Diözese thematisiert Rolle der Frau
Die "heiligen Frauen" der katholischen Kirche

Die sogenannte Fasser Madonna.  befindet sich der Johannesalter mit der Fassermadonna, eine Strahlenkranzmadonna auf der Mondsichel, die von der Zunft der Fassmacher gestiftet wurde.
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  • Die sogenannte Fasser Madonna. befindet sich der Johannesalter mit der Fassermadonna, eine Strahlenkranzmadonna auf der Mondsichel, die von der Zunft der Fassmacher gestiftet wurde.
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Anlässlich des Muttertags bietet das Diözesanmuseum in Graz eine Ausstellungs-Führung an, bei der die Rolle der Frau in der Kirche thematisiert und diskutiert werden soll. Museumsdirektor Heimo Kaindl über Veränderungen, die "ruhig etwas schneller gehen dürften".

STEIERMARK. Denkt man an den Katholizismus, denkt man an Jesus, den Papst, Bischöfe, Kardinäle und Priester – es sind jedenfalls nicht Frauen, die einem als Erstes in den Sinn kommen. Das Museum der steirischen Kirche will dem – zumindest für einen Tag, bestenfalls aber anhaltend – entgegenwirken und nimmt den Muttertag dafür zum Anlass.

"Zündeln" zum Muttertag

"Wir als Museum wollen die Rolle der Frauen in der Kirche thematisieren und in den Fokus rücken", so Museumsdirektor Heimo Kaindl. Wenn "Frauen in der sakralen Kunst" am 7. Mai im Rahmen eines Rundgangs durch die Ausstellung "Himmlisch irdisch" im Diözesanmuseum Graz in den Blick genommen werden, solle durchaus auch zur Diskussion angeregt werden.

"Ich sage es ganz nüchtern – die Kirche würde ohne Frauen ganz anders aussehen."
Heimo Kaindl

"Rund um den Muttertag herum zündeln wir gerne ein bisschen", schmunzelt der Diözesankonservator, der überzeugt ist, ein Museum sei nicht bloß ein Ort "zum Schauen", sondern vielmehr Diskussions- und Verhandlungsraum, in dem gerade auch herausfordernde Themen angesprochen werden sollten.

Heimo Kaindl, möchte zur Diskussion im Diözesanmuseum anregen. | Foto: Gerd Neuhold
  • Heimo Kaindl, möchte zur Diskussion im Diözesanmuseum anregen.
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Frauen für schwierige Zeiten

Laut Kaindl sollte es an Stoff zum Thema "heilige Frauen" in der Ausstellung, die Geschichten zu 90 sakralen Objekten erzählt, nicht mangeln. Denn "Frauen haben auch biblisch gesehen eine große Bedeutung." Der Kulturwissenschafter betont, aus der Bibel gehe hervor, dass Maria Mutter Jesu, ihre Mutter, die heilige Anna, und Maria Magdalena auch da waren, wenn es Probleme gegeben hat. "Theologen würden es vielleicht anders ausdrücken, aber ich als Kulturwissenschafter sehe: Die Männer, die Aposteln waren es, die Angst gehabt haben, die Frauen sind bei Jesus unter dem Kreuz geblieben."

Ein bisschen Kritik

So spannt der Museumsdirektor den Bogen, um zu betonen, wie bedeutend Frauen auch heute für die Kirche sind: "Ich sage es ganz nüchtern – die Kirche würde ohne Frauen ganz anders aussehen." Er weiß, Frauen gestalten die Kirche aktiv mit, im Rahmen von Frauenrunden, über die Caritas, durch seelsorgerische Arbeit "und von Ordensfrauen muss ich erst gar nicht reden", so Kaindl. Ja, Frauen leisten wichtige Arbeit für die Kirche – doch in der heutigen Zeit, in der man sich der Gleichstellung der Geschlechter mehr denn je verschrieben hat, scheint die katholische Kirche oft wie ein Gegenstück dieser Entwicklung.

Frauen spielen auch im biblischen Kontext eine bedeutende Rolle.  | Foto: Gerd Neuhold
  • Frauen spielen auch im biblischen Kontext eine bedeutende Rolle.
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"Man darf nicht vergessen, diese Institution gibt es seit 2.000 Jahren", beschwichtigt Kaindl und fügt hinzu: "Die Kirche ist noch immer stark männlich dominiert, aber es hat sich schon viel verändert." Das Rollenverständnis sei mittlerweile schon ein anderes und es seien Dinge möglich, die noch vor 50 Jahren undenkbar gewesen wären – etwa dass Frauen auch vermehrt in Führungspositionen in der Kirche tätig sind. "Es bewegt sich schon was, aber es dürfte ein bisschen schneller gehen", findet der Diözesankonservator und ergänzt: "Ein bisschen Kritik am eigenen System darf schon sein."

Ausstellungs-Führung "Frauen in der sakralen Kunst"

  • Rundgang durch die Ausstellung "Himmlisch irdisch"
  • Besonderes Augenmerk auf "heilige Frauen" und das Bild der Mutter
  • Sa. 7. Mai, 15 Uhr
  • Diözesanmuseum Graz, Bürgergasse 2, 8010 Graz
  • Unkostenbeitrag: 7 Euro

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