Wödsteira: Angelika Zachhuber
Mit dem Truck von Wenigzell nach Schweden
Traumjob hinterm Steuer: Angelika Zachhuber ist vor zwei Jahren nach Nordschweden ausgewandert. Als Lkw-Fahrerin widmet sich die Oststeirerin hier derzeit noch dem Rohmaterial-Transport, mit Herbst wird sie im Untergrundtransport Gestein ans Tageslicht bringen.
STEIERMARK/HARTBERG-FÜRSTENFELD. Rund 200 Kilometer südlich vom Polarkreis in Nordschweden, in einem der typischen, roten Schwedenhäusern klingelt regelmäßig nachts um 1.30 Uhr der Wecker. In ihren Frühschichtwochen startet Angelika Zachhuber dann in den Tag.
Als Lastkraftwagenfahrerin war die gebürtige Oststeirerin bereits einige Jahre auf den Straßen Europas unterwegs, bevor sie 2021 ihre Heimatgemeinde Wenigzell endgültig hinter sich ließ und in den Norden zog. "Hier arbeite ich nun im Schichtbetrieb: eine Woche Nachtschicht, eine Woche Frühschicht, eine Woche frei. Ich bin zur Zeit noch im Rohmaterial-Transport tätig und beliefere den Hafen von Rönnskär in Skeleeftehamn mit Gesteinskonzentrat", erzählt Zachhuber. Im Herbst werde sie dann in den Tagebau bzw. Untergrundtransport wechseln und dort aus einer Tiefe von bis zu 500 Metern Gestein ans Tageslicht bringen.

- Angelika Zachhuber war europaweit im Sonder- und Schwertransport tätig, bevor sie nach Schweden übersiedelte. Hier wird sie ab Herbst im Untergrundtransport beschäftigt sein.
- Foto: Zachhuber
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Nach Schweden ohne Rückflugticket
"Dass ich in Österreich nicht alt werde, war für mich schon sehr früh klar", bekennt die Auslandssteirerin. Und nachdem sie eine Zeit lang in Schweden gearbeitet hatte, fiel dann der Entschluss, ganz zu übersiedeln. "Ich habe bei meiner alten Firma telefonisch gekündigt und dabei auch erklärt, dass ich kein Rückflugticket mehr benötige, habe dann zu meinen Eltern gesagt, dass ich mit meinen zwei Koffern, die ich bei mir habe, einfach versuchen werde, mir heroben ein neues Leben aufzubauen", erinnert sich Zachhuber zurück.
"Anfangs hatte ich weder was zum Wohnen, noch Arbeit. Ich kannte niemanden außer die Rezeptionistin meines letzten Hotels und verstand kein Wort Schwedisch."
Angelika Zachhuber, Auslandssteirerin in Schweden
Auf der Huskyfarm eines Schweizer Ehepaares fand die Auswanderin schließlich Arbeit und eine Bleibe. "Danach kamen natürlich noch einige andere Schwierigkeiten auf mich zu: Briefe, die man nicht lesen kann, die Frage, wo man den Wohnort anmelden muss, wie man zu einer Personalnummer, einem Bankkonto, Auto oder einem Handyvertrag kommt", verrät Angelika Zachhuber. Auch viele Kleinigkeiten fühlten sich anfangs wie große Probleme an: "Aber die Schweden sind sehr hilfsbereit und gastfreundlich und mir wurde überall geholfen." Mit viel Geduld und Zeit habe sie sich nun das Leben geschaffen, das sie immer leben wollte.
Ruhiges Leben in neuem Rhythmus
Vor allem die Abgeschiedenheit ihres jetzigen Hauses schätzt die Auswanderin sehr: "Ich bevorzuge dieses menschenleere Leben. Wenn ich nicht möchte, dann sehe ich die ganze Woche niemanden. Hier habe ich meinen Rhythmus gefunden." Denn Nachbarn gebe es nur in zwei Häusern, welche ganzjährig bewohnt sind. Und auch diese sind rund einen Kilometer von ihr entfernt. Im gesamten Dorf leben sieben Personen in drei Häusern, die nächste "Ortschaft" zähle sechs Häuser, die nächste Stadt - Skellefteå - liege etwa 45 Minuten von ihr entfernt.
"Einer der vermutlich markantesten Unterschiede im Vergleich zu Österreich sind die Menschen. Hier rennt niemand, hier stresst niemand. Die Menschen nehmen das Leben hier einfach lockerer. Wenn du Stress hast, dann hast du den nur solange, bis du dir das erste Mal um 3 Uhr morgens den Weg zu deinem Auto freischaufeln musst, weil es über Nacht zwei Meter geschneit hat. Spätestens dann hast du Zeit, ob du willst oder nicht."
Angelika Zachhuber, Auslandssteirerin
Ihre Familie fehle ihr allerdings immer wieder sehr. "Aber glücklicherweise leben wir in einer Zeit von Smartphones und Videotelefonaten, wodurch wir uns öfter am Tag 'sehen'", sagt Zachhuber. Manchmal vermisse sie auch die Berge, definitiv gehe ihr das Kernöl ab: "Das muss die Mama immer so im Monatstakt raufschicken, sonst steht die Küche!"

- Angelika Zachhuber ist allein nach Nordschweden ausgewandert. Mit ihrem Katzen lebt sie in einem geräumigen Haus rund 45 Minuten entfernt von Skellefteå.
- Foto: Zachhuber
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Bodybuilding und Schneefräsen
Ihre Freizeit verbringt Angelika Zachhuber am liebsten mit Sport - nach einem Gewichtsverlust von 60 Kilogramm hat sie im Vorjahr mit Kraftsport und Bodybuilding begonnen - und damit, Dinge rund ums Haus ins Lot zu bringen.
So zählen saisonale Arbeiten wie Rasenmähen im Sommer und Schneefräsen im Winter zu ihrem Standardaufgaben in den freien Wochen: "Hier wird es nicht langweilig, es gibt immer was zu tun. Und falls mir wirklich mal nichts einfällt: Auf meiner Terrasse steht eine schwedische Badetonne aus Holz. Dann wird diese eingeheizt und es gibt ein bisschen nordisches Spa."
Angelika Zachhuber im Steiermark-Rap
Meine Heimatgemeinde in der Steiermark...
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...ist Wenigzell im schönen Joglland, Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in der Oststeiermark.
Derzeit wohne ich in...
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...Kåge, Skellefteå, Västebotten Län.
Dieser Steirer hat mein Leben geprägt...
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Arnold Schwarzenegger!
Meine Freizeit verbringe ich am liebsten...
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...mit Kraftsport, meinem Partner und diversen Renovierungsarbeiten rund ums Haus. Aber meistens genieße ich einfach nur die menschenleere Ruhe!
Ein besonderes Erlebnis in Schweden war für mich...
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...einiges! Aber abgesehen von den gewaltigen kulturellen Unterschieden zwischen Österreich und Schweden war
für mich die Mitternachtssonne im Sommer und die ewigen Nächte im Winter schon besonders. Das vermutlich allerschönste Erlebnis hier waren die ersten Nordlichter, die ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe! Dieser Moment ist unvergesslich und war einer der schönsten, den ich je erleben durfte!
Mein liebstes steirisches Dialektwort ist...
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...beangat (und Möhspeis')!

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