Wassermangel, Fischräuber
Heimischer Teichwirtschaft droht der Klima-Kollaps

Schäden durch Fischotter, Kormorane & Co setzen den steirischen Teichwirtinnen und Teichwirten stark zu. Zunehmende Trocken- und Hitzeperioden erfordern neue Wege in der Bewirtschaftung.

STEIERMARK. Regionaler Fisch boomt. Die Teichwirtschaft erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Und doch lasten die Sorgen derzeit schwer auf den Schultern der steirischen Teichwirtinnen und Teichwirte. "Der Karpfen beispielsweise ist so gefragt wie noch nie. Doch trotz generell guter Zuwächse ist es uns derzeit nicht möglich, den Bedarf am Markt zu decken", richtet Helfried Reimoser, Geschäftsführer des Teichwirteverbands Steiermark, den Blick auf die Diskrepanz, die sich aktuell für die Branche auftut und ihr schwer zu schaffen macht.

Teichwirtschaft im (Klima-)Wandel: Anhaltende Trockenperioden sowie Schäden durch Kormorane, Reiher und Fischotter reduzieren die Fischproduktion in der Steiermark drastisch.  | Foto: Andreas Hein
  • Teichwirtschaft im (Klima-)Wandel: Anhaltende Trockenperioden sowie Schäden durch Kormorane, Reiher und Fischotter reduzieren die Fischproduktion in der Steiermark drastisch.
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Als akutes Problem führt Reimoser die Folgen der Klimakrise ins Rennen. "Der vergangene Sommer war in den vielen Teilen der Steiermark einer der trockensten der letzten Jahrzehnte, viele Teichwirtinnen und Teichwirte kämpfen mittlerweile regelmäßig mit Wassermangel", erzählt Reimoser.

Davon berichten auch der Obmann des steirischen Teichwirteverbands Paul Menzel, dessen Mustergut in Waldschach zu den größten Teichwirtschaften Österreichs zählt, sowie Marie-Theres Holler und ihr Bruder Heinrich Holler vom Gut Hornegg in Preding.

Niedrige Pegel durch fehlende Niederschläge

"Die traditionelle Teichwirtschaft in der südlichen Steiermark besteht aus so genannten Himmelsteichen. Das bedeutet, dass die benötigten Wassermengen nicht aus Quellen kommen, sondern sich aus Meteorwässern (Wasser aus Niederschlägen, Anm. d. Red.) speisen", führt Marie-Theres Holler näher aus. "Wenn nun ein Teich geerntet wird, wird das gesamte Wasser abgelassen und die Fische werden eingesammelt. Es braucht dann entsprechende Wassermengen für das erneute Befüllen des Teiches. Diese Mengen stehen heute nicht mehr zur Verfügung", verdeutlicht Holler. 

Teiche als Wasserspeicher 

Für sie und ihre Familie bedeute das konkret, "dass wir die Produktionsmenge in der Teichwirtschaft stark reduzieren werden, weil wir unseren größten Teich in Zukunft nur noch als Wasserspeicher für die Bewirtschaftung der kleineren Teiche verwenden werden". Infolgedessen werde sich die Bewirtschaftung des Gutes auf andere Erwerbsfelder verlegen müssen. Unklar sei damit, ob sich die Landwirtschaft weiterhin im Vollerwerb führen lassen werde. 

Schon 1620 wurde in den Hornegger Teichen Fisch gezüchtet. Da sich im Winter immer seltener eine Eisdecke bildet, sind Teichwirtinnen und Teichwirte mittlerweile das ganze Jahr über damit beschäftigt, Fischräuber zu vertreiben.  | Foto: Andreas Hein
  • Schon 1620 wurde in den Hornegger Teichen Fisch gezüchtet. Da sich im Winter immer seltener eine Eisdecke bildet, sind Teichwirtinnen und Teichwirte mittlerweile das ganze Jahr über damit beschäftigt, Fischräuber zu vertreiben.
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Fischzucht: Otter und Kormoran als Bedrohung

Der niedrige Wasserstand und steigende Wassertemperaturen im Sommer sowie die Tatsache, dass Teiche durch milde Temperaturen im Winter immer seltener zufrieren, führe darüber hinaus dazu, dass Prädatoren wie Fischreiher, Kormorane oder Fischotter auf ihren Beutezügen leichtes Spiel haben: "Die Verluste sind enorm. Wir verzeichnen jährlich riesige Ausfälle, die nicht entschädigt werden", schlägt Paul Menzel Alarm. Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, patrouilliert Menzel derzeit stündlich durch seine Teichanlagen in Waldschach. Ein entsprechendes Management für alle Fischräuber sei deshalb das Gebot der Stunde, sind sich Menzel und Reimoser einig. In Sachen Klimawandel müsse man sich "nach der Decke strecken und das Beste daraus machen". 

Klimawandel als Wendepunkt

Das Beste aus den aktuellen Gegebenheiten zu machen, ist auch das Ziel von Marie-Theres Holler in Gut Hornegg. Dass der Klimawandel jedoch weitere einschneidende Veränderungen in der Bewirtschaftung der heimischen Teiche mit sich bringen wird, steht für sie außer Frage.

Die Zukunft von Traditionsbetrieben wie dem ihrer Familie sei derzeit ungewiss, die Folgen für die heimischen Gewässer schwer fassbar: "Manchmal sprechen wir im Scherz sogar darüber, dass wir vielleicht eines Tages nicht mehr Fisch, sondern Wasser aus unserem Speicherteich verkaufen werden."  

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