Gewaltambulanz der Med Uni Graz
Nach nur zwölf Monaten Vorreiter in Österreich

- v.l.: Präsident des Oberlandesgerichts Graz Michael Schwanda, Leiterin des Diagnostik- und Forschungsinstituts für Gerichtliche Medizin Sarah Heinze, Rektorin der Medizinischen Universität Graz Andrea Kurz, Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin Anna Sporrer und Richterin am Landesgericht für Strafsachen Graz Verena Oswald.
- Foto: Bundesministerium für Justiz/APA-Fotoservice/Fiedler
- hochgeladen von Justin Schrapf
Ein Jahr nach dem Start zieht die Gewaltambulanz Graz eine eindrucksvolle Bilanz: Über 230 gerichtsverwertbare Untersuchungen stärken den Schutz und die Rechte von Gewaltbetroffenen in der Steiermark.
STEIERMARK/GRAZ. Ein Jahr nach dem Start der Gewaltambulanz an der Medizinischen Universität Graz im Rahmen des Pilotprojekts „Modellregion Süd“ zieht das Team eine klare Zwischenbilanz: Zwischen April 2024 und März 2025 wurden insgesamt 237 klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt – das ist österreichweit die mit Abstand höchste Zahl an gerichtsverwertbaren Gewaltuntersuchungen. Die Ambulanz leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur objektiven Spurensicherung, Beweissicherung und professionellen Unterstützung von Gewaltbetroffenen.
Betroffene aller Altersgruppen
Untersucht wurden Personen im Alter zwischen zwei Wochen und 73 Jahren. Zwei Drittel der Fälle betrafen körperliche Gewalt, ein Drittel sexualisierte Gewalt. In letzteren Fällen waren 97 Prozent der Betroffenen weiblich. Insgesamt lag auch bei körperlicher Gewalt der Anteil erwachsener Frauen bei 85 Prozent. Diese Zahlen unterstreichen, dass Gewalt überwiegend Frauen trifft – und dass ein niederschwelliges, neutrales Angebot wie jenes der Gewaltambulanz dringend notwendig ist.
Von den 237 Fällen wurden 118 direkt in den speziell adaptierten Untersuchungsräumen der Ambulanz durchgeführt, 119 weitere in Kooperation mit Fachabteilungen anderer Kliniken – insbesondere bei gynäkologischen oder pädiatrischen Untersuchungen. Zusätzlich wurden 31 externe Asservate, etwa von anderen Ambulanzen, übernommen und dokumentiert.
Die Fallzahlen haben sich gegenüber den Jahren 2020 bis 2023 in den ersten zwölf Monaten der Pilotprojekt-Laufzeit beinahe verdreifacht, ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit und Wirksamkeit des niedrigschwelligen Angebots.

- Die Medizinische Universität Graz beherbergt die Gewaltambulanz seit Mai 2024 in eigens adaptierten Räumlichkeiten.
- Foto: Med Uni Graz
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Große gesellschaftliche Bedeutung
Justizministerin Anna Sporrer und Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner betonen die gesellschaftliche Bedeutung solcher Einrichtungen. Die Gewaltambulanz ermögliche durch ihre medizinisch-juristische Schnittstellenfunktion eine bessere Strafverfolgung und stärke gleichzeitig das Vertrauen der Betroffenen in das Hilfesystem. Auch Expertinnen und Experten wie Sarah Heinze, Leiterin des Diagnostik- und Forschungsinstituts für Gerichtliche Medizin, Andrea Kurz, Rektorin der Medizinischen Universität Graz und Verena Oswald, Richterin am Landesgericht für Strafsachen Graz, sehen die Ambulanz als wertvolle Ergänzung im System des Opferschutzes und der Beweissicherung.
„Durch unsere Tätigkeit schaffen wir eine Übersetzungsleistung zwischen dem Strafrechtssystem, der medizinischen Versorgung und der forensischen, objektiven Spurensicherung. Für eine von Gewalt betroffene Person wird es möglich, vor Gericht zu sagen: ‚Das ist passiert. Ich kann es beweisen.“
Sarah Heinze, Leiterin des Diagnostik- und Forschungsinstituts für Gerichtliche Medizin
Mit der Eröffnung eines weiteren Standorts in Wien Anfang 2025 wurde bereits ein wichtiger nächster Schritt gesetzt. Weitere Ausbaumaßnahmen sind geplant – die Gewaltambulanz Graz bleibt dabei österreichweite Vorreiterin im Bereich klinisch-forensischer Gewaltaufarbeitung.
Das könnte dich auch interessieren:





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.