Hugo Kunzi-Preis vergeben
Grazer Med Uni-Wissenschafter ausgezeichnet

Das Forscherteam der Med Uni Graz erhielt einen mit 15.000 Euro dotierten Preis. | Foto: Med Uni Graz
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Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Med Uni Graz erforschen seit Jahren die Speiseröhrenatresie, eine angeborene Fehlbildung, bei der die Speiseröhre unterbrochen ist bzw. nicht in den Magen führt. Die Forscher bekamen nun den Hugo-Kunzi-Preis verliehen.

GRAZ. Bei der Speisenröhrenatresie endet die Speiseröhre blind oder ist über eine Fistel mit der Luftröhre verbunden. Neugeborene können die Nahrung dadurch nicht aufnehmen, weshalb innerhalb der ersten Lebenstage eine Operation zur Korrektur der Speiseröhre notwendig ist. Da die Lebensqualität Betroffener jedoch auch viele Jahre nach dem Eingriff häufig leidet, erforschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Med Uni Graz, wie sich das Mikrobiom in den tiefen Atemwegen und die Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge von gesunden Menschen unterscheiden. 

Ösophagusatresie

Diese Krankheit, auch Ösophagusatresie genannt, entwickelt sich bereits in der frühen Schwangerschaft. Die Neugeborenen kämpfen mit Würgen und vermehrtem Speichelfluss schon beim ersten Fütterungsversuch. Innerhalb der ersten Lebenstage wird eine Operation zur Korrektur der Speiseröhre durchgeführt. Nach komplikationslosem Verlauf kann wenige Tage nach der OP bereits mit der Ernährung durch den Mund begonnen werden. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Holger Till der Med Uni Graz geht der Frage nach, welche Herausforderungen Betroffenen nach der Operation bevorstehen können. Konkret untersuchen sie das Mikrobiom der Atemwege und die Leistung von Herz und Lunge um geeignete Behandlungskonzepte zu erarbeiten.

"Es ist bekannt, dass Patientinnen und Patienten, bei denen diese Atresie oder eine tracheoösophageale Fistel behandelt wurde, ein erhöhtes Risiko für langfristige Beschwerden haben. Worüber die Medizin noch wenig weiß, ist die Rolle des Mikrobioms der Atemwege sowie die Fähigkeit der Atmung und des Blutkreislaufs, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen", beschreibt Holger Toill von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Graz.

38 Personen bei der Studie

Daher lud das Forscherteam Patientinnen und Patienten, die zwischen 1980 und 2010 an der Uni-Klinik wegen einer Ösophagusatresie behandelt wurden, zu einer klinischen Untersuchung aus Lungenfunktionstest und Spiroergometrie bei körperlicher Belastung ein, um Reaktion und Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel, aber auch Lungen- bzw. Atemvolumen und Luftflussgeschwindigkeiten zur Beurteilung der Lungenfunktion zu messen. Das Mikrobiom der Atemwege wurde mittels 16S-rRNA-Gensequenzierung - einer modernen Methode zur Analyse baktierieller Gemeinschaft - aus dem Sekret der Atemwege bestimmt. 19 Patientinnen und Patienten mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und 19 gesunde Kontrollpersonen wurden in die Studie einbezogen. 

An der Med Uni Graz laufen erfolgreiche Forschungsprojekte wie das der Speiseröhrenatresie. | Foto: Med Uni
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Die vorbelasteten Patientinnen und Patienten wiesen eine signifikant geringere Muskelmasse, eine niedrigere maximale Vitalkapazität und eine höhere Rate an restriktiven Ventilationsstörungen auf, dazu kamen eine signifikant niedrigere Leistungskapazität und VO2-Spitzehnleistung. "Diese Studie ist die erste, die Parameter von Lungenfunktion und körperlicher Leistungsfähigkeit in Kombination mit einer Analyse des Mikrobioms der Atemwege mit einem Follow-up von durchschnittlich 24 Jahren bei Speiseröhrenatresie vorstellt", beschreibt Georg Singer, einer der beteiligten Forscher. "Für noch genauere Erkenntnisse braucht es Langzeitstudien solcher Art, um mögliche Wechselwirkungen zwischen Veränderungen des Mikrobioms der Atemwege und einer beeinträchtigen Lungenfunktion aufzudecken."

Hugo-Kunzi-Preis der Erika-Reinhardt-Stiftung

Die Arbeit, die auch im Rahmen der Doktorarbeit von Christoph Arneitz entstanden ist, wurde im Journal Pedriatric Research publiziert, das Forschungsteam wurde für seine wissenschaftliche Erkenntnisse mit dem Hugo-Kunzi-Preis der Erika-Reinhardt-Stiftung ausgezeichnet. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis fördert Forschungsvorhaben, die sich mit der Behandlung von Kindern mit Ösophagusatresie beschäftigen. Mit dem Preisgeld will das Team der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der Med Uni Graz eine weitere Studie mit internationaler Beteiligung finanzieren, um die Ergebnisse mit einer größeren Patientenanzahl zu bestätigen. 

Steckbrief:
Georg Singer ist Facharzt für Kinder- und Jugendchirurgie und 1. stellvertretender Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie an der Med Uni Graz. Zudem leitet er die Forschungseinheit „Metabolism and Microbiome in Pediatric Surgery“, die sich vor allem der Interaktion zwischen Mikrobiom, Volatilom (flüchtige organische Substanzen in Atemluft und Stuhl) und Metabolismus im Rahmen kinderchirurgisch relevanter Erkrankungen widmet.

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