Senkung der Umsatzsteuer gefordert
Buchhandel leidet in der Steiermark

Die steirischen Buchhandlungen sind unter Druck, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher wird sehr begrüßt. | Foto: pixabay
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  • Die steirischen Buchhandlungen sind unter Druck, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher wird sehr begrüßt.
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Der steirische Buchhandel steckt in der Krise. Österreichweit sank die Zahl der Gewerberechtigungen in den letzten zwölf Jahren um fast 30 Prozent. Auch in der Steiermark setzt sich dieser Trend fort. Die Herausforderungen sind die hohe Umsatzsteuer, die hohen Miet- und Betriebskosten, der wenig rentable Onlinehandel und das veränderte Leseverhalten vor allem der Jugendlichen.

STEIERMARK. Der steirische Buchhandel steht unter Druck. Die Gründe sind vielfältig, wenn auch regional unterschiedlich. Sie reichen von Sorgen bei der Betriebsnachfolge über die hohe Umsatzsteuer, stark steigende Miet- und Betriebskosten bis zum Lese- und Kaufverhalten besonders der jugendlichen Bevölkerung. 

Eine Buchhandlung ist mehr als nur ein Ort, wo Bücher verkauft werden. | Foto: Lederer
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Der Fachverband Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer, wo auch die Steiermark vertreten ist, schrieb zuletzt einen offenen Brief an Finanzminister Magnus Brunner und forderte zur Rettung des heimischen Buchhandels eine deutliche Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher auf vier Prozent, weil Österreich - nicht nur hier - ein Hochsteuerland sei. Die Bücher sind in Österreich mit zehn Prozent besteuert, in Deutschland sind es nur sieben Prozent, in der Schweiz und in Liechtenstein sogar nur 2,6 Prozent. Da der überwiegende Anteil der Bücher aus Deutschland importiert wird und die Preise in Österreich mit den Preisen im deutschsprachigen Ausland verglichen werden, ist die Preisgestaltung für die heimischen Buchhandlungen äußerst schwierig. Der Buchhandel hofft sogar auf den Entfall der Umsatzsteuer, was rechtlich möglich wäre.

Belastende Kostenspirale

Dass die Kostenspirale die Buchhandlungen trifft, kann beispielsweise Barbara Reischl von der Buchhandlung Lesezeichen in Voitsberg nur bestätigen. "Die Phase ist gerade sehr schwierig. Die Steigerung der Miet- und Betriebskosten ist kaum zu stemmen, dazu kommen Umsatzrückgänge, was dazu führt, dass wir bei den Werbemaßnahmen zurückschrauben müssen."

Beatrice Erker, Spartenobfrau für Buchhandel und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Steiermark | Foto: Kniepeiss
  • Beatrice Erker, Spartenobfrau für Buchhandel und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Steiermark
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Diese Situation kann Beatrice Erker, die steirische Obfrau der Fachgruppe Buchhandel und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer und gleichzeitig Geschäftsführerin des Buchverlags DBV, nur unterstreichen. "Die Lage ist sehr prekär. Die Mietzinsen sind explodiert, dazu kommen höhere Energie- und Logistikkosten und allein die Gehaltskosten wurden in der Branche zuletzt um 17 Prozent erhöht. Dazu kommt die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten, weil diese wegen der unsicheren Zeiten lieber das Geld bündeln, um noch schlechtere Zeiten abfedern zu können. Da bleibt unseren Buchhändlerinnen und -händlern nichts mehr übrig."

Noch gibt es in der Steiermark keine Insovenzen in der Branche, österreichweit ging die Zahl der Buchhandlungen um ein Viertel zurück. "Wenn es so weiter geht, rechne ich auch bei uns mit den ersten Schließungen, denn wir sind eine äußerst kleinstrukturierte Branche." Auch Erker würde die Senkung oder sogar den Wegfall der Mehrwertsteuer sehr begrüßen. 

Kaufst du in Buchhandlungen ein

Während der Pandemie war die Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher die schnellste und zielgerichteste Hilfe für die gesamte Branche und eine Senkung seit laut Erker die einzige Maßnahme, von der Buchhandlungen, Verlage sowie Autorinnen und Autoren gleichermaßen profitieren würden. 

Babara Reischl, Inhaberin der Buchhandlung Lesezeichen in Voitsberg, macht sich Sorgen. | Foto: Lederer
  • Babara Reischl, Inhaberin der Buchhandlung Lesezeichen in Voitsberg, macht sich Sorgen.
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Onlinehandel schmälert Rentabilität

Dazu kommt, dass der Onlinehandel die Rentabilität schmälert, weil der Warenwert von Büchern in keinem Verhältnis zu den hohen Versand- und Logistikkosten steht. Barbara Reischl setzt wie alle steirischen Buchhandlungen auf vermehrtes Service und auf die Kundenberatung. Während bei der Voitsbergerin ihr Sohn mittlerweile in der Buchhandlung mithilft, kennen viele Buchhändlerinnen und Buchhändler extreme Nachwuchssorgen, vor allem mittelständische Betriebe kämpfen mit der Zukunfts- und Nachfolgeperspektive, aber auch mit hohen Personalkosten. Die WKO bezeichnete die Buchhandlungen zuletzt als geistige Tankstellen, die aber vielfach vor dem Abgrund stehen. Der Verlust im Handel würde auch zu Lasten kleiner österreichischer Verlage sowie der Autorinnen und Autoren gehen. 

Trotz der Sorgen hat Erker einen positiven Ausblick parat: "Ich habe gelesen, dass vermehrt Influencerinnen und Influencer Werbung für das haptische Buch machen, damit man sich wegen der enormen Reizüberflutung mit einem Buch in die eigene Bubble zurückziehen kann. Solche Meldungen geben mir Hoffnung, dass die Jugend unsere Bücher wieder mehr schätzen lernen. Denn ohne Buchhandlungen wäre das Kulturland Österreich um einen großen Schatz ärmer", so Erker abschließend.

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