Projektidee
"Tratschkassen" in Supermärkten sollen einsamen Menschen helfen
In Holland gibt es sie bereits: Sogenannte "Tratschkassen", an denen sich die Kassierinnen und Kassierer Zeit für ein Gespräch mit Kundinnen und Kunden nehmen. MeinBezirk.at hat bei den heimischen Supermarkt-Ketten nachgefragt, was sie von der Idee halten.
STEIERMARK. Wer kennt es nicht: Ungeduldig zappelt man in der Schlange der Supermarkt-Kassa, ärgert sich über den langsamen Vordermann, wird die Reihe etwas länger, ertönt sofort der Ruf nach dem Öffnen einer weiteren Kassa. Stress pur, gleichermaßen für Kundschaft und Personal.
Zeit lassen an der Kassa
Ganz anders tickt ein Modell, das derzeit in Holland bereits erfolgreich praktiziert: Dort hat die Kette "Jumbo" ein ganz anderes Modell installiert: In deren Märkten gibt es neben den normalen Kassen eine so genannte "Kletskassa", frei übersetzt also so etwas wie eine "Tratsch-Kassa". Wer sich hier anstellt, hat Zeit – und die Kassiererin oder der Kassier auch. Denn, wie früher beim Greißler, geht es hier ums Miteinander Plaudern, Wetter, tagesaktuelle Themen, persönliche Anliegen, all das kann und darf dort Thema sein. Erste Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zeigen, dass vor allem ältere Menschen bereitwillig von dem Angebot Gebrauch machen. Das führt dazu, dass die Kette das Modell – mit eigens geschultem Personal – in weiteren 30 bis 40 Filialen einführen will.
"Tratsch-Kassen" auch in der Steiermark?
Ein spannender Ansatz – den wir für die Steiermark bei den heimischen Supermarktketten hinterfragt. Eines darf man dabei pauschal vorwegnehmen: Die meist dünne Personaldecke macht momentan Pilotprojekte nicht unbedingt einfacher. Dennoch zeigt man sich prinzipiell nicht abgeneigt. Christoph Holzer, Chef von "Spar" in der Steiermark will zwar keine "Tratsch-Kassen" einführen, sagt aber: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen sich durchaus Zeit für ein kleines Plauscherl, sofern es das Kundenaufkommen zulässt. " Gerade unter der Woche, etwa am späteren Vormittag sei das immer wieder möglich und auch gewollt.
Schnelle Kassa, schnelle Hilfe
Ähnlich sieht man das bei "Hofer", an sich ja berühmt für das hohe Tempo an den Kassen. Man wolle das Einkaufen so angenehm wie möglich gestalten, den Einkauf für alle Kundinnen und Kunden so angenehm wie möglich zu gestalten. Sensibilität, Rücksichtnahme, Höflichkeit und Freundlichkeit seien dabei selbstverständlich: Unsere Verkaufsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter erhalten regelmäßig Trainings zum Umgang mit Kundinnen und Kunden und sind angehalten, bei Bedarf Hilfsbereitschaft aktiv anzubieten", heißt es seitens der Unternehmensleitung.
Auch bei "Billa" denkt man in die gleiche Richtung, dort hat man etwa erst kürzlich in einem Pilotprojekt in Wien die "stille Stunde" installiert, wo man auf die besonderen Herausforderungen von Menschen mit Autismus eingeht und Lärm und Licht in dieser Zeit weitestgehend zurückfährt.
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