Großer Aufholbedarf
Steiermark "leidet" unter mangelhaftem Gesundheitswissen

Frauen haben eine etwas höhere Gesundheitskompetenz, da sie innerhalb der Familie oft die "Gesundheitsmanagerinnen" sind. | Foto: panthermedia
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  • Frauen haben eine etwas höhere Gesundheitskompetenz, da sie innerhalb der Familie oft die "Gesundheitsmanagerinnen" sind.
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Alarmierend: Mehr als die Hälfte der Steirerinnen und Steirer weiß nicht ausreichend über das Thema Gesundheit Bescheid, sprich sie sind nicht in der Lage, gut informiert im Sinne ihrer Gesundheit zu entscheiden. Umgekehrt heißt das, dass sie auch Gefahr laufen, häufiger und schwerer zu erkranken als Menschen mit hoher Gesundheitskompetenz. Der Oktober ist der Monat der Gesundheitskompetenz, der Fokus soll daher vor allem darin liegen, Menschen besser in Sachen Gesundheit aufzuklären und zu "bilden".

STEIERMARK. Ganz nach dem Motto "Bildung wirkt – und macht gesund!" sollen die Steirerinnen und Steirer besser über Gesundheit informiert werden. Der Hintergrund liegt auf der Hand: "Seit dem schwachen Abschneiden Österreichs im Rahmen der europaweiten Gesundheitskompetenz-Studie 2011 gibt es zwar viele Bemühungen, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken. Dennoch ist auf diesem Gebiet nach wie vor noch sehr viel zu tun", weiß Ulla Sladek, Expertin für Gesundheitskompetenz im Frauengesundheitszentrum Graz. "Vor allem auch, weil die Anforderungen an die Menschen diesbezüglich immer höher werden – etwa durch die Pandemie oder die vermehrte Digitalisierung." Deshalb sei ein Bewusstseins-Monat wie der Health Literacy Month jetzt im Oktober ganz besonders wichtig.

Steiermark ist Schlusslicht bei Gesundheitskompetenz

Ganz besonderer Aufholbedarf besteht übrigens in der Steiermark, wo laut einer Studie des Gesundheitsfonds ganze 63,2 Prozent der Bevölkerung eine zu geringe Gesundheitskompetenz aufweisen. Konkret finden es rund 45,5 Prozent der Steirerinnen und Steirer schwer zu beurteilen, wie vertrauenswürdig Gesundheitsinformation ist, die sie im Internet gefunden haben.

Rund 44 Prozent der Steirerinnen und Steirer wissen nicht ausreichend über ihre Rechte als Patientinnen und Patienten bescheid.  | Foto: www.shutterstock.com
  • Rund 44 Prozent der Steirerinnen und Steirer wissen nicht ausreichend über ihre Rechte als Patientinnen und Patienten bescheid.
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Knapp 50 Prozent der Steirer und Steirerinnen sind nicht in der Lage zu beurteilen, ob hinter der Information wirtschaftliche Interessen stehen. Auch wenn es um Informationen rund ums Rauchen, um Bewegungsmangel oder übermäßigen Alkoholkonsum geht, gibt es Probleme, zu erkennen, ob diese auch tatsächlich vertrauenswürdig sind.

Ein Fünftel der Menschen tut sich schwer zu entscheiden, ob sie sich gegen Grippe impfen lassen sollen. Mehr als ein Drittel weiß nicht, wo es am besten Informationen rund um psychische Probleme finden kann. Und fast 44 Prozent wissen nicht wirklich um ihre Rechte als Patientinnen und Patienten sowie bei der Nutzung des Gesundheitssystems Bescheid.

Mit guter Gesundheitskompetenz ist neben dem hohen persönlichen vor allem auch ein hoher gesellschaftlicher und ökonomischer Nutzen verbunden ist, wie etwa weniger Behandlungen und weniger Kosten für das Gesundheitswesen. | Foto: Hannes Dabernig
  • Mit guter Gesundheitskompetenz ist neben dem hohen persönlichen vor allem auch ein hoher gesellschaftlicher und ökonomischer Nutzen verbunden ist, wie etwa weniger Behandlungen und weniger Kosten für das Gesundheitswesen.
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Mehr Krankheiten, höhere Kosten

Besonders von mangelnder Gesundheitskompetenz  betroffen sind übrigens Menschen mit geringer Basisbildung, chronisch Kranke und Personen aus sozial schwächeren Schichten. Bei älteren Menschen erweist sich vor allem die digitale Gesundheitskompetenz als Problem. Und: Frauen haben eine etwas höhere Gesundheitskompetenz. Was Sladek so begründet:

"Frauen sind aufgrund ihrer Rolle oftmals die Gesundheitsmanagerinnen der Familie. Sie erwerben und verwenden diese Kompetenzen auch für ihre Kinder, Partnerinnen und Partner oder Eltern."
Ulla Sadek, Frauengesundheitszentrum Graz

Erwiesen ist des Weiteren auch, dass Menschen mit mangelnder Gesundheitskompetenz grundsätzlich einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen. Sie neigen häufiger zu chronischen Erkrankungen, zeigen weniger Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und legen häufiger sogenanntes Risikoverhalten an den Tag, ernähren sich ungesund, trinken zu viel Alkohol und bewegen sich zu wenig.

"Wer in der Lage ist, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, hat dahingehend entscheidende Vorteile", erklärt Kerstin Slamanig, die Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark | Foto: Bildungsnetzwerk Steiermark
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Bildung für gesündere Gesellschaft

Demnach sind Aufklärung und Bildung die Schlüssel für eine gesündere Gesellschaft. "Gesundheitskompetenz ist auch ganz eng mit Bildung verknüpft. Bildung fördert nachweislich die Gesundheit und wir wollen doch alle nicht bloß alt, sondern wenn, dann gesund alt werden", erläutert Kerstin Slamanig, die Chefin des Bildungsnetzwerks Steiermark. "Wer in der Lage ist, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, hat dahingehend entscheidende Vorteile. Deshalb setzen steirische Einrichtungen in der Erwachsenenbildung auch verstärkt auf diesbezügliche Angebote", verweist Slamanig unter anderem auf das Weiterbildungsnavi Steiermark, wo ganz explizit Kursangebote zur Förderung der Gesundheitsförderung zu finden sind.

Mehr Informationen zur Gesundheitsbildung: erwachsenenbildung-steiermark.at
Mehr Informationen zur Gesundheitskompetenz: Gesundheitsfonds Steiermark

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