Forschungsfest in Tieschen
Am 22. Juli gehen alle als Hobbyarchäologen auf Entdeckungstour
Der Königsberg bei Tieschen war vor 6.500 Jahren bis zur Zeit um 850 v. Ch. mit Unterbrechungen besiedelt. Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten befestigten Siedlungen der Südoststeiermark in der späten Bronzezeit. Am 22. Juli entführt das Forschungsfest in Tieschen in die Vergangenheit.
TIESCHEN. Tausende Fundstücke rund um den Königsberg bei Tieschen zeugen von einer bewegten, von Freud und Leid begleiteten, Vergangenheit. Seit einigen Jahren werden von Universitätsprofessor Wolfgang Neubauer von der Universität Wien mit einem Team Ausgrabungen am Königsberg durchgeführt. Die dabei erbrachten Kenntnisse sind sensationell und veranlassen, über die Urgeschichte der Südoststeiermark näher nachzudenken und weitere Forschungen voranzutreiben.
„Der von uns erbrachte Nachweis einer Siedlung aus der Kupferzeit ist eine Sensation. Tieschen ist somit der südöstlichste Fundplatz der Chama-Kultur aus der Kupferzeit. Zurzeit erforschen wir eine Schicht aus der Bronzezeit mit drei Hausgrundrissen, wobei es sich um Blockbauten mit Flechtwerkwänden und Ständerbauten handelt“, so Ausgrabungsleiter Neubauer.
Funde werden immer älter
Die einst befestigte spätbronzezeitliche Siedlung setzt sich aus zwei Siedlungsplateaus zusammen, die jeweils von einer mächtigen Wallanlage umgrenzt wurden. Drei Toranlagen konnten festgestellt werden. Bürgermeister Martin Weber träumt davon, dass der höchste Teil der Berganlage auch als Oberburg oder aus Holz gebaute Akropolis von Tieschen bezeichnet werden könnte.
„Wir graben uns von der Bodenoberfläche nach unten. Daher befinden wir uns jetzt auf einem jungen Schichtniveau. Je tiefer wir kommen, desto älter werden die Funde, die bis in die Jungsteinzeit führen können“, so Neubauer.
Noch keine Knochenfunde
Das Grabungsteam steht vor einer fast nicht mehr überblickbaren Menge von Keramikbruchstücken, die in dieser Menge an einem Platz darauf verweisen, dass die Siedlung nicht friedlich aufgelassen, sondern verwüstet wurde, was auch Brandspuren auf den Keramikfunden beweisen. Näheres über den Grund dieser enormen Keramikanhäufung könne derzeit noch nicht gesagt werden. Zu den sensationellen Funden gehören drei kleine Räder eines Wagenmodells, Spinnwirteln, Webgewichte, Töpfe und ein bereits vor langer Zeit gefundener Feuerbock.
Als ungelöst bezeichnete der Grabungsleiter auch, weshalb zwischen 2800 und 1300 v. Chr. die Besiedlung des Königsberges unterbrochen war. Zwischen 1200 und 1000 v. Chr. sind die Siedlungsfunde wieder groß, darunter ein Kuppelofen, der ebenfalls als Rarität bezeichnet werden muss. „Man hat darin Quarzit erwärmt und zum Erhitzen von Wasser oder zum Kochen in einen Topf gegeben. Die vielen unterschiedlich großen Spinnwirteln und Flachsspulen wurden für unterschiedlich starke Garne verwendet. Dies könnte ein Beweis dafür sein, dass auf dem Königsberg Hauswerkstätten für die Textilproduktion bestanden haben. Bemerkenswert ist auch, dass keine Knochenfunde gemacht werden“, so Neubauer.
Forschungsfest am 22. Juli
Je mehr auf dem Königsberg gegraben und geforscht wird, desto umfangreicher werden die Fragen, die mit dieser großen Höhensiedlung in Zusammenhang stehen. Sicher ist, dass sich die Siedlung weit über den Bereich der Befestigungsanlage hinaus erstreckt hat. Die Forschungsgruppe hat derzeit alle Hände voll zu tun, die wichtigsten Fundstücke zu reinigen, zu zeichnen, fotografieren, vermessen, einzuordnen und im Computer zu erfassen.
Der 22. Juli wird Tieschen ganztägig im Zeichen der Wissenschaft stehen. Bei diesem Forschungsfest wird mit Vorträgen über die bestehenden Fundobjekte und bei einer Archäologiewanderungen über die versunkene Welt am Königsberg informiert.
"Forschung zum Angreifen" lautet dabei das Motto. Am Marktplatz in Tieschen gibt es am 22. Juli ab 10 Uhr Wissenschaft, Musik, Kulinarik und Unterhaltung in einem.
Verschiedene Stationen und Präsentationsstände führen in die Welt der Wissenschaft und machen Forschung angreifbar. Umrahmt wird das erste Forschungsfest des Königsberg Research im Thermen- und Vulkanland von einem Unterhaltungsprogramm, kulinarischen Köstlichkeiten und Wein und Fruchtsäften aus lokaler Produktion. Ein Musikprogramm bildet den Rahmen für ein Miteinander von Forschenden und der Bevölkerung bis spät in die Nacht.
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