Elektromotor
Steirische Firmen entwickeln neuen Ansteuerungs-Prototyp

Firmen aus der Steiermark haben im Bereich der Elektromotoren einen Durchbruch geschafft.  | Foto: Infineon
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Firmen aus Industrie und Wissenschaft haben unter der Koordination von Infineon Austria einen neuen Ansteuerungs-Prototyp für schnelldrehende Elektromotoren entwickelt. Er arbeitet mit neuesten Energiesparchips aus dem Halbleitermaterial Siliziumkarbid und ermöglicht so eine deutliche Reduktion der Baugröße bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz.

STEIERMARK. Effizienzsteigerungen bei Elektro- und Hybridfahrzeugen kommen sowohl den Benutzerinnen und Benutzern wie auch der Umwelt zu Gute. Mehr Effizienz bringt in Folge mehr Reichweite und die optimierte Elektrifizierung des Antriebsstranges reduziert den CO2-Fußabdruck. Mit jeder neuen Produktgeneration wird versucht, die Effizienz des Gesamtsystems zu verbessern.

Kooperation

Dieser technologischen Herausforderung hat sich ein österreichisches Forscherteam aus Industrie und Wissenschaft – darunter die Montanuniversität Leoben, das Materials Center Leoben, die FH Joanneum, Pankl Racing Systems AG, TDK Electronics sowie Infineon Austria im Projekt „INTEGRA“ angenommen. Das Ergebnis: Ein High-Speed-Drive Prototyp, der Leistungsdichte mit Effizienz vereint und das Kühlmanagement mittels 3D-Druck verbessert. Zwei Patente wurden bereits eingereicht.

Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG meint in einem Statement:

„Die Umstellung auf Elektromobilität findet mit hoher Dynamik statt. Angesichts des wichtigen Beitrags von Elektromobilität zum Erreichen der Klimaneutralität spielen hocheffiziente Systemlösungen eine wesentliche Rolle. Mit dem neuen Halbleitermaterial Siliziumkarbid hat Infineon eine führende technische Position. Gemeinsam mit exzellenten Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft können wir die Effizienz im gesamten Antriebssystem weiter steigern und die nachhaltige Mobilität vorantreiben.“

Der Prototyp entspricht ungefähr der Größe einer Schuhschachtel. | Foto: Projekt Integra
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High-Speed-Drive-Prototyp

Das Team hat Elektromotoren mit einer höheren Drehzahl, sogenannte „High-Speed-Drives“ in den Fokus der Forschungen gerückt. Bei High-Speed-Drives liegen die Umdrehungen der Motoren bei 120.000 Mal pro Minute, während die übliche Drehzahl bei Elektromotoren im Antriebsstrang bei etwa 30.000 Umdrehungen liegt. Der Prototyp schafft eine dauerhaft hohe Leistungsdichte von bis zu 390 Watt/inch³ gleichbedeutend einer Volumenreduktion um circa 50 Prozent. Diese verkleinerte Baugröße entspricht in etwa der Größe einer Schuhschachtel.

Siliziumkarbid als Trumpf

Für die Energiewandlung im Wechselrichter kommen Leistungshalbleiter mit dem neuen Material Siliziumkarbid zum Einsatz. Die Vorteile des innovativen Materials: Es ermöglicht hohe Schaltfrequenzen, kompaktere Lösungen und eine weitere Minimierung von Energiewandlungsverlusten.

Höhere Reichweite

Fast jedes zweite Elektro- oder Hybridauto, das 2021 produziert wurde, nutzt im Wechselrichter bereits Halbleiter von Infineon. Mit sogenannten Siliziumkarbid-MOSFETs können beispielsweise die Verluste in Invertern bei mittlerer Last bereits um bis zu zwei Drittel gesenkt werden. Dadurch kann Siliziumkarbid helfen, die Reichweite eines Elektroautos um fünf bis zehn Prozent zu erhöhen. Durch die Forschungen können nun die technischen Vorteile von Siliziumkarbid-Leistungshalbleitern auch bei hochdrehenden Antrieben genutzt werden.

Der Prototyp garantiert ein gesteigertes Maß an Effizienz.  | Foto: Infineon
  • Der Prototyp garantiert ein gesteigertes Maß an Effizienz.
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Neue Materialkombinationen

Neben der Elektronik sind auch die weiteren mechanischen Komponenten und Materialien im System hohen Anforderungen und Temperaturen von 200 Grad Celsius ausgesetzt. Das Team nutzte dabei neue Materialkombinationen und Verbindungstechnologien, um durch ein integriertes Konzept unterschiedlichste thermische Eigenschaften und Spannungseffekte in ihrer Wechselwirkung zu berücksichtigen und in einer kompakten Baugröße zu realisieren. Die neuen Ansätze verbesserten sowohl die Energieeffizienz als auch die elektromagnetische Verträglichkeit des Gesamtsystems.

Kühlung als Herausforderung

Einer der größten Herausforderungen war die integrierte Kühlung des Motors, da die erhöhte Drehzahl eine größere Wärme erzeugt, die wieder abgeführt werden muss. Das neue Kühlmanagement wurde mittels 3D Druck hergestellt. Das Team entwickelte dazu optimierte Architekturen mit neuartigen Strömungskanälen und lamellenartigen Strukturen. Damit wurde eine Steigerung der Kühlleistung um 30 Prozent erzielt.

„Mit dem Forschungsdemonstrator wurde der Grundbaustein gelegt, um erhebliche Volumens-Reduktionen im Elektroantrieb zu ermöglichen. Die neuen Ansätze verbessern die Energieeffizienz als auch die elektromagnetische Verträglichkeit. Durch die Erkenntnisse aus dem Prototyp, der sehr hohe Drehzahlen ansteuern kann, können wir auch in vielen weiteren Anwendungen, beispielsweise Industrieantrieben, die Effizienz- und Leistungsdichte erhöhen.“ 
Herbert Pairitsch, Director Technology & Innovation bei Infineon Technologies Austria und Gesamtprojektleiter

Mobilität der Zukunft mit Know-how aus Österreich

Das Forschungsprojekt „INTEGRA“ lief insgesamt vier Jahre und vereinte sechs Partner aus Industrie und Forschung. Das Projektvolumen mit 3 Millionen Euro wurde aus Mitteln der Industrie sowie dem Programm „Mobilität der Zukunft“ vom BMK (Bundesministerium für Klimaschutz), Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert und von der FFG (Forschungsförderungsgesellschaft) abgewickelt.

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