Nach warm-feuchtem Wetter
Rekordjahr für steirische Schwammerlsucher

Der Steinpilz gehört zu den beliebtesten Speisepilzen der Steirerinnen und Steirer. Heuer lassen sich besonderes viele davon in den Wäldern finden.  | Foto: Pixabay
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  • Der Steinpilz gehört zu den beliebtesten Speisepilzen der Steirerinnen und Steirer. Heuer lassen sich besonderes viele davon in den Wäldern finden.
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Hochsaison für Steinpilze, Eierschwammerl & Co.: Was du beim Sammeln von Speisepilzen beachten solltest und welche Auswirkungen die Klimaerwärmung auf die heimische Pilzvegetation hat, erklärt der steirische Mykologe Gernot Friebes.

STEIERMARK. Von einer rekordverdächtigen Schwammerlsaison berichten heuer zahlreiche Steirerinnen und Steirer nach ihren Ausflügen in den Wald. Und auch Gernot Friebes, Pilz-Experte des Universalmuseums Joanneum, kann diese Eindrücke nur bestätigen: "Insgesamt gestaltet sich die diesjährige Pilzsaison sehr vielversprechend. Nach den starken Niederschlägen und hohen Temperaturen konnten in den vergangenen Wochen große Mengen an Speisepilzen geerntet werden." Waren es im Juni und Juli vor allem Eierschwammerl, die die Körbe füllten, so wanderte im August auch eine große Auswahl an Steinpilzen, Täublingen und Parasolen vom Wald in die Küche. 

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Mehr giftige Pilze durch Klimawandel 

Scheinen Eierschwammerl & Co den Sommer 2023 besonders zu genießen, waren es in den vergangenen Jahren jedoch vor allem die Trockenphasen, d.h. die Phasen, in denen lange nichts wächst, die für Mykologen wie Gernot Friebes auf einen vielschichtigen Wandel in unseren Wäldern hinwiesen:

"Generell ist bemerkbar, dass die Pilzsaison nach hinten hinaus im Jahr länger wird, weil auch die ersten Fröste im Jahr später kommen. Manche Pilzarten wandern tendenziell nach oben und wachsen in höheren Lagen, bei anderen merkt man, dass sie häufiger werden."

Gelegentlich tauchen durch die wärmeren Temperaturen jedoch auch Giftpilze bei uns auf, die nur im mediterranen Raum bekannt sind. "Das passiert im Moment noch eher selten, aber es kommt dennoch vor", betont Friebes. Da diese Giftpilze hierzulande meist unbekannt sind, werden sie beim "normalen" Blick in den Wald auch nicht als solche wahrgenommen und klassifiziert - sondern oft erst in Zusammenhang mit einem medizinischen Notfall.

Fliegenpilze gehören zu den bekanntesten heimischen Giftpilzen. Der Genuss kann schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen.  | Foto: Gernot Friebes
  • Fliegenpilze gehören zu den bekanntesten heimischen Giftpilzen. Der Genuss kann schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
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Gefährlicher Genuss durch giftige Doppelgänger

Schwammerlsucherinnen und -sammler mahnt Gernot Friebes generell zur Vorsicht, denn zu fast jedem heimischen Speisepilz gebe es bei uns gefährliche Doppelgänger. "Bei Zweifel darüber, ob ein Pilz essbar ist, ist es besser ihn stehenzulassen. Nur Pilze, die man zu 100 Prozent kennt, sollten gesammelt werden. Im Idealfall sollte man auch die jeweiligen Doppelgänger zu den Speisepilzen kennen", betont Friebes.

Einer häufigen Verwechslung unterliegen z.B. Steinpilze und Gallenröhrlinge. "Gallenröhrlinge sind zwar nur schwach Magen-Darm-giftig, aber extrem bitter", macht Friebes darauf aufmerksam, dass ein kleiner Teil eines solchen Pilzes das schmackhafteste Gericht verdirbt.

Der Gallenröhrling wird immer wieder mit dem Steinpilz verwechselt. Aufgrund seines extrem bitteren Geschmacks wird er auch als "Bitterling" bezeichnet.  | Foto: Gernot Friebes
  • Der Gallenröhrling wird immer wieder mit dem Steinpilz verwechselt. Aufgrund seines extrem bitteren Geschmacks wird er auch als "Bitterling" bezeichnet.
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Weitaus gefährlicher sei jedoch der "Klassiker" unter den Verwechslungen: Denn immer wieder werden grüne Täublinge oder Parasole mit dem gefährlichsten Giftpilz Mitteleuropas verwechselt, dem Grünen Knollenblätterpilz. "Dieser ist bei uns für rund 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich", erklärt Friebes. Durchaus angenehm im Geschmack seien auch Pantherpilze. Diese Giftpilze werden oftmals mit dem Grauen Wulstling oder Perlpilz und zum Teil auch mit Parasolen verwechselt, sind jedoch ebenso stark giftig.

Über 3.000 Großpilzarten in der Steiermark

Grundsätzlich präsentiert sich die Steiermark als pilzreiches Bundesland: Unterschiedliche Waldtypen - von wärmebegünstigten in tieferen Lagen bis hin zu alpinen Lebensräumen - bilden die Grundlage für eine besondere Artenvielfalt. "Insgesamt gibt es in der Steiermark über 3.000 bekannte Großpilzarten und eine Vielzahl an Kleinpilzen", informiert Friebes.

Das, was wir als Pilz wahrnehmen, sei jedoch nur der Teil, der der Sporenverbreitung diene. "Der eigentliche Pilz ist ein feines Geflecht aus Pilzfäden, das sich im Substrat, d.h. im Boden oder im toten Holz, befindet. Wenn die Witterung passt, wird der Fruchtkörper gebildet. Ist das Klima milder und stimmt der Niederschlag, beginnt der Fruchtkörper früher zu wachsen und tut das auch länger", gewährt der steirische Experte Einblick in die faszinierende Welt der kleinen Waldwunder und ihren Wandel.


Erste Hilfe bei Pilzvergiftungen

  • Je nach Art der gegessenen Pilze kann es einige Minuten bis hin zu Stunden dauern, bis Vergiftungssymptome auftreten.
  • Übelkeit, Schweißausbrüche, Erbrechen, Durchfall und Fieberschübe können erste Anzeichen von Pilzvergiftungen sein.
  • Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte sofort ein Arzt oder die Rettung gerufen werden. Nie selbst zum Arzt oder ins Spital fahren: Pilzvergiftungen können Ohnmacht auslösen!
  • Nur im Notfall Erbrechen auslösen.
  • Pilzreste sowie Erbrochenes unbedingt aufbewahren, damit Fachleute Rückschlüsse auf die verzehrten Pilze ziehen und die entsprechende Therapie einleiten können.

  • Um Verwechslungen vorzubeugen, gibt es eigene Pilzberatungsstellen, wo Expertinnen und Experten die Bestimmung der gesammelten Pilze übernehmen sowie deren Genusstauglichkeit überprüfen. In Graz gibt z.B. Gernot Friebes gerne Auskunft; Terminvereinbarung: Tel.: 0316 8017-9752

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