Am Telefon gegen Einsamkeit
Zuhören und Plaudern für den guten Zweck
Das Plaudernetz der Caritas soll schnelle Hilfe in Momenten der Einsamkeit bieten. Das simple Erfolgsrezept der Initiative: anrufen und mit fremden Menschen verbunden werden.
STEIERMARK. Das Plaudernetz ist mittlerweile eine zentrale Säule in der sozialen Versorgung des Landes und ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe über das eigene Telefon. Personen, die sich sozial engagieren möchten, können anderen Menschen ortsunabhängig und zeitlich flexibel zuhören und weiterhelfen. Seit dem Start des Plaudernetz im April 2020 wurden über 30.000 Gespräche geführt. Das sind zwischen 30 bis 100 Gespräche pro Tag, wie Magdalena Heugl, Projektmitarbeiterin des Plaudernetz, gegenüber MeinBezirk.at schildert. In Summe wurde bereits 755.321 Minuten lang geplaudert, das entspricht ganzen 524,5 Tagen(!). Die durchschnittliche Gesprächsdauer liegt bei 29 Minuten.
Das Plaudernetz ist täglich von 12.00 bis 20.00 Uhr besetzt und unter der Nummer 05 1776 100 zu erreichen. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine freiwillige Plauderpartnerin bzw. ein freiwilliger Plauderpartner, der gerade Zeit hat und den Anruf entgegen nehmen kann. Der Umgangston ist freundlich und Telefonate sind beidseitig anonym, wie MeinBezirk.at bestätigt wird. Erlaubt ist im Plaudernetz so gut wie alles, außer zu missionieren und zu verkaufen.
Miteinander im Gespräch bleiben
Das Plaudernetz soll Alt und Jung, Städterinnen und Landbewohner, Männer und Frauen, Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen gleichermaßen verbinden, heißt es auf der Homepage der Initiative. So sorgt das Plaudernetz dafür, dass Menschen miteinander im Gespräch bleiben und (wieder) mehr Verständnis füreinander aufbringen. Über 4.100 Menschen haben sich bereits als freiwillige Plauderpartnerinnen und Plauderpartner registriert. Einer davon ist Plauderpartner Gerhard, 59 Jahre alt: "Es ist immer eine Win-Win-Situation, sowohl Anruferinnen und Anrufer als auch ich haben mit dem Plaudern viel Freude."
Ähnliches schildert auch die 27-jährige Luisa, die Plauderdienste übernimmt: „Ich habe einmal sehr lange mit einer älteren Dame geredet, die sich müde und schlapp gefühlt hat. Nach und nach ist sie immer mehr aufgetaut und hat sehr viel erzählt, auch von ihrem Enkel, der im selber Alter wie ich ist. Sie hat sich dann mit den Worten "Vielen lieben Dank, dass Sie heute meine Wahlenkelin waren" verabschiedet.“
Von erfüllenden Momenten erzählt auch die 62 Jahre alte Plauderpartnerin Susanne, der vor allem ein Telefonat besonders in Erinnerung geblieben ist: „Es ist ein paar Wochen her, da hat mich ein jüngerer Mann angerufen - das ist eher unüblich. Er hat gesagt, dass er sich sehr zurückhalten muss in seinem Leben, weil er krank ist. Was ihn aufrechthält, ist das tägliche Gespräch im Plaudernetz. Er meinte: 'Das gibt mir so viel, es ist das Highlight meines Tages.' Wir haben uns, glaube ich, beide sehr glücklich gefühlt nach dem Gespräch.“
So kannst du selbst Plauderpartnerin bzw. Plauderpartner werden:
- Du registrierst dich mit deiner E-Mail-Adresse und erhältst dann alle weiteren Informationen per E-Mail.
- Du musst deine Telefonnummer, deinen Namen, dein Alter und deine Postleitzahl angeben. Am folgenden Tag kannst du deine Telefonnummer aktivieren.
- Von nun an läutet dein Handy zwei bis viermal pro Woche.
- Als Plauderpartnerin bzw. Plauderpartner musst du übrigens keine Expertise in professioneller Gesprächsführung vorweisen. Das Plaudernetz ist keine Notfallhotline.
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