Neustart für Spitalsfrage im Bezirk Liezen gefordert
"BISS" zeigt einen langen Atem

Oppositioneller Schulterschluss für einen Neustart des Projekts Leitspital im Bezirk Liezen: Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Lambert Schönleitner (Grüne), Helmut Gassner und Michael Pretzler (beide Bürgerinitiative BISS), Albert Royer (FPÖ), Niko Swatek (Neos) | Foto: KK
  • Oppositioneller Schulterschluss für einen Neustart des Projekts Leitspital im Bezirk Liezen: Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Lambert Schönleitner (Grüne), Helmut Gassner und Michael Pretzler (beide Bürgerinitiative BISS), Albert Royer (FPÖ), Niko Swatek (Neos)
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Nachdem am vergangenen Montag ein Gespräch zwischen der steirischen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß und Vertretern der Ennstaler Bürgerinitiative "BISS" zum umstrittenen Leitspitalsprojekt für den Bezirk Liezen stattgefunden hatte, bildete sich ein oppositioneller Schulterschluss aus FPÖ, KPÖ, Neos und Grünen, um gemeinsam mit der Bürgerinitiative einen Neustart für die Gesundheitsversorgung im Ennstal zu fordern. "Das Gesundheitssystem herunterzufahren und kaputtzusparen sei auch angesichts der Erfahrungen mit der Corona-Pandemie der falsche Weg. Dass die Landesregierung stur an ihren Plänen der drastischen Bettenreduzierung festhalten will", ist für Helmut Gassner, Sprecher der Bürgerinitiative unverständlich. "Andere Bundesländer schließen Spitalsschließungen ausdrücklich aus. Das Gespräch mit Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sei sachlich verlaufen, habe aber keine Annäherung gebracht. Konkrete Pläne für eine Nachnutzung der Standorte, sollten sie geschlossen werden, liegen weiter nicht vor.
Laut Michael Pretzler, ebenfalls von "BISS", beträgt die Bettendichte in Österreich etwas mehr als 10 Betten pro 1.000 Einwohner, im Bezirk Liezen derzeit jedoch nur 4,2 pro 1.000 Einwohner. Nach der geplanten Realisierung des Leitspitals und Schließung der bestehenden Standorte würden pro 1.000 Einwohner nur noch 2,8 Betten zur Verfügung stehen.

"Totes Pferd lässt sich nicht weiter reiten"

Das Bündnis der Gegner, das sich nun über die Parteigrenzen hinweg formiert hat, fordert ein "zurück an den Start" für das gesamte Gesundheitsprojekt. "Man kann ein Pferd, das tot ist, nicht weiter reiten", findet KPÖ- Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler, die außerdem kritisiert, dass das Thema einer Pandemie, wie wir sie gerade erleben, im Regionalen Gesundheitsplan 2025 "gar nicht vorkommt." 
Eine bisher ungeklärte Frage sei auch jene der Finanzierung, daher plädieren die Bündnispartner dafür, eines der bereits bestehenden Spitäler, vorzugsweise jenes in Rottenmann, zum Leitspital zu machen. "Wir brauchen kein Prestigeprojekt, bei dem keiner weiß, wie es finanziert werden soll", fordert Lambert Schönleitner, Klubobmann der Grünen, einen "sofortigen Neustart, wir müssen jetzt modernisieren, nicht erst 2025." Dies würden auch Experten aus dem chirurgischen Bereich aus Bad Aussee und Rottenmann bestätigen. 

Aufwertung von Rottenmann

Für Albert Royer von der FPÖ ist es unverständlich, dass "die zuständige Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß trotz aller dem Projekt entgegenstehenden Argumente noch immer an diesem sogenannten ‚Leitspital‘ festhält". Vielmehr brauche es eine Spezialisierung der bestehenden Häuser und die damit einhergehende Aufwertung des Standortes Rottenmann. „Die Landesregierung hat das Pferd von hinten aufgezäumt. Statt ein Gesundheitssystem der Zukunft, mit Fokus auf Primärversorgung zu bauen, hat man sich komplett in ein scheiterndes Projekt verrannt", ergänzt der Chef der steirischen Neos Niko Swatek.

Forderungskatalog an die Politik

Die Bürgerinitiative und Oppositionsparteien stellen daher einen klaren Forderungskatalog an die Landesregierung: Zunächst wird ein sofortiger Stopp der Pläne für die Errichtung des Leitspitals in Stainach gefordert, der Ist-Zustand solle nochmals evaluiert und der Investititionsrückstau beendet werden.
Zweitens sollen alle drei bestehenden Spitäler erhalten und Rottenmann zum Leitspital umfunktioniert werden. Bad Aussee und Schladming sollen sich durch Spezialisierungen neu positionieren.
Drittens solle der Spitalserhalter dafür Sorge tragen, dass nötige Investitionen nicht weiter aufgeschoben würden und die prekäre Personalsituation im LKH Rottenmann behoben wird. 

Die Wege zum Leitspital 2017:
Der Regionale Strukturplan Gesundheit 2025 sieht für den Bezirk Liezen die Einrichtung eines Leitspitals vor, die bestehenden drei Krankenhausstandorte Bad Aussee, Rottenmann und Schladming sollen dabei zu Gesundheits- und Facharztzentren umfunktioniert werden. Im Jahr 2017 wurde Stainach als Standort für das neue Leitspital gewählt, seitdem liegen die Pläne auf Eis. Im April 2019 sprachen sich knapp zwei Drittel der Ennstaler in einer Volksbefragung gegen ein Leitspital Stainach aus.

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