Psychologie und Psychotherapie
Zwang und Zwangsstörungen

Was ist eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung liegt dann vor, wenn sich eine Person subjektiv gezwungen fühlt, Dinge zu tun oder zu denken, die sie nicht will, die ihr eigentlich als unsinnig erscheinen und gegen welche sie sich innerlich wehrt.

Menschen mit Zwangsstörungen rationalisieren ihr irrationales Verhalten mit Erklärungen, die scheinbar vernünftig sind. Sie leiden allerdings unter der Sinnlosigkeit der Kontrolle. Ihr Grundgefühl ist, dass immer alles passieren könnte und sie selbst dann schuld wären.

Menschen mit Zwangsstörungen verbrauchen häufig ihre gesamte Lebensenergie, um sich in ihrem Alltag durch Zwangsrituale, durch Reinigung, Waschen und Zwangsgedanken abzusichern. Diese äußeren Handlungen lenken sie von ihren echten und authentischen Gefühlen, Emotionen und Bedürfnissen ab. Authentische Wünsche werden dann stellvertretend zu zwanghaften Ersatzhandlungen, für welche zwanghafte Personen all ihre Kraft aufbrauchen.

Zwanghafte Menschen suchen absolute Sicherheit

Beim Zwang handelt es sich um ein verzweifeltes Ankämpfen gegen die Unmöglichkeit, absolute Sicherheit im Leben zu bekommen. Zwanghafte Menschen suchen existentielle Sicherheit.

Der Teufelskreis der Zwänge

Menschen mit Zwangsstörungen kommen rasch in einen Teufelskreis. Je mehr der/die Betroffene* Sicherheit will, desto mehr kommt er/sie in den Zwang, da er/sie beim Streben nach Sicherheit notgedrungen die Erfahrung macht, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Dies verunsichert die betroffenen Menschen zusätzlich.

Das wird etwa am Beispiel des Grübelzwangs ersichtlich: Der zwanghafte Menschen erschrickt über die Möglichkeit, dass man etwas vergessen oder übersehen könnte. Dies lässt sich auch niemals widerlegen, da die Annahme, etwas vergessen zu können, immer zutrifft.

Zwang führt zu Erstarrung

Der vorherrschende Impuls bei der Zwanghaftigkeit ist das Bemühen um absolute Sicherheit. Dieses Bemühen führt zu charakteristischen Aktivismen, etwa zur Sektorisierung (das ist die Verkleinerung der Welt), zur Zuwendung zu Gefühlszuständen, zum Erstarren in Ritualen, zu Vermeidungsverhalten, zum Bekämpfen der vermeintlichen Gefahren und letztlich zum Erstarren in einer Haltung des Bekämpfens des Unvermeidbaren.

ZDF Reportage: "Waschen, Zählen Kontrollieren"

In dieser Dokumentation können Sie sehen, wie schwer und leidvoll das Leben ist, wenn Menschen unter schweren Zwangsstörungen leiden. In Deutschland gibt es etwa eine Million betroffene Menschen.

Formen von Zwängen

Es gibt verschiedene Formen von Zwängen. Die am häufigsten auftretenden sind:

  • Wasch- und Putzzwang
  • Kontroll-, Wiederholungs-, Ordnungs-, Berührungs-, Blasphemie-, Rückversicherungs-, Zähl-, Beschwörungs-, Grübelzwang
  • Zwangsgedanken: Dabei handelt es sich um zwanghaftes Denken an angstmachende Situationen
  • Zwangshandlungen: das sind Handlungen, die zum Schutz bzw. zur Abwehr ausgeführt werden

Häufigkeit von Zwängen in der Gesamtbevölkerung

2,5 Prozent aller Menschen leiden einmal in ihrem Leben an einer Zwangsstörung. Die ersten Symptome treten oft schon in der Kindheit und Jugendzeit auf. Im Alter von zwölf bis 14 Jahren ist eine Häufung des Erkrankungseintritts zu beobachten sowie im Alter von 20 bis 22 Jahren. Die Erkrankung beginnt bei Männern im Schnitt fünf Jahre früher als bei Frauen.

Komorbiditäten

Zwangsstörungen gehen häufig mit Depressionen einher, da die Krankheit viel Lebensenergie kostet, was depressiv machen kann. Die Prognose der Behandlung verschlechtert sich, wenn der Zwang länger als fünf Jahre andauert.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Zwangsstörung setzt einerseits an den Kognitionen an (etwa mit verhaltenstherapeutischen Methoden), aber auch Psychoedukation und das Aufzeigen von zwanghaften Teufelskreisen sind wichtige Behandlungsschritte. Des Weiteren sind in der Psychotherapie die Arbeit an der Haltung zum eigenen Leben und das Stärken der Selbstsicherheit, Angstkonfrontation sowie biographische Tiefenarbeit und traumatherapeutische Ansätze von zentraler Bedeutung.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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