"Drug-Checking"-Projekt "Triptalks"
Präventionsarbeit beim Drogenkonsum

Der Leiter des Caritas Kontaktladens Harald Ploder, Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer, Gesundheits-Landesrätin Juliane Bogner-Strauss und Martin Schmid bei der Präsentation des neuen Projekts | Foto: Caritas
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  • Der Leiter des Caritas Kontaktladens Harald Ploder, Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer, Gesundheits-Landesrätin Juliane Bogner-Strauss und Martin Schmid bei der Präsentation des neuen Projekts
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Erstmals gibt es in Graz ein "Drug-Checking"-Projekt vom Caritas Kontaktladen, welcher es Drogenkonsumentinnen und -konsumenten ermöglicht, anonym und kostenlos Proben illegaler psychoaktiver Substanzen untersuchen zu lassen, um das Risiko durch Verunreinigungen und mögliche Überdosierung zu minimieren.

STEIERMARK. Drogenkonsum ist mit hohen Risiken verbunden - der vollständige Verzicht darauf ist und bleibt der gesündeste Umgang damit. Eine suchtfreie Gesellschaft ist jedoch utopisch. Allerdings zeigen internationale Erfahrungen, dass eine Substanz-Analyse per "Drug-Checking" die Risiken minimieren kann und eine besonders niederschwellige Kontaktmöglichkeit mit Drogenkonsumentinnen und -konsumenten darstellt.

Im Rahmen des Projekts werden Konsumentinnen und Konsumenten auch für Folgeschäden sensibilisiert. | Foto: panthermedia
  • Im Rahmen des Projekts werden Konsumentinnen und Konsumenten auch für Folgeschäden sensibilisiert.
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Projekt "Triptalks"

Genau so eine Analyse gibt es nun erstmals in Graz - das Projekt "Triptalks" vom Caritas Kontaktladen in Kooperation mit der Med Uni Graz, welches vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert und von der Stadt Graz unterstützt wird. Die beiden Kooperationspartner von "Triptalks" in Graz sind das seit über 20 Jahren laufende Projekt "check-it" der Uni Wien sowie das Projekt "Z6" der Uni Innsbruck, welche bisher sehr positive Erfahrungswerte liefern.

„Wir setzen in der Steiermark vielschichtige Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen, aber auch zur Schadensminimierung – vollkommen verhindern können wir Drogenkonsum nicht. Drug Checking hilft, vor besonders schädlichen Präparaten zu warnen. Es ist eine niederschwellige Kontaktmöglichkeit mit Konsumentinnen sowie Konsumenten und damit auch ein möglicher erster Schritt im Weg aus der Sucht, was Erfahrungen aus Wien und Innsbruck bestätigen“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.

Die Ergebnisse der Proben-Analyse werden direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben. | Foto: Pixabay
  • Die Ergebnisse der Proben-Analyse werden direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben.
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Substanz-Analyse 

Doch wie funktioniert "Drug-Checking" über das Projekt "Triptalks" in Graz? Bei diesem können Drogenkonsumentinnen und -konsumenten anonym und kostenlos Proben ihrer Substanzen im Caritas Kontaktladen abgeben, wonach diese weiter zur Untersuchungsstelle in der Med Uni Graz geliefert werden. Dort werden sie von den beiden Arznei- und Suchtmittelanalytikern Martin Schmid und Manfred Kollroser untersucht. Die dabei entstandenen Ergebnisse werden dann wiederum über den Caritas Kontaktladen an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben. 

Martin Schmid, pharmazeutischer Chemiker und wissenschaftlicher Begleiter des Projekts erklärt: „Die chemische Untersuchung von Drogen auf ihre Inhaltsstoffe und deren Reinheitsgehalte ist wissenschaftlich relevant, weil so neue Trends rechtzeitig erkannt werden können. In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl von neuen psychoaktiven Substanzen weltweit stark angestiegen. Diese Drogen sind leicht über das Internet erhältlich und erwecken den Anschein harmlos zu sein. Über Wirkungen und Nebenwirkungen ist aufgrund der Neuheit kaum etwas bekannt. Mein Forschungsgebiet richtet sich genau auf die Identifizierung dieser Stoffe aus, was für das Projekt neben der Analytik klassischer Drogen bedeutsam sein wird.“

Proben psychoaktiver Substanzen aller Art können im Caritas Kontaktladen zur Analyse abgegeben werden. | Foto: Pixabay
  • Proben psychoaktiver Substanzen aller Art können im Caritas Kontaktladen zur Analyse abgegeben werden.
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Sensibilisierung für Folgeschäden

Im Rahmen dieser freiwilligen Analyse gibt es außerdem Beratungsgespräche, bei denen die Klientinnen und Klienten Fragebögen zu ihrem Suchtverhalten ausfüllen und "Streetworker" versuchen, sie für die Folgeschäden des Drogenkonsums zu sensibilisieren. Die Daten aus den Fragebögen ermöglichen ein entsprechendes Monitoring, um Rückschlüsse auf den Drogenkonsum in der Steiermark zu ziehen. Weiters werden die Daten an das Gesundheitsministerium als zuständige nationale Behörde des europäischen "Early Warning Systems" (EWS) weitergegeben. 

Der Sinn dahinter

Das "Drug-Checking" ist besonders wichtig, da bei vielen Drogen - vor allem Partydrogen wie Ecstasy, LSD oder Kokain - die Gefahr der ÜberdosierungundVerunreinigung herrscht, was in besonders schlimmen Fällen auch zum Tod führen kann. Die freiwillige und anonyme Substanz-Analyse hilft also Konsumentinnen und Konsumenten, diese Risiken einzudämmen. Auch bei neuartigen und kaum untersuchten psychoaktiven Substanzen kann dies besonders relevant werden.

Der Konsum verunreinigter Drogen kann fatale folgen haben. | Foto: stock.adobe.com/at/Tinnakorn
  • Der Konsum verunreinigter Drogen kann fatale folgen haben.
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„Menschen die illegale Substanzen - manchmal auch in Kombination mit legalen Substanzen - konsumieren, wissen oft nicht, wie sich dies auswirkt und um welche Wirkstoffkonzentrationen es sich überhaupt handelt. Um diese Menschen zu schützen, gibt es mit Triptalks und dem Drug-Checking nun ganz wichtige Angebote des Caritas Kontaktladens – anonym, freiwillig, kostenlos, rasch und unbürokratisch. Zugleich ist das Angebot von Drug-Checking ein wichtiges Monitoring-Instrument, um vor besonders gefährlichen Substanzen warnen zu können“, so Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer.

Funktion als Frühwarnsystem

Harald Ploder, Leiter des Kontaktladens und Streetwork im Drogenbereich der Caritas, betont „Unser Drug-Checking Angebot richtet sich an alle Menschen, die illegale Substanzen konsumieren – unabhängig davon, wie häufig oder wie intensiv. Informationen zur Dosierung und etwaigen Verunreinigungen von psychoaktiven Substanzen sind enorm wichtig, um mögliche Risiken zu minimieren.
Nur wer über die Zusammensetzung seiner Substanzen informiert ist, kann eine möglichst sichere Dosierung und eine möglichst sichere Konsumform wählen – oder gegebenenfalls verzichten, wenn es zu gefährlich wird. Werden bei den chemischen Analysen besonders gefährliche Substanzen gefunden, veröffentlichen wir dazu entsprechende Warnungen, um auch andere potentielle Gebrauchende zu informieren und zu schützen. Unser Drug-Checking Angebot geht Hand in Hand mit einer umfassenden Beratungsmöglichkeit".

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