WOCHE-Serie: Wahre Werte - Menschenrechte

Elke Lujansky-Lammer, Vorsitzende des Grazer Menschenrechtsbeirats | Foto: Prontolux
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Mit einem leisen Lächeln und doch einem durchaus ernsten Hintergrund steigt Elke Lujansky-Lammer ins Gespräch ein: "Soziale Gerechtigkeit beschäftigt mich, seit meinem 4. Lebensjahr, damals ging es um eine grobe Ungerechtigkeit im Kindergarten", erzählt die Gleichbehandlungsanwältin, die außerdem, noch Vorsitzende des Grazer Menschenrechtsbeirats ist. Kurz: Eine perfekte Gesprächspartnerin für den ersten Teil der WOCHE-Serie "Wahre Werte" – eine Serie, in der wir mit Menschen in Graz darüber reden wollen, welche Werte ihnen wichtig sind und welche ganz persönlichen Bezug sie dazu haben.
Die erste Frage liegt auf der Hand: Wie steht es denn in der Landeshauptstadt um die Menschenrechte? "Wir bewegen uns da zum Glück auf sehr hohem Niveau. Jene Dinge, die man schnell einmal mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung bringt, wie zum Beispiel Folter, sind natürlich kein Thema." Deshalb sei es auch in erster Linie Aufgabe des Beirats, die Menschen zu informieren, die Menschenrechte und ihre Regelungen verständlich zu machen.
Also alles bestens in Graz? "Nein, Menschenrechte sind ein Prozess, man wird nie ans Ziel kommen. Es ist ein bisschen wie Radfahren: Wenn Sie nicht mehr treten, fallen Sie runter." Wohnen, Gesundheit – all das seien Bereiche, wo man auch in Graz immer wieder hinschauen müsse. Auch die Kultur und die Bildung: "Alle Menschen müssen die Chanche haben, an diesen Dingen teilzuhaben." Und dazu gibt es auch immer wieder Empfehlungen des Beirats an die Stadt. Welche Punkte sind noch ungelöst? "Barrierefreiheit bleibt sicher noch länger ein Thema, auch Menschen im öffentlichen Raum, Stichwort Bettler." Auch über Sicherheit würde immer wieder diskutiert: "Da steht halt der Wunsch nach mehr Überwachung dem Schutz der Privatsphäre gegenüber, das muss man gut abwägen."
Und ganz persönlich, was steht da in der Wertung ganz oben? "Die Menschenwürde. Der Mensch verdient Respekt und Wertschätzung – ich muss nicht mit jedem einer Meinung sein, aber ich muss den anderen respektieren." Dies sei eines der wichtigsten Gebote und genau deshalb seien Menschenrechte auch nicht verhandelbar. Und: "Die Gleichstellung der Frau in allen Punkten ist mir natürlich auch ein wesentliches Anliegen."
Insgesamt passiere sehr viel in Sachen Menschenrechten, aber viele kleine Verbesserungen würden sich dann halt auch wieder im Alltag verlieren. "Deshalb ist es auch unsere Aufgabe als Beirat, dieses Denken zum Mainstream zu machen, Menschenrechte bewusst zu machen." Weil sie, so Lujansky-Lammer, die wichtigste Basis unserer Gesellschaft sind: "Sie sind ein Kodex, der nicht einmal an Religionen hängt, sie sind der größte gemeinsame Nenner unseres Zusammenlebens." Alle wesentlichen Elemente ließen sich auf die Menschenrechte zurückführen: "Staatsangehörigkeit, freie Berufswahl, Erwerb und Schutz von Eigentum, das Recht zu Heiraten, zur Familiengründung, sogar das Recht auf Freizeit und Urlaub und noch vieles mehr – die Menschenrechte stehen über all dem, sind die Grundlage dafür."
Letzte Frage: Wie stehen Sie zu so klassischen Werten wie Pünktlichkeit und Höflichkeit? "Pünktlichkeit ist mir sehr wichtig, weil es da auch um die Einhaltung von Regeln und Respekt geht. Das gleiche gilt für Höflichkeit: Nur weil ich mich für die Gleichstellung von Frauen einsetzt, muss man mir nicht die Tür an den Kopf knallen ..."

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Elke Lujansky-Lammer im Gespräch mit WOCHE-Redakteur Roland Reischl | Foto: Prontolux
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