Grüne Initiative
PFAS – Gift, das niemand will, aber viele im Blut haben

In den Blutproben von Sandra Krautwaschl (l.) und Lena Schilling wurden eine Vielzahl an PFAS-Verbindungen nachgewiesen. Nun wollen die beiden auch fünf Steirerinnen und Steirern die Möglichkeit geben, ihr Blut auf das Umweltgift testen zu lassen.  | Foto: Puhek
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  • In den Blutproben von Sandra Krautwaschl (l.) und Lena Schilling wurden eine Vielzahl an PFAS-Verbindungen nachgewiesen. Nun wollen die beiden auch fünf Steirerinnen und Steirern die Möglichkeit geben, ihr Blut auf das Umweltgift testen zu lassen.
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Es sind alarmierende Ergebnisse, die die Bluttests von Lena Schilling und Sandra Krautwaschl zutage bringen: Bei beiden konnten Rückstände von PFAS – auch als Ewigkeitschemikalien bekannt – nachgewiesen werden. Um auf die unsichtbare Gefahr aufmerksam zu machen, starten die Grünen nun gemeinsam mit MeinBezirk eine Initiative: Fünf Steirerinnen und Steirer können ihr Blut ebenfalls auf Rückstände des Umweltgiftes testen lassen und das Ergebnis mit einem Experten besprechen. 

STEIERMARK. PFAS – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – finden sich in Regenjacken, Pfannen, Kosmetika oder Skiwachs. Doch sie sind längst auch dort angekommen, wo sie niemand haben will: im menschlichen Blut – auch in jenem von Sandra Krautwaschl und Lena Schilling. Die sogenannten Ewigkeitschemikalien gelten wegen ihrer schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften als praktisch, jedoch gefährlich zugleich. „PFAS sind extrem langlebig, werden kaum abgebaut und sammeln sich in Böden, Gewässern, Tieren und Menschen an“, erklärt Umweltchemiker Jörg Feldmann von der Universität Graz. 

TFA gilt als "Ewigkeitschemikalie" und wurde unlängst bei Analysen in Flüssen, Grundwasser sowie im Leitungs- und Mineralwasser in ganz Europa, einschließlich Österreich, nachgewiesen. | Foto: Pixabay
  • TFA gilt als "Ewigkeitschemikalie" und wurde unlängst bei Analysen in Flüssen, Grundwasser sowie im Leitungs- und Mineralwasser in ganz Europa, einschließlich Österreich, nachgewiesen.
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Verbreitung über Wasser, Luft und Klärschlamm

Der Weg in den menschlichen Organismus führt meist über Nahrung, Trinkwasser oder Hautkontakt – oft unbemerkt. Auch Industrie, Landwirtschaft und Feuerlöschschäume tragen zur Verbreitung bei. „In der Landwirtschaft wird Klärschlamm als Dünger eingesetzt – so gelangen PFAS in Felder und Grundwasser“, so Feldmann. Eine im Februar veröffentlichte Untersuchung von Arbeiterkammer und Global 2000 zeigt, dass PFAS auch in steirischem Mineralwasser nachweisbar sind. Dass die Substanzen längst weltweit verbreitet sind, zeigt ein Befund des Grazer Forschungsteams rund um Feldmann: „Wir haben es in Flechten auf Grönland gefunden. Es ist überall.“ 

Dabei sind es vor allem die gesundheitlichen Auswirkungen der Chemikalien, die Anlass zur Sorge geben: „Studien zeigen Zusammenhänge mit erhöhtem Cholesterin, Immunsystemschwächung, Schilddrüsenproblemen, hormonellen Störungen, Fruchtbarkeitsproblemen und möglicherweise Krebs“, erklärt der Grazer Umweltchemiker. Besonders gefährdet seien Schwangere und Kinder, da PFAS bereits im Mutterleib weitergegeben werden können. 

Die gesundheitlichen Auswirkungen von PFAS geben Grund zur Sorge. Besonders gefährdet sind laut Fachleuten Schwangere und Kinder. | Foto: freestocks / Unsplash
  • Die gesundheitlichen Auswirkungen von PFAS geben Grund zur Sorge. Besonders gefährdet sind laut Fachleuten Schwangere und Kinder.
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Grüne suchen Interessierte für PFAS-Bluttest

Um auf die unsichtbare Gefahr aufmerksam zu machen und ein klareres Bild über die regionale Belastungslage zu erhalten, starten die Grünen gemeinsam mit MeinBezirk eine Initiative: Fünf ausgewählte Steirerinnen und Steirer erhalten die Möglichkeit, ihr Blut kostenlos auf PFAS-Rückstände testen zu lassen (Infos dazu am Ende des Beitrags). 

Anlass für die Aktion ist ein Selbsttest der EU-Abgeordneten Lena Schilling und der Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl. Beide ließen ihr Blut im Rahmen einer europaweiten Aktion der Umwelt-NGO European Environmental Bureau analysieren – mit alarmierenden Ergebnissen: In beiden Proben wurde eine Vielzahl von PFAS-Verbindungen gefunden. „Es ist wirklich traurig, aber die Ergebnisse haben mich nicht einmal überrascht oder schockiert“, reagiert Schilling auf das Ergebnis. Sie sieht die Verantwortung klar bei jenen, die von der Produktion und dem Einsatz dieser Chemikalien profitieren. 

„Obwohl wir seit Jahren wissen, dass PFAS gesundheitsgefährdend sind, sind sie in fast allem, was wir täglich benutzen – in Kosmetika, in Antihaftbeschichtungen, in Regenjacken und sogar in Nahrungsmitteln.“
Lena Schilling, EU-Abgeordnete

Auch Sandra Krautwaschl zeigt sich tief besorgt über das Ausmaß der Belastung – insbesondere vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Lebensweise: „Ich lebe seit Jahren bewusst, vermeide Plastik, wo es nur geht – trotzdem sind PFAS in meinem Blut nachweisbar.“

Sandra Krautwaschl (l.) und Lena Schilling wollen mit ihrer Initiative das Bewusstsein für die unsichtbare Gefahr durch PFAS stärken und "gemeinsam darüber sprechen, wie wir uns und unsere Umwelt besser schützen können“, so die Grüne Klubobfrau. 
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  • Sandra Krautwaschl (l.) und Lena Schilling wollen mit ihrer Initiative das Bewusstsein für die unsichtbare Gefahr durch PFAS stärken und "gemeinsam darüber sprechen, wie wir uns und unsere Umwelt besser schützen können“, so die Grüne Klubobfrau.
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Politische Forderung nach komplettem Verbot 

Für Krautwaschl ist das Ergebnis zugleich ein eindeutiges Signal: „Das zeigt, wie weit verbreitet diese Stoffe bereits sind.“ Die steirische Politikerin plädiert deshalb für klare gesetzliche Konsequenzen.

„Es braucht endlich ein umfassendes Verbot – und zwar restlos. Und es braucht eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Schäden, die bereits angerichtet wurden.“
Sandra Krautwaschl, Grüne-Klubobfrau im steirischen Landtag

Auf europäischer Ebene macht sich Schilling für ein PFAS-Verbot stark. „Die Europäische Kommission hat angekündigt, im kommenden Jahr einen Vorschlag für ein PFAS-Verbot in Konsumprodukten vorzulegen“, erklärt die Abgeordnete. Der Widerstand gegen eine neue Chemikalienverordnung sei jedoch groß, insbesondere seitens der Europäischen Volkspartei. „Die Interessen der Chemielobby dürfen nicht über der Gesundheit der Menschen stehen“, appelliert Schilling.

So kannst du teilnehmen:

Interessierte Steirerinnen und Steirer können sich bis Dienstag, 6. Mai, 23.59 Uhr per E-Mail an meinesteiermark@meinbezirk.at bewerben. Bitte in der E-Mail die Telefonnummer zur weiteren Kontaktaufnahme angeben. Aus allen Einsendungen werden fünf Personen ausgewählt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Zum Ablauf: Im Rahmen der Testung, die am Montag, 12. Mai, 12 Uhr bei MeinBezirk Steiermark, Gadollaplatz 1, 8010 Graz stattfindet, gibt es ein persönliches Treffen mit den beiden Politikerinnen sowie Fachleuten aus dem Umwelt- und Gesundheitsbereich. Dabei soll Raum für Austausch entstehen – und für Infos rund um Herkunft, Wirkung und politische Lösungen.

Wichtiger Hinweis: Mit der Anmeldung erklären sich Teilnehmende einverstanden, dass beim Treffen am 12. Mai Foto- und Videomaterial erstellt wird, das für Medienberichte und Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden kann.

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