Skurrile Corona-Behandlungsmethoden
Ivermectin und Co: Wirkungslos und folgenschwer

Das Entwurmungsmittel Ivermectin ist ausschließlich mit Rezept zu bekommen. (Symbolbild) | Foto: Panthermedia
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STEIERMARK. Die Berichte über alternative Methoden zur Behandlung von Corona und deren teils fatale Auswirkungen häufen sich. Jetzt ist eine Südoststeirerin wegen einer Überdosis Ivermectin auf der Intensivstation. Apotheker- und Ärztekammer warnen eindringlich vor der Einnahme und vorm Kauf im Internet.

Bei Corona-Leugnerinnen und Impfgegnern wird Ivermectin, das in der Veterinärmedizin zum Einsatz kommt, auf diversen Social Media Kanälen als Wundermittel zur Behandlung von Covid-19 propagiert. Auch der mittlerweile selbst positiv auf das Coronavirus getestete FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl sprach sich dafür aus.

Die Folgen: Mancherorts ist das Mittel, das unter anderem zur Entwurmung von Pferden bekannt ist, bereits ausverkauft. In der Steiermark sei der Mehrbedarf noch "überschaubar", und das Medikament "auf Nachfrage beim Apotheken-Großhandel ganz normal verfügbar", erklärt Gerhard Kobinger von der Apothekerkammer Steiermark. 

Illegaler Handel mit Ivermectin?

Das Skurrile daran: Ivermectin ist rezeptpflichtig und bei falscher Dosierung höchst toxisch. Für den Menschen ist es außerdem nur in bestimmten Fällen, etwa zur Behandlung von Skabies ("Krätze"), zugelassen. Wie also kommen die Betroffenen überhaupt an das Medikament? Über die heimischen Apotheken nicht, meint Kobinger: "Mir ist in der Steiermark noch kein Rezept für Ivermectin im Zusammenhang mit Covid-19 untergekommen." Und weiters:

"Jede Apotheke und auch jede seriöse Versandapotheke weiß, dass sie keine rezeptpflichtigen Medikamente einfach so ausgeben darf - erst recht nicht zur Behandlung von Covid-19." (Gerhard Kobinger, Apothekerkammer Steiermark)

Ein Problem seien aber unseriöse Versandhändler, die mit rezeptpflichtigen Medikamenten im Internet handeln. Außerdem würden Rezepte aus Ungarn, Tschechien und der Slowakei kursieren, die zwar in der richtigen Dosierung zur Behandlung von Parasiten verschrieben wurden, offenbar dann aber zur "Behandlung" des Coronavirus zweckentfremdet werden.

Hartnäckigkeit bei Patientinnen und Patienten

"Manche Patienten verursachen immensen Druck und nehmen Sachinformationen einfach nicht wahr. Sie tun alles, damit sie zu Mitteln wie Ivermectin kommen, von denen man sicher weiß, dass sie bei Covid-19 nicht helfen.“ (Martin Novak, Ärztekammer Steiermark)

Der Hersteller MSD selbst hat sich heute "im Einklang mit den gängigen medizinischen Empfehlungen klar gegen die Einnahme von Ivermectin (Stromectol) bei Covid-19" ausgesprochen. Und auch Martin Novak von der Ärztekammer Steiermark beteuert, man möge auf die bewährten Mittel vertrauen: "Impfung, Stoßlüften, Abstand halten, FFP2-Maske - all diese Maßnahmen tragen in Summe dazu bei, den bestmöglichen Schutz zu erreichen."

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