Klaus Roitinger (62) wurde von den Fans zum Jahrhundertrainer gewählt und genießt nun seine Pension.  | Foto: Friedl
  • Klaus Roitinger (62) wurde von den Fans zum Jahrhundertrainer gewählt und genießt nun seine Pension.
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ÖFB-Cup-Sieger, Aufstiegs- und Jahrhunderttrainer: Kein anderer Name steht so für die Erfolge der SV Ried, wie der von Klaus Roitinger. Der 62-jährige Pensionist war allerdings nicht nur Trainer, sondern auch Spieler der SVR.

RIED. Im 17. Teil der Serie „Unterhaus-Legenden“ spricht der ehemalige Offensivspieler über seine Anfänge in Weibern, seinen Wechsel zur SV Ried und auch darüber, was er vom „Klaus-Roitinger-Stadion“ hält.

Wann sind Sie erstmals mit dem Fußball in Berührung gekommen?
Klaus Roitinger:
Ich bin ein „Wirtshausbub“ und hinter unserem Gasthaus befindet sich der Sportplatz. Meine Mutter sagte immer, sie habe sich nie Sorgen machen müssen um mich, da sie immer wusste, wo ich war. Mit zehn Jahren habe ich in Weibern bei den Junioren gespielt, das war die einzige Jugendmannschaft, die es gab.

Nach den Junioren kam damals schon die Reserve- und die Kampfmannschaft?
Richtig! Mitte der 70er rückten etliche junge Fußballer in die Kampfmannschaft hoch. Ich feierte mit 15 Jahren dort mein Debüt. Was danach kam, war einfach nur toll. Wir schafften es damals, bis in die Bezirksliga aufzusteigen. Da vor der 2. Liga nur die 1. und 2. Landesliga kamen, war damals der Stellenwert der Bezirksliga größer als heute. 1980 wurden wir sogar vor Andorf und Esternberg Herbstmeister. Leider verletzte sich unser Torhüter und wir wurden am Ende „nur“ Zweiter.

"Ich feierte mit 15 Jahren mein Debüt. Was danach kam, war einfach nur toll. Wir schafften es damals, bis in die Bezirksliga aufzusteigen." Roitinger über die Zeit in Weibern.

Was machte Weibern so stark?
Etliche junge, motivierte und talentierte Fußballer, gepaart mit engagierten ehrenamtlichen Funktionären, die uns führten und uns Werte wie Toleranz beibrachten, das war unser Erfolgsgeheimnis. Für Weibern war es die goldene Fußballzeit. Ich denke sehr gerne zurück.

Im Sommer 1981 wechselten Sie in die damalige 2. Division (2. Liga) zur Union Wels. War dieser persönliche Aufstieg schwierig?
Nein, überhaupt nicht. Ich wurde dort Stammspieler und wir schafften den Sprung in die 1. Division, also in die Bundesliga. Dort konnte ich mich allerdings nicht durchsetzen und absolvierte nur ganz wenige Partien. 1983 wechselte ich für zwei Jahre zur Union Vöcklamarkt, dort fühlte ich mich auch sehr wohl.

1985 dann der Wechsel nach Ried…
Mit 25 Jahren kam ich zur SV Ried und 1988 wurden wir unter Ernst Knorrek Landesliga-Meister. Aufgestiegen in die 2. Division sind wir nicht, da wir in der Relegation scheiterten.

Ernst Knorrek ging zum LASK und der Trainer Klaus Roitinger war quasi „geboren“…
Ja. Meine Ausbildung zum Trainer begann bereits 1985, da es für mich klar war, dass ich einmal Trainer werden möchte. Ende der 80er hatte ich bereits die A-Lizenz in der Tasche. In der Landesliga spielten wir zu diesem Zeitpunkt vor rund 1000 Zuschauern und in meinem ersten Jahr als Spielertrainer wurden wir Vizemeister. Für mich ist diese Mannschaft rund um Gerhard Lehrer, Karl Vietz, Hansi Großbötzl, Bernhard Grünbart, Hans-Peter Bichler, Georg Lohner, Rudi Diermeier, Reini Enghuber oder Othmer Großbötzl, um nur einige Namen zu nennen, die beste Amateurmannschaft, die die SVR je hatte. Als Trainer war mein Ziel klar: Diese fußballverrückte Stadt muss in die 2. Division! 1990 scheiterten wir allerdings als Meister erneut in der Relegation.

"Als Trainer war mein Ziel klar: Diese fußballverrückte Stadt muss in die 2. Division." Klaus Roitinger.

1991 klappte es dann doch! Im entscheidenden Spiel gegen Flavia Solva siegte die SVR mit 3:0. Sie trafen dabei doppelt. Was sind hier Ihre Erinnerungen?
Der Aufstieg in die 2. Liga war für die SV Ried schon unglaublich. Zu diesem Spiel kamen 6000 Zuschauer und mir gelangen diese beiden Treffer. Für mich mein persönliches fußballerisches Highlight.

1995 folgte der nächste Schritt: Aufstieg in die Bundesliga! War Ried damals in der zweiten Liga Außenseiter?
Es gab mit der Vienna, dem GAK oder dem LASK andere Teams, die schon aufgrund ihrer Historie auf dem Papier besser waren. Wir haben die Rolle des Underdogs bewusst und gerne angenommen, wussten aber auch, dass wir enormes Potenzial hatten. Mit Günter Steininger, Herwig Drechsel, Michael Angerschmid oder Oliver Glasner waren da schon sehr talentierte Fußballer in unseren Reihen.

"Wir haben die Rolle des Underdogs bewusst und gerne angenommen, wussten aber auch, dass wir enormes Potenzial hatten." Roitinger über die Saison, in der die SVR erstmals in die Bundesliga aufstieg.

SV Ried in der Bundesliga! War das damals ein Abenteuer?
So kann man es durchaus ausdrücken, ja! Jeder dachte wir gehen sofort wieder runter – uns sei quasi „der Aufstieg passiert“. Doch dem war nicht so, auch wenn man betonen muss, dass uns diese unglaubliche Aufbruchstimmung im Innviertel, mit bis zu 10.000 Zuschauern bei den Spielen, extrem half. Es war eine super Zeit mit vielen Erfolgen. Vom Zeugwart bis zum Masseur, aber natürlich auch die klug handelnden Funktionäre, alle haben ihren Beitrag geleistet.

Gab es Trainer, die Sie besonders prägten?
Nein, aber in meiner Zeit bei der SV Ried habe ich sehr oft meine Co-Trainer – wie zum Beispiel Nik Brunner oder Alois Jodlbauer - um Rat gefragt. So haben wir viele Entscheidungen gemeinsam getroffen.

1999 und nach einem Cupsieg beendeten Sie mit gerade einmal 38 Jahren Ihre Trainerlaufbahn. Warum?
Kurz gesagt: Ich war leer. Heute würde man wohl sagen, dass ich ein Burnout hatte. Elf Jahre lang habe ich die SVR 24/7 gelebt. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich habe diese Entscheidung niemals bereut.

Sie sind zum Jahunderttrainer gewählt worden und vor Kurzem wurde das alte Rieder Stadion zum „Klaus Roitinger-Stadion“ umbenannt? Was macht das mit Ihnen?
Es freut mich natürlich, aber das ist fast schon zu viel der Ehre. Ich bin für die Zeit damals der Überbegriff. Alles, was wir damals erreicht haben, ging nur gemeinsam – ich war der wichtigste Mosaikstein.

"Ich war leer. Heute würde man wohl sagen, dass ich ein Burnout hatte." Roitinger beendete 1999 seine Trainerkarriere. 

1995 der Aufstieg! Knapp 28 Jahre später ist es fast schon selbstverständlich, dass die SV Ried in der Bundeliga spielt. Wie sehen Sie das?
Für viele ist es wohl selbstverständlich geworden, dass ein Verein wie die SV Ried in der Bundesliga spielt, doch es ist nach wie vor ein Riesenerfolg. Damals, beim Aufstieg 95, war es natürlich noch was anderes. Der Reiz des Neuen schürte die Euphorie – Erstliga-Fußball war damals der Wahnsinn und eine Sensation.

Schauen Sie noch Fußball im Stadion?
Ich bin seit vielen Jahren Dauerkartenbesitzer bei der SVR und sitze gemeinsam mit meinen Freunden auf demselben Platz im Stadion. Gelegentlich bin ich auch in Frankfurt.

Wie schätzen Sie die Arbeit von Frankfurt Trainer Oliver Glasner ein?
Der Oliver leistet hervorragende Arbeit und hat den Olymp noch nicht erreicht. Die Großclubs haben ja schon ein Auge auf ihn geworfen. Außerdem bin ich mir sicher, dass er irgendwann einmal Nationaltrainer wird. Denn dann ist der Familienmensch Glasner wieder zu Hause.

Auch als Podcast

Teil 1 der Serie: Hajrudin Hajric
Teil 2 der Serie: Helmut Dirnberger
Teil 3 der Serie: Markus Erlach
Teil 4 der Serie: Felix Brunninger
Teil 5 der Serie: Christoph Vogetseder
Teil 6 der Serie: Rudolf Bäcker
Teil 7 der Serie: Roman Baumgartner
Teil 8 der Serie: Igor Sandrk
Teil 9 der Serie: Thomas Reiter
Teil 10 der Serie: Josef Wetscher
Teil 11 der Serie: Mario Krämer
Teil 12 der Serie: Rudi Spindler
Teil 13 der Serie: Werner Sickinger
Teil 14 der Serie: Werner Skopetz
Teil 15 der Serie: Daniel Petershofer
Teil 16 der Serie: Martin Pillichshammer
Teil 18 der Serie: Dominik Lindorfer

Historische Aufstellung: Cup-Finale 1998: SV Ried - Sturm Graz 3:1
Tore: 1:0 (11./Elfmeter) Stanisavljevic, 2:0 (33.) Drechsel, 2:1 (88.) Reinmayr, 3:1 (90.) Scharrer
Gelb/Rot: Steininger (40.); Schupp (10.)

SV Keli Ried: R. Unger; Hujdurovic (61. Glasner), Steininger, Stanisavljevic, A. Jank; Rothbauer (90. O. Graf), Angerschmid, (90. St. Hartl), H. Zeller; Scharrer, Drechsel; Strafner

Sturm Graz: Sidorczuk; Foda; Milanic (30. Posch), Neukirchner (70. Spiteri); Hopfer, Schupp, Mählich, Prilasnig (25. Kocijan); Reinmayr; Vastic, Haas

Gerhard-Hanappi-Stadion, 5000; Benkö

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