Psychische Gesundheit
Zustand der Jugendlichen verschlechtert sich

Die psychische Gesundheit der Jugendlichen verschlechtert sich weiter. Die befragten klagen über Gereiztheit und schlechte Laune, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Nervosität, Zukunftssorgen und Niedergeschlagenheit. | Foto: Symbolfoto: Pixabay
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  • Die psychische Gesundheit der Jugendlichen verschlechtert sich weiter. Die befragten klagen über Gereiztheit und schlechte Laune, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Nervosität, Zukunftssorgen und Niedergeschlagenheit.
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Die psychische Gesundheit der Kinder hat in den letzten Jahren besonders gelitten. Depressionen nehmen massiv zu. Die steirische Bildungsdirektion sprach letztes Jahr sogar von einer Verdoppelung der Fälle. Eine neue Studie (HBSC) bestätigt nun, dass sich die psychische Gesundheit der jungen Menschen weiter verschlechtert hat. Das können auch regionale Expertinnen und Experten bestätigen.

STEIERMARK. Pandemie, Krieg, Klimakrise und viele weitere Themen belasten seit Jahren die Jugendlichen. Zusätzlich wurden sie durch den Coronavirus ausgebremst. Sie konnten sich nicht ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Darum sind nun viele mit den kommenden Herausforderungen im Leben überfordert. Deshalb wurde von vielen Expertinnen und Experten ein Anstieg von psychischen Problemen in den kommenden Jahren erwartet.

"Wir bemerken, dass Jugendliche sich häufig immer mehr zurückziehen, ihre Ängste und Sorgen mit niemandem teilen. Andere Jugendliche fallen durch aggressives oder überdrehtes Verhalten auf. Viele schaffen es oft nicht, sich selbst zu motivieren, sich zu entspannen, positive Gedanken zu generieren oder sich Lebensziele zu stecken. Diese Probleme können unbehandelt schnell in einer Abwärtsspirale enden - Depressionen und Angstzustände inklusive."
Alexandra Uidl, Homebase-Leiterin Judenburg (PSN) 

Der negative Trend der Jugendlichen bestätigte jetzt auch die kürzlich veröffentlichte HBSC (Health Behaviour in School-aged Children)-Studie, die vom Österreichischen Gesundheitsministerium vorgestellt wurde. „Die Ergebnisse bestätigen, dass die psychische Gesundheit der jungen Menschen sich weiter verschlechtert hat“, so Rosemarie Felder-Puig, nationale Studienleiterin.

Das kann man in der ganzen Steiermark beobachten - auch in der Region Murau-Murtal. "Wir verzeichnen einen deutlichen Zuwachs bei der Behandlung und Beratung von Jugendlichen ab 14 Jahren", berichtet Alexandra Uidl. Sie ist die Homebase-Leiterin, Psychosoziale Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche in Judenburg.

Die Bewertungen über den Gesundheitszustand sind bei Mädchen negativer als bei Burschen. | Foto: Pixabay
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Psychische Probleme

Laut der Studie zeigen wesentlich mehr Mädchen in allen Altersgruppen ein weniger gutes emotionales Wohlbefinden als Burschen auf. 22 Prozent der Mädchen und 10 Prozent der Burschen leiden möglicherweise an einer depressiven Verstimmung oder Depression. Gereiztheit und schlechte Laune, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Nervosität, Zukunftssorgen und Niedergeschlagenheit wurden von den Befragten am öftesten genannt. Bei Mädchen häuft sich in den höheren Schulstufen die subjektive Stressbelastung.

"Die Jugendlichen kommen nach wie vor wegen Sorgen und Schwierigkeiten um Familie, Freunde, Schule, Essverhalten und Co. zu uns. Eine deutliche Zunahme verzeichnen wir jedoch im Bereich der depressiven Symptomatik sowie eine Zunahme bei Angststörungen, die bis hin zur Schulverweigerung führen können."
Alexandra Uidl, Homebase-Leiterin Judenburg (PSN)

Physische Fitness

Die steigende psychische Belastung zeigt sich auch vielen beim Körpergewicht. Auf Basis der selbst berichteten Angaben zu Gewicht und Körpergröße sind bei den Mädchen 15 Prozent als untergewichtig und 17 Prozent als übergewichtig oder adipös einzustufen. Bei den Burschen betragen diese Raten bei 10 bzw. 25 Prozent. Aber auch ungesunde Ernährung und zu wenig Sport zeichnete sich in der Studie bei den Jugendlichen ab. Die durchschnittliche Anzahl an Tagen, an denen die Schülerinnen und Schüler für zumindest eine Stunde körperlich aktiv sind (WHO-Empfehlung), sinkt mit zunehmendem Alter. 

Laut der Studie nimmt die Anzahl der "Sportmuffel" zu und die Jugendlichen sind weniger sportlich aktiv. | Foto: Pixabay
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Zudem sind Süßigkeiten, Soft- und Energydrinks sowie Fastfood bei den Jugendlichen weit verbreitet. Beispielsweise essen 36 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Burschen täglich Süßigkeiten. Zwischen fünf und sechs Prozent aller befragten Schülerinnen und Schüler nehmen täglich „Fastfood“-Speisen zu sich. Acht Prozent konsumieren täglich mindestens einen Energydrink. 

Fazit der Studie:

Die Ergebnisse der HBSC-Studie 2021/22 haben die erwartete Verschlechterung in vielen Aspekten der Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens von Schülerinnen und Schülern bestätigt.
- Bei den Mädchen ist die relative Anzahl jener, die ihren Gesundheitszustand als „ausgezeichnet“ bezeichnen, somit rückläufig.
- Zudem ist die Beschwerdelast bei den Jugendlichen kontinuierlich gestiegen.
- Eine kontinuierliche Verschlechterung der Lebenszufriedenheit ist bei älteren Schülerinnen und Schüler seit 2014 zu sehen.

Was kann man dagegen tun?

Es muss daher unbedingt etwas gegen diesen negativen Trend getan werden. Das sieht auch der Gesundheitsminister Johannes Rauch: "Das Gesundheitsministerium hat bereits vor einiger Zeit begonnen, verstärkt in die psychische Gesundheit von jungen Menschen zu investieren – auch mit Fokus auf die Gesundheit von jungen Mädchen und Frauen."

"Generell wäre es wichtig, wenn wir bereits den Kindern ab Kindergarten- und Volksschulalter beibringen könnten, dass es okay und wichtig ist, sich nicht nur um seine körperliche, sondern auch um seine seelische Gesundheit zu kümmern! Und dass es in Ordnung ist, wenn man sich Hilfe und Unterstützung sucht."
Alexandra Uidl, Homebase-Leiterin (PSN)

Laut Uidl sollte es einerseits mehr Betreuungsangebote für Jugendliche geben, anderseits sollte es auch eine kostenfreie Versorgung geben. "Viele Jugendlichen wollen oft zu Beginn einer Behandlung noch nicht, dass ihre Eltern davon wissen. Dies ist aber nur möglich, wenn es mehr Zugang zur kostenfreien Versorgung gibt." Zusätzlich brauchen die Kinder und Jugendliche eine verlässliche Bezugsperson, die sie unterstützt. "Das bedeutet nicht, dass es notwendig ist, dass Eltern oder sonstige Bezugspersonen permanent um sie herum sind, im Gegenteil. Man muss Jugendlichen Raum geben, um vertrauensvoll reden zu können, und sie brauchen ein nicht wertendes Gegenüber, das nicht be- oder verurteilt, sie brauchen Wertschätzung und Verständnis", erklärt die Einrichtungsleiterin Uidl.

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