"Für mich war es eine Ewigkeit"

Tor zur Erinnerung: In diesen Stollen im Plabutsch suchte Grete Leitgeb im Jahr 1944 Zuflucht vor dem Bombenhagel. | Foto: geopho.com
  • Tor zur Erinnerung: In diesen Stollen im Plabutsch suchte Grete Leitgeb im Jahr 1944 Zuflucht vor dem Bombenhagel.
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Was heute von den Grazern gerne und oft als Ausflugsziel genutzt wird, diente während des Zweiten Weltkrieges als Zufluchtsort bei Luftangriffen: der Plabutsch. So führen bekanntlich mehrere Eingänge in ein weitverzweigtes Stollennetz innerhalb des Hausbergs im Grazer Westen. Einer dieser Stolleneingänge wurde vor geraumer Zeit in der Steinbergstraße nach dem Abriss eines Gebäudes "freigelegt". Dieses Loch im Gestein zieht jetzt maximal Blicke einiger neugieriger Passanten auf sich, für Grete Leitgeb, die nur wenige hundert Meter entfernt wohnt, birgt es jedoch Erinnerungen. "Und das sind keine guten", wie die heute 88-Jährige schildert.

Finsternis und Lärm

Eigentlich hätte es ein Spaziergang mit der Mutter werden sollen, als Grete Leitgeb, damals 15-jährig, in Wetzelsdorf unterwegs war. Plötzlich der bekannte und gefürchtete Fliegeralarm: "Wir sahen am Eingang des Stollens einen Mann, der uns zu sich winkte, dann erinnere ich mich nur mehr an den wahnsinnigen Lärm – im Fluchtstollen von den unzähligen weinenden Kindern und draußen von den Bomben, die sie abgeworfen haben."
Bei einem "Lokalaugenschein" mit der rüstigen Pensionistin vor dem Stollen obsiegt auch bei Leitgeb die Neugierde. Auch sie wagt einen Blick in die Finsternis des Bergs. "So finster war es damals wohl nicht, trotzdem war es für uns wie eine Ewigkeit, bis wir wieder ins Freie konnten."
Zurück in der Gegenwart wirft der aktuelle Eigentümer des Grundstücks, Josef Höller, einen Blick in die Zukunft: "Demnächst soll hier ein Wohnhaus entstehen." Dahinter geht es in den Berg, wo laut Plänen im ehemaligen Stollen eine Art Weinkeller hätte entstehen sollen. "Das wurde allerdings wegen der Fledermäuse, die sich dort eingenistet haben und nicht gestört werden sollen, nicht genehmigt", berichtet Höller. Jetzt wird der Eingang einfach durch ein Eisentor gesichert.
Damit schlummert ein Stück Geschichte weiter im Berg.

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