"Fleischloser" Asterix
Das sagen steirische Autorinnen und Autoren dazu
Zufall, aber ausgerechnet am Nationalfeiertag erscheint der neueste Asterix-Band. Zum Feiern wird – zumindest Obelix – in dieser 40. Ausgabe des Comic-Klassikers mit dem Titel "Die weiße Iris" allerdings weniger zumute sein: Er soll darin nämlich – dem allgemeinen Trend zu weniger Fleischkonsum folgend – doch auf sein heiß geliebtes Wildschwein verzichten. Was steirische Autorinnen und Autoren zu diesem Trendsetting sagen? MeinBezirk.at hat nachgefragt.
STEIERMARK. "Na servas, die Welt steht nicht mehr lange! Asterix ohne Wildschweine?", so die erste Reaktion der steirischen Krimiautorin Claudia Rossbacher, als sie vom "fleischlosen" neuen Asterix-Band erfährt.
"Die weiße Iris" erscheint am 26. Oktober und ist das erste Werk aus der Feder des Autors Fabrice Caro alias Fabcaro innerhalb der legendären französischen Comic-Reihe. Die Pikanterie: "Die weiße Iris" kommt kalorienreduziert in die Verkaufsregale, macht sie doch den Trend zu Vegetarismus und Veganismus zum Thema.
"Ich bin kein Anhänger des New Age, aber ich will diese Bewegung auch gar nicht kritisieren", sagt Fabcaro, der sich damit – ebenso wie dies das Original-Autorenduo René Goscinny und Albert Uderzo mit dem Kapitalismus tat – mit einem zeitgenössischen Phänomen auseinandersetzt.
"Die weiße Iris" ist nicht nur der Titel des neuen Bands, sondern eben auch der Name einer gesunden und nachhaltigen Bewegung, die das gallische Dorf nach und nach erobert. Sogar der Verzehr von Wildschweinen ist plötzlich verpönt.
Inspektor Bergmann als Sprachrohr
Für die Steirerkrimi-Autorin Claudia Rossbacher ist ein "fleischloser Asterix" jedenfalls undenkbar. Sie persönlich bedient sich der Figur des Sascha Bergmann, um ihren "Unmut über gewissen Entwicklungen oder Trends zum Ausdruck zu bringen", schildert Rossbacher im Gespräch mit MeinBezirk.at.
Der fiktive Kriminalpolizist ist damit das "Sprachrohr für alles, was politisch vielleicht nicht ganz korrekt ist. Sandra Mohr, seine Kollegin fährt ihm dann eh gleich drüber und weist ihn zurecht, aber zumindest ich bin es so losgeworden", lacht die Autorin, denn klar sei, "ja, vieles verändert sich, vor allem auch die Sprache, aber irgendwo ist auch Schluss".
Folgende Szene mit Chefinspektor Sascha Bergmann, seiner Wiener Teenager-Tochter Sarah („urgut - Oida“) und Abteilungsinspektorin Sandra Mohr dramatisiert das Unwort „lecker“, den überholten Begriff „Fräulein“ und unterschiedliche Aspekte veganer Ernährung:
»Bei uns wird eh alles frisch gekocht«, versicherte Sarah. »Und es gibt urgute vegane Gerichte.« Bergmann rollte mit den Augen. Wenigstens hatte Sarah nicht »lecker« gesagt, dachte Sandra, die den deutschen Ausdruck, der längst auch in Österreich für alles und jedes verwendet wurde, niemals in den Mund genommen hätte. Immerhin gab es hierzulande so viele Ausdrücke, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Von g’schmackig über delikat bis hin zu vorzüglich und etliche mehr. »Bist du jetzt Veganerin?«, erkundigte sie sich. Bei einer Minderjährigen hielt sich ihre Begeisterung für streng pflanzliche Ernährung in Grenzen. Es sei denn, die fehlenden Nährstoffe wurden ausreichend ergänzt. »Leider nein«, bedauerte Sarah. »Das erlaubt mir meine Mama nicht.« »Und dein Papa erlaubt es dir auch nicht«, meldete sich Bergmann zu Wort. »Veganerin kannst du auch noch mit 18 werden, wenn du bis dahin nicht zur Vernunft gekommen bist.« »Vegan ist urvernünftig, Papa. Allein die Rinder, die …« »Spar dir deine Predigt«, unterbrach Bergmann seine Tochter. »Sie ändert ganz bestimmt nichts an meiner Meinung.« »Oida, du checkst es voll nicht.« Sarah verdrehte dramatisch ihre Augen. »Vorsicht, Fräulein«, warnte ihr Vater sie. »Fräulein gibt’s schon lang keines mehr. Außerdem werde ich erst in drei Jahren 18«, beschwerte sich Sarah. »In zwei Jahren und neun Monaten, um genau zu sein«, entgegnete Bergmann gelassen. »Du hast mir aber versprochen, dass ich heute vegan essen darf«, lamentierte Sarah weiter. Bergmann blies Luft aus. »Ja eh. Heute darfst du. Ausnahmsweise.« »Dir würde vegan auch nicht schaden.« Sarah stierte auf die Leibesmitte ihres Vaters. »Du hast schon wieder zugenommen, gell ja?« Bergmann zog sein Bäuchlein ein und blickte an sich herab. »Wo denn?« Sandra musste schmunzeln. Die 15-Jährige war so vorlaut wie eh und je.
"Kulturwelt hält den Spiegel vor"
Auf die Frage, ob Künstlerinnen und Künstler beziehungsweise Autorinnen und Autoren denn nun wirklich jeden Trend aufgreifen und "mitmachen" müssten, entgegnet der Cartoonist Gerald Lagler: "Jede Kunstform passt sich den jeweiligen Trend und Zeitgeschmack an, ja ist diesen Dingen sogar manchmal voraus. Egal, ob es sich um Diversität, Klimakrise oder vegane/vegetarische Lebensweise handelt – die Kulturwelt zeigt es auf und hält unserer Gesellschaft immer und überall den Spiegel vor."
Laglers Arbeiten behandeln ebenfalls nicht nur lustige sondern auch ernste Themen. "Gerade in den Bereichen Comic und Graphic Novel wo man eine Zielgruppe in den Altersklassen von 3 bis 99+ wie auch jeglichen ± IQ erreicht, ist es ratsam sich nirgendwo zu „verstecken” oder sogar entsprechende Themen zu unterstreichen", so der Schöpfer der Straßengler Kirchenmaus.
Kunst darf – fast – alles
"Das Schöne des Künstlerseins ist die Freiheit und Selbstermächtigung, all das zu machen, was man will - ob Trend oder nicht", meint die Grazer Schriftstellerin und Fotokünstlerin Valerie Fritsch. Es komme auf die Qualität an, das eine sei nicht per se besser als das andere. In Fritschs Büchern gehe es "immer wieder um zeitlose, grundsätzliche Themen wie die Weitergabe von Traumata, oder Gewalt und Zärtlichkeit, die in allen gesellschaftlichen Entwicklungen versteckt, aber nicht immer tagesaktuell sind."
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