Ölreserven-Engpass
Erste Auswirkungen an den steirischen Zapfsäulen spürbar
Dass die Geldbörse beim Tanken derzeit leergeräumt wird, ist seit Monaten leider keine Neuigkeit. Neu ist hingegen die Meldung, dass die Zapfsäulen leer bleiben und es kein Benzin mehr gibt – davor warnte zumindest die weststeirische FPÖ in einer jüngsten Aussendung. Wir haben bei Jürgen Roth, Vizepräsident und Energiehandelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich, nachgefragt, was an dieser Sorge dran ist.
STEIERMARK. "Freiheitliche schlagen Alarm – Super-Benzin bei vielen kleinen, freien Tankstellen nicht mehr verfügbar!", so die Warnung der FPÖ Steiermark in einer kürzlich versandten Pressemitteilung. Durch den Ukraine-Krieg und infolge eines mechanischen Zwischenfalls und Brandes in der OMV-Raffinerie in Schwechat, bestehe offenbar ein zunehmender Sprit-Engpass. Dieser – so die Freiheitlichen in ihrer Aussendung - treffe zunächst vor allem kleinere, private Tankstellen, die nicht einer größeren Kette angehören. "Im Rahmen einer Verteilaktion wurde ich heute persönlich Zeuge davon, dass zig Kunden von einer kleineren, freien Tankstelle in meinem Heimatbezirk weggeschickt werden mussten", schildert der aus Voitsberg stammende FPÖ-Bundesrat Markus Leinfellner.
Engpass bestätigt
Auf Nachfrage von MeinBezirk.at bei der betroffenen Diskonttankstelle Fripertinger in Voitsberg bestätigt der Betreiber tatsächlich den Engpass, auch heute Montag gäbe es noch immer kein Benzin.
Welche Gründe dahinterstecken und vor allem welche Auswirkungen noch zu erwarten sind, haben wir im Gespräch mit dem Energiehandelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich Jürgen Roth geklärt.
Wie ist es um die Treibstoffreserven tatsächlich bestellt, haben wir schon einen Engpass?
Jürgen Roth: "Die Wahrheit liegt dazwischen, weil hier zwei Ursachen zusammentreffen: Einerseits der Ukraine-Krieg mit all seinen bekannten Auswirkungen und wo ich klar betonen möchte, dass die hohen Preise hausgemacht sind, weil das Embargo gegen Russland das falsche Instrument ist. Damit schaden wir uns mehr als dem Aggressor.
Andererseits ist es zusätzlich zum Krieg während der Revision der OMV-Anlage in Schwechat zu einem Zwischenfall gekommen, wo noch nicht genau gesagt werden kann, wie lange diese Störung noch andauert. Da gibt es also seitens der OMV noch ein Versorgungsthema on top."
Was bedeutet das jetzt für Konsumentinnen und Konsumenten?
Jeder Importeur verpflichtet sich, Mineralölreserven für 90 Tage auf Vorrat anzulegen. Diese strategische Ölreserve oder auch Pflichtnotstandsreserve kann jederzeit angezapft werden, die OMV hat hier nun angeklopft und dazu wird es heute Nachmittag (Montag, Anmerk. d Red.) eine Sitzung des Energielenkungsbeirats geben. Dort sind alle wichtigen Stakeholder wie eben die OMV oder auch die Erdöl-Lagergesellschaft m.b.H. (ELG) vertreten. Unsere Haltung im Vorfeld: Da alle Importeure dort 'eingezahlt' haben, soll die Ware, wenn sie freigegeben wird, auch allen zugute kommen.
Die Pflichtnotstandsreserve wird also "angezapft"?
Ja, aber nur, um den Markt zu beruhigen, damit die Preise nicht noch weiter steigen.
Sie haben das Embargo als falsches Instrument bezeichnet. Was wäre Ihrer Ansicht nach zielführender?
Europa leidet am meisten unter diesem selbst auferlegten Embargo, die USA haben es mit den Zöllen besser gelöst und die Russen, die es eigentlich treffen sollte, kriegen durch die Teuerungen sogar noch mehr Geld. Mein Vorschlag wäre, wie bei jeder wirtschaftlichen Entscheidung, zu evaluieren: Haben wir dem Aggressor damit geschadet? Außerdem sollte ein klares Ziel definiert werden. In Brüssel wird aus der Emotion heraus entschieden, was dazu geführt hat, dass Russland nun dreimal so viel für sein Öl und Gas bekommt wie vorher. Und Europa leidet an der Kaufkraft gemessen wiederum am meisten.
Und hier hast du den Überblick über die Spritpreise in der Steiermark:
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