Luegbrücke
Asfinag: Transparenz bleibt auf der Strecke

Das Wort "Drüberfahren" bekommt beim Mega-Bauvorhaben Luegbrücke im Wipptal durchaus eine doppelte Bedeutung. | Foto: Kainz
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  • Das Wort "Drüberfahren" bekommt beim Mega-Bauvorhaben Luegbrücke im Wipptal durchaus eine doppelte Bedeutung.
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GRIES. Bauvorhaben Luegbrücke auf der A13 Brennerautobahn: Präsentation "vollendeter Tatsachen" stößt vielen sauer auf.

WIPPTAL. "Bei einem Vorhaben dieser Dimension führt an einer Einbindung der lokalen Bevölkerung kein Weg vorbei. Ich erwarte mir, dass die verschiedenen Varianten für die Sanierung der Luegbrücke von der Asfinag mit den Bürgern ergebnisoffen diskutiert werden", erklärt LH Günther Platter unmissverständlich. Das ist beim anstehenden Riesenbauvorhaben auf der A13 bei Gries bisher nicht passiert. Vielmehr erklärte die Asfinag einen Neubau der Luegbrücke zur "Bestvariante, die nun so umgesetzt wird".
Der Ruf nach einem Tunnel, den alle elf Wipptaler Bürgermeister über Jahre hinweg immer wieder deponierten, blieb ungehört. Ob aus Kostengründen (die Asfinag dementiert das) und/oder weil ein Tunnel technisch wirklich nicht machbar ist – im Detail wissen das nur die Verantwortlichen selbst.

Unterlagen unter Verschluss?

Die unterschiedlichen Verkehrslösungen, die angeblich jahrelang untersucht und geprüft wurden, hat man bis dato weder Standortbürgermeister Karl Mühlsteiger ausgehändigt, noch kennt LHStv. Ingrid Felipe deren Inhalt: "Mir liegen keine entsprechenden Planungsunterlagen vor." Die neuesten Entwicklungen musste sogar Felipe den Medien entnehmen. Zur weiteren Vorgangsweise schlägt sie in dieselbe Kerbe wie Platter: "Als Verkehrslandesrätin wünsche ich mir, dass nun nicht nur informiert wird, sondern eine ergebnisoffene Diskussion unter Einbeziehung der anrainenden Öffentlichkeit und der zuständigen Fachabteilungen des Landes geführt wird." Einen Schritt weiter geht WK-Präs. Christoph Walser. Er spricht sich klar für die Umsetzung der Tunnellösung aus: "Das wäre sicher die schonendste Variante. Die Kosten wären über die Mauteinnahmen gedeckt. Das in Tirol erwirtschaftete Geld soll auch in Tirol investiert werden!"

Kostengründe entscheidend?

"Die Zeiten, in denen bei Großprojekten über die Leute drübergefahren wird, sollten vorbei sein. Aber genau das passiert gerade! Ich erwarte mir, dass offen kommuniziert wird, wie man auf die vermeintliche Bestvariante gekommen ist", ortet auch VP-LA Florian Riedl noch dringenden Gesprächsbedarf.
Ähnlich NEOS-LA Andreas Leitgeb: "Das ist kein transparenter Prozess", bringt er es auf den Punkt. Warum der Brückenneubau die "einzig machbare Variante" sein soll, kann er nicht nachvollziehen: "Die angeführten Gründe sind fadenscheinig. Im Bereich der Luegbrücke gibt es bekanntlich geologische Probleme. Die Tunnelvariante wäre daher interessant zu kennen. So aber liegt die Vermutung nahe, dass doch Kostengründe ausschlaggebend waren." Nachsatz in Richtung Asfinag: "Die Informationen zum Neubau haben wir aus den Medien erfahren. So funktioniert Zusammenarbeit nicht!" Die Vorlage aller Projektstudien verlangt auch die Liste Fritz: "Es kann nicht sein, dass die Asfinag alleine entscheidet", pocht LA Andrea Haselwanter-Schneider auf ein Mitspracherecht der Landespolitik. "Und wir wollen, dass im Zuge eines Bürgerbeteiligungsprozesses die beste Lösung erarbeitet wird."

Mühlsteiger: "Gebe nicht auf"

Rückendeckung für den Grieser Ortschef Karl Mühlsteiger: "Ich kämpfe weiter für den Tunnel", versichert er. "Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. Ein Tunnel mag zwar teurer sein, wäre aber eine nachhaltige Lösung." Wipptals PV-Obmann Alfons Rastner: "Wir haben alles versucht und den Tunnel mehrfach massiv eingefordert. Dabei wurde uns zu verstehen gegeben, dass die Asfinag nicht dazu da ist, um Wünsche zu erfüllen." Für Rastner ist die Entscheidung bereits gefallen. An anderer Stelle.

Asfinag-GF Stefan Siegele zur Kritik

* Warum sind die einzelnen Varianten im Detail nicht bekannt?
"Alle Zwischenergebnisse wurden stets mit sämtlichen Beteiligten abgestimmt. Die finale Entscheidung wurde ebenso klar kommuniziert. Die Öffentlichkeit wird am 7.12. im Rahmen einer Planungsausstellung umfassend informiert. Auch der Grieser Gemeinderat wird von unseren Experten detailliert in Kenntnis gesetzt."
* Was soll als "Bestvariante" genau umgesetzt werden?
"Der Asfinag ist bewusst, dass die Staus bei der Terfener Innbrücke bzw. bei der Europabrücke noch in allen Köpfen sind. Diese sind jedoch in keiner Weise mit dem Neubau der Luegbrücke vergleichbar. Es wird dort knapp neben der bestehenden Brücke ein neues Tragwerk errichtet, auf welches der Verkehr nach Fertigstellung umgeleitet wird. Dann kann das alte Tragwerk abgebrochen und neu errichtet werden. Dies ist die einzig machbare Methode, um während der Bauphase massive Staus zu verhindern."
* Ist eine "ergebnisoffene Diskussion" noch realistisch?
"Die Gemeinde und das Land waren zu jeder Zeit in alle Planungsschritte involviert. Die Bestvariante Neubau ist die einzig machbare Möglichkeit für eine Verkehrslösung in diesem Bereich. Die Asfinag wickelt tausende Bauvorhaben ab, auch größere als dieses. Wir ersuchen, uns das Vertrauen zu schenken, dass wir wissen, welche Maßnahme für die Verkehrsteilnehmer und die Bevölkerung die beste und im Übrigen hier auch nachhaltigste Variante ist."

Zur Sache

Luegbrücke, A13 Brennerautobahn
Baubeginn: März 1966, Fertigstellung: Dezember 1968
Länge: 1,8 km, längste Autobahnbrücke Österreichs
Frequenz: Zählstelle Brennersee laut Verkehrsbericht Tirol 2018 – 32.327 Kraftfahrzeuge pro 24 Stunden
Kostenpunkt Neubau: rund 200 Millionen Euro, Baubeginn 2021, Bauzeit ca. sechs Jahre
Detail am Rande: Auch bei der Mützner Brücke und der Gschnitztalbrücke auf der A13 besteht in weiterer Folge Handlungsbedarf.
www.meinbezirk.at

Das Wort "Drüberfahren" bekommt beim Mega-Bauvorhaben Luegbrücke im Wipptal durchaus eine doppelte Bedeutung. | Foto: Kainz
"Bei einem Vorhaben dieser Dimension ist die lokale Bevölkerung einzubinden", agt LH Günther Platter. | Foto: Hassl
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