Stadt Feldbach
Eine "altersgerechte" Archivierung
Es mag verwundern, dass die Gemeinde Feldbach, immerhin die fünftgrößte Stadt der Steiermark, ihr Verwaltungsarchiv ausgerechnet im Keller eines Seniorenwohnhauses unterbringt.
Aber die spezielle Standortwahl ist einfach erklärt: Zum einen würden sich die klimatischen Bedingungen und die Brandschutzvorkehrungen in dem Gebäude an der Ecke Schillerstraße/Marburger Weg zur Aufbewahrung von Akten über Jahrzehnte optimal eignen. Zum anderen habe sich der Standort in den letzten 30 Jahren als Archivkeller in kleinerem Umfang schon bewährt, wie Bürgermeister Josef Ober erklärt. Außerdem: Das Gebäude gehört der Stadtgemeinde.
1.296 Meter Regal
Das erste Untergeschoss des Seniorenwohnhauses wurde zum Verwaltungsarchiv umfunktioniert. In sieben Räumen sind in Schieberegalen – sogenannten Schubkästen ähnlich wie in Universitätsbibliotheken – die Akten aus den sechs ehemaligen Gemeinden Auersbach, Gniebing-Weißenbach, Gossendorf, Leitersdorf, Mühldorf und Raabau sowie Feldbach geschlichtet. Genau 3.591 Ordner wurden aus allen Himmelsrichtungen unter der Projektleitung von Albert Gallowitsch zusammengetragen. Die Investition in der Höhe von 45.000 Euro dürfte sich auszahlen, sollen die Räumlichkeiten im Keller doch für die nächsten 60, 70 Jahre groß genug sein: Auf einer Gesamtfläche von 152 Quadratmetern haben 15.552 A4-Ordner Platz, so die genaue Berechnung. Übrigens: Die Regalanlage misst ingesamt 1.296 Meter.
Einheitliches System als Herausforderung
Im Laufe des Jahres kommt in einer Gemeinde der Größenordnung von mehr als 13.000 Einwohnern einiges an Schrift- und Dokumentationsgut zusammen. "Die Aufbewahrungsfristen des Landes sind einzuhalten", wie Stadtamtsdirektor Michael Mehsner erklärt. Schon vor drei Jahren hat man mit der Planung der Zusammenlegung der Verwaltungsarchive begonnen. Nun sind die Unterlagen etwa zu Straßenbau und Hochbau, Buchhaltung und Lohnverrechnung, aber auch aus der Amtsdirektion zusammengeführt. Laut Albert Gallowitsch sei die Sortierung die größte Herausforderung gewesen. "Jede Gemeinde hat anders abgelegt, ein eigenes System gehabt." Aber auch in dem neuen Gesamtarchiv müsse gewährleistet sein, dass auch alles leicht wiedergefunden werden könne, so Gallowitsch. Ihm standen die beiden Gemeinde-Mitarbeiterinnen Annemarie Gartner und Claudia Jandrisits zur Seite.
Der Zeitpunkt war günstig
Der Lockdown sei angesichts dieses Riesenaufwands entgegengekommen, gibt Bürgermeister Josef Ober zu. Sonst hätte man jahrelang gebraucht. Ober ist die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Freilich: "Das Archiv hat eine große Bedeutung für die Stadt, auch wenn alles früher oder später digitalisiert wird."
Das Verwaltungsarchiv im Keller des Seniorenwohnhauses ist im Übrigen Teil eines noch größeren Projekts. Zeitgleich wurde in Mühldorf das Baurechtsarchiv mit insgesamt 9.000 Akten angelegt. In Planung befindet sich das neue Stadtarchiv, das zurzeit noch in der Villa Hold, der sogenannten "Alten Sparkasse", untergebracht ist. Dort wird das Stadtarchiv aber nicht bleiben können – und zwar aus Gründen des Denkmalschutzes. "Das Projekt wird in den nächsten zwei, drei Jahren umgesetzt" und befinde sich gerade im Vorlauf, so Ober.
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