Konjunkturumfrage
Steirische Industrie nach wie vor in schwierigem Umfeld

Die Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark zeigt auf, dass aktuelle Wirtschaftslage von Stagnation geprägt ist. | Foto: Pixabay
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  • Die Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark zeigt auf, dass aktuelle Wirtschaftslage von Stagnation geprägt ist.
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Die Umfrage der Industriellenvereinigung Steiermark zeichnet ein Bild einer mehrheitlich stagnierenden Entwicklung in der steirischen Industrie. Der Idee einer Arbeitszeitverkürzung wird dabei eine klare Absage erteilt, da diese „massive wohlstandsvernichtende Effekte mit sich brächte“.

STEIERMARK. Die Stimmung in den steirischen Industrieunternehmen ist verhalten – das zeigt auch die aktuelle Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark (IV). Die wesentlichen Indikatoren sind zwar im positiven Bereich, zeigen aber keine dynamische Entwicklung. So stagnieren etwa die aktuelle Geschäftslage bei +48 (zuletzt +47) und die Ertragslage bei +36 (wie zuletzt), die derzeitige Auftragslage fällt hingegen sogar von +47 Ende 2022 auf nunmehr +39. „Die aktuelle Lage ist von Stagnation geprägt, die Reichweite der Auftragsbestände wird kürzer“, erklärt Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark.

Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark | Foto: IV Steiermark/Marija Kanizaj
  • Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark
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Forderndes Umfeld und Mangel an Arbeitskräften

Der Ausblick bis Sommer ist dennoch von leichtem Optimismus geprägt - trotz der unbeständigen Entwicklungen nationaler und internationaler Rahmenbedingungen. Von einer schwachen Nachfrage in einzelnen Konsumgüterbereichen, wie insbesondere im privaten Wohnbau, bis hin zu den geopolitischen Unsicherheiten – das Umfeld für die Industrie bleibt schwierig. Hinzu kommt der Mangel an Arbeits- und Fachkräften, der sich vielerorts als Wachstumsbremse manifestiert.

Zur Befragungsmethode

An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Steiermark beteiligten sich 47 Betriebe mit 46.909 Beschäftigten. Den Unternehmen werden im Zuge der Umfrage drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ beziehungsweise „Index“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.

Die Nachfrage nach motiviertem und qualifiziertem Personal bleibt in der steirischen Industrie ungebrochen: Jedes dritte Unternehmen plant bis Sommer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen – im Herbst war es nur jedes fünfte. Nur neun Prozent der Unternehmen geben an, den Personalstand reduzieren zu wollen. Die Personalsuche der Industrie ist dabei in der Steiermark stärker ausgeprägt, als das im Bundesländerschnitt der Fall ist: Der entsprechende Index liegt in der Steiermark bei +26, während er in Österreich mit +9 zum wiederholten Male klar darunter liegt. Wenig optimistisch fällt aktuell der Blick in das zweite Halbjahr aus: Der Index zur Bewertung der Geschäftslage in sechs Monaten fällt von -15 auf -27.

Eine Verkürzung der Arbeitszeit würde sich äußerst negativ auf den vorherrschenden Arbeitskräftemangel auswirken. | Foto: Pixabay/Jon Kline
  • Eine Verkürzung der Arbeitszeit würde sich äußerst negativ auf den vorherrschenden Arbeitskräftemangel auswirken.
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Klare Absage an Arbeitszeitverkürzung

Als „Gedankenkonstrukt mit enormem wohlstandsvernichtendem Effekt“ sieht die Industriellenvereinigung Steiermark die Idee einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. „Unser Wohlstand basiert auf wettbewerbsfähigen Unternehmen und ihren Produkten, die sie in aller Welt verkaufen können. Eine zusätzliche Verknappung und Verteuerung des Faktors Arbeit würde genau dem entgegenwirken", ist Pagger überzeugt.

„Offenbar sind den Diskussionsbeiträgen der letzten Tage und Wochen einige falsche Grundannahmen hinterlegt. Einerseits wird Österreich als Insel ohne jegliche außenwirtschaftliche Verflechtung bewertet, auf der Exporte und internationale Wettbewerbsfähigkeit keinerlei Rolle spielen. Andererseits wird unterstellt, dass eine Heerschar an mehreren hunderttausenden, gut qualifizierten arbeitslosen Personen verfügbar wäre, die die wegfallenden Arbeitsstunden kompensieren kann.“
Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark.

Der bereits bestehende Arbeits- und Fachkräftemangel würde sich durch eine Verkürzung der Arbeitszeit dramatisch verschärfen. Rund 700.000 zusätzliche unselbständig Beschäftigte wären in Österreich nötig, um die Wirtschaft am Laufen halten zu können. Im April waren in Österreich 259.000 Personen als arbeitssuchend beim AMS vorgemerkt. „Wie die Lücke von mehr als 440.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschlossen werden soll, bleibt offen", meint Pagger und ergänzt: „Hinzu kommt die inflationstreibende Wirkung dieser Idee. Vielfach sind es interessanterweise dieselben Organisationen, die auf die kosten- und preistreibende Arbeitszeitverkürzung drängen und gleichzeitig auf die Inflation als das größte Problem der Menschen aufmerksam machen.“

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