Unsere Erde
Altbeton soll für Neubau verwendet werden

- Projektinitiator Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau mit den Betonarten. Angestrebt wird das "gelbe" Produkt in seiner Hand, das gleichwertig mit Naturstein ist.
- hochgeladen von Julia Hettegger
Cico – Circle Concrete heißt das Betonrecycling-Vorhaben der Salzburg Wohnbau und deren Forschungspartnern. Ziel ist es 70 Prozent Recyclingbeton im Neubau zu verwenden und damit Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft zu betreiben.
SALZBURG. Sechs Salzburger Unternehmer, Forscher und Baumeister haben im Sommer 2020 ein Projekt begonnen, bei dem der Baustoff Beton recycelt wird. Aber nicht indem – wie bereits gewohnt – der "alter" Beton als Schüttung für den Straßenbau verwendet wird. Vielmehr geht es um ein Art Upcycling, indem das wiedergewonnene Material mindestens dieselbe Qualität aufweist wie das alte – oder über eine Wiederaufbereitung sogar noch besser wird. Nach allen Arbeitsschritten soll quasi aus einem alten Haus ein neues Haus gebaut werden.
Bestandsgebäude rückbauen, statt abreißen
"Interessant für Salzburg ist das aus drei Gründen", erklärt Projektinitiator Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau: "Einerseits gibt es kaum neue/unbebaute Grundstücke in Salzburg. Mit unserer Technik kann man Bestandsgebäude rückbauen, statt sie abzureißen. Andererseits gibt es in Salzburg kaum Deponien für Betonstoffrestmassen, weshalb das Abrissmaterial meist über viele LKW-Ladungen außer Landes gefahren werden muss; und drittens ist selbst die Ressource Stein enden wollend." Alles in allem ist der Prozess also auch gut für den ökologischen Fußabdruck – Stichwort Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft.
"Die Zeit gebietet, dass wir intelligent mit unseren Ressourcen umgehen. Über einen bewussten Abbruchprozess können rund 70 Prozent eines Gebäudes für ein neues Gebäude verwendet werden."
Projektinitiator Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau
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38 Prozent Recyclingbeton steckt schon im ersten Projekt
Während in der Schweiz bereits 90 Prozent Recyclingbeton eingesetzt wird, sind es in Österreich aktuell nur wenige Prozent. Das Ziel des Bundesregierung sind eine 37,4-prozentige Gesamt-Recyclingquote. "In unseren ersten Projekten streben wir bereits 38 Prozent an. Auf 70 Prozent wollen wir bis zum Projektende mindestens kommen", sagt Wernik. Dafür muss eine neue Rezeptur für die Wiederverwertung, die in der Aufbereitungsanlage bei Deisl-Beton in Sulzau-Werfen durchgeführt wird, entwickelt und neue Standards der Qualitätssicherung definiert werden. Daran arbeiten die Projektpartner Uni und Fachhochschule Salzburg, zusammen mit Deisl-Beton, Baumeister Steiner und der Bautechnischen Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (BVFS) aktuell.
"Beton wird im Alter besser und härter. Daher eignet sich Beton auch so gut zum Recycling."
Clemens Deisl, Geschäftsführer Deisl-Beton.
Angewandte Forschung betreiben die Projektpartner an drei konkreten Projekten in Salzburg:
- Bundesforstehaus Schwarzach: Upcycling von 1.200 Tonnen Beton; Baubeginn Juli 2020.
- Volksschule Anif: Upcycling von 3.3000 Tonnen Beton; Gemeinde wurde schon vom Rückbau überzeugt; Baubeginn Anfang Oktober;
- Seniorenhaus Golling: Grundstück von der Salzburg Wohnbau gekauft; Baustart Dezember 2020.
Verfahren soll Bau sogar günstiger machen
"Mit jedem Projekt wächst unser Wissen. Bis Jahresende wollen wir alle benötigten Methoden evaluiert und die richtige Vorgehensweise gefunden habe. Dann werden wir für zwei bis drei Projekte einen Forschungsantrag stellen", sagt Wernik. "Bis dahin werden wir auch die Quote der Wirtschaftlichkeit erhöhen können. Denn wir müssen im Preisvergleich standhalten können. Aktuell verursacht unser Verfahren keine Mehrkosten im Vergleich zum Herkömmlichen. Wir gehen aber mittel- und langfristig von Minderkosten aus."
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