Tradition
Besondere steirische Osterbräuche und wie sie begangen werden

Ein besonders gefragter Kandidat an diesem Ostersonntag.  | Foto: pixabay/pixaline
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  • Ein besonders gefragter Kandidat an diesem Ostersonntag.
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Bunt gefärbte Eier und ein fleißiger Osterhase - das sind wohl die absoluten Klassiker bei jedem Osterfest. In der Steiermark werden daneben aber ganz besondere Bräuche gepflegt. Welche das sind, hat uns Maria Zengerer vom Landwirtschaftsmuseum Stainz erklärt.

STEIERMARK. Heute ist es endlich wieder so weit: Aufgeregte Kinder machen sich in der gesamten Steiermark gespannt auf die Suche nach versteckten Eiern, Süßigkeiten und anderen Überraschungen - und werden mit "heiß", "lauwarm" oder "kalt" auf die richtige Fährte gelockt. Vielleicht entdeckt die eine oder andere Spürnase auf diese Weise sogar das fleißige Häschen?

Neben den weitverbreiteten Klassikern wie Eierfärben und Osternesterl-Suchen kennt die Steiermark aber noch andere Bräuche, beispielsweise das Weihfeuer-Tragen, das Osterfeuer oder das Maschtasingen. Was es mit diesen auf sich hat, weiß Maria Zengerer, Sammlungskuratorin für das Landwirtschaftsmuseum Stainz.

Hast du dein Osternesterl schon entdeckt?

Weihfeuer-Tragen

Das Weihfeuer wird am Karsamstag gesegnet und anschließend von Kindern mit einem Zunder aus Bauschwamm oder "Moderholz" von Haus zu Haus getragen. Bis in die 1990er-Jahre war diese Aufgabe Buben vorbehalten, inzwischen können sich aber auch Mädchen daran beteiligen. In den Häusern wird dann ein kleiner Teil des Bauschwammes oder Holzes auf die - in Zeiten des Elektroherds selten gewordene - Herdplatte gelegt und das Haus wird eingeräuchert. Früher wurde mit dem geweihten Feuer außerdem das Herdfeuer entzündet, mit dem dann das Osterfleisch gekocht wurde.

Osterfeuer

Der Brauch des Osterfeuers, das in der Osternacht entzündet wird, hat sich schon im 19. Jahrhundert herausgebildet. Damals wurden auf hohen Holzgerüsten Pechpfannen angebracht, um liturgische Sinnbilder, wie etwas das Kreuz, den Anker oder ein Herz, zum Leuchten zu bringen. Mittlerweile hat auch in diesem Bereich die Moderne Einzug gehalten und die auf den Hügelkuppen angebrachten Installationen werden von elektrischen Glühbirnen erhellt.

Hier ist alles für das Osterfeuer vorbereitet.  | Foto: Wolfgang Hojna-Leidolf

Maschtasingen

Beim Maschtasingen handelt es sich um eine weststeirische Besonderheit, die auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. Die Männer, die damals von der Pest verschont geblieben waren, gaben sich das Versprechen, das Maschtasingen jährlich zu veranstalten. In Hitzendorf und Mooskirchen wird dieses Versprechen - mit wenigen Ausnahmen - bis heute gehalten.

Das Dialektwort "Maschta" leitet sich vom Wort "Marter" ab und beschreibt die Leiden Christi. Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des "Maschtasingens" ist der sogenannte "Richterbauer", der aus den Reihen der Maschtabauern stammt. Früher gab es insgesamt zwölf Maschtabauern, nämlich den Besitzer der Mayersdorfmühle und die elf mitbesitzenden Bauern. Inzwischen sind die Teilnahmevoraussetzungen weitaus niederschwelliger und es kann sich jeder betriebsführende Attendorfer Landwirt bei Interesse daran beteiligen.

Beim Maschtasingen am Ostersonntag bewegt sich der Prozessionszug von Attendorf zur Osterfestmesse in der Hitzendorfer Pfarrkirche. Dabei gibt es eine klar festgelegte Ordnung: Vorneweg wird das geschmückte Maschtakreuz getragen, dann kommen die jungen Buben. Auf diese folgen die Maschtabauern und die singenden Männer, anschließend die nicht singenden Männer und schließlich die Mädchen und Frauen, die den Rosenkranz beten. Im Unterschied zum Weihfeuer-Tragen, bei dem sich mittlerweile auch Mädchen beteiligen können, sind Frauen vom Maschtasingen heute noch ausgeschlossen.

Die Ordnung des Prozessionszuges wird genau eingehalten.  | Foto: Wutte
  • Die Ordnung des Prozessionszuges wird genau eingehalten.
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Und die Klassiker?

Obwohl der Osterhase ein derart unverwechselbares Sinnbild für das Osterfest darstellt, ist ausgerechnet dessen Herkunft nicht restlos geklärt. Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass im Mittelalter zu Ostern Hasen, Eier, Federvieh und Brot von den Untertanen an die geistliche und weltliche Obrigkeit geliefert wurden.

In diesem Korb dürfte sich wohl ein wahrer Osterschmaus befinden.  | Foto: Landwirtschaftsmuseum Stainz/Universalmuseum Joanneum
  • In diesem Korb dürfte sich wohl ein wahrer Osterschmaus befinden.
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Andere Ansätze verweisen auf tierförmige Backwaren, die zu Ostern verschenkt wurden. An diese Tradition erinnert man sich auch im Landwirtschaftsmuseum Stainz, weshalb im heurigen Jahr von Kindern ein eigenes Osterbrot in der Form eines Osterhasen gebacken werden konnte. 

Einen wesentlichen Aufschwung hat der Osterhasenbrauch jedenfalls mit der industriellen Herstellung von Rübenzucker ab dem 19. Jahrhundert erfahren: Ab diesem Zeitpunkt konnten die allseits bekannten Schokoladehasen und -eier in großen Mengen produziert und verschenkt werden.

Dass das Ei zu Ostern eine so entscheidende Rolle spielt, ist auf praktische Gründe zurückzuführen: Nach dem Winter gab es Eier in größeren Mengen, die in der Fastenzeit jedoch nicht gegessen werden konnten. Zu Ostern waren sie daher eine geeignete Naturalgabe.

Eiern, die am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt wurden, sprach man außerdem eine unheilabwehrende Wirkung zu. Deshalb wurden sie an allen möglichen und unmöglichen Orten versteckt, um das eigene Heim vor Unsegen zu bewahren.

Sollten heute nicht alle Eier gefunden werden, gibt es also keinen Grund zur Sorge. Vielleicht bringen sie ja Glück! 

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