Feldbach
LKH-Betriebsrat: "Die Kolleginnen und Kollegen können nicht mehr!"
FELDBACH. Auf die Minute genau zogen Angestellte des LKH Feldbach 5 nach 12 zur Protestkundgebung aus. Mehr als 150 Bedienstete aus dem Pflegedienst und der Ärzteschaft versammelten sich vor der Station 1a.
Nicht 5 Minuten vor 12, sondern 5 Minuten nach 12 zeigt die Uhr von Betriebsratsvorsitzendem Christian Fürntrath. Vor dem versammelten Spitalspersonal machte er gemeinsam mit Stellvertreterin Manuela Leitgeb seinem Ärger über die Belastungen im Krankenhaus Luft. Gemeinsam wolle man sich stark machen für ein faires Gesundheits- und Pflegesystem. Mit Applaus und Pfeifen stimmten die Bediensteten im Beisein von ÖGB-Regionalsekretär Karl Heinz Platzer in die Kampfparolen ein. Fürntrath: "Wir müssen nach außen ein Bewusstsein schaffen, den Menschen sagen, wie's uns geht." Krankjammern, wie Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß den Protestverantwortlichen vorwerfe, wolle man das System keineswegs.
Pandemie verschärft die Situation
Österreich befinde sich seit fast zwei Jahren in der größten Gesundheitskrise seit hundert Jahren, die Regierung habe aber noch immer keine einzige dringend nötige Reformmaßnahme gesetzt, die den Beschäftigten in den Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen ihre tägliche Arbeit spürbar erleichtern würde. "Die Kolleginnen und Kollegen können nicht mehr, daher kommt es gerade zu einer großen Austrittswelle. Wir sind nur so stark wie jeder Einzelne der 400.000 Beschäftigten, daher wollen wir heute gemeinsam unserem berechtigen Unmut Ausdruck verleihen", zitierte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Manuela Leitgeb aus der Protestschrift.
"Mein Arbeitsplatz ist sicher, keiner will ihn"
Auf den Plakaten waren Botschaften zu lesen wie "Mein Arbeitsplatz ist sicher, keiner will ihn", "Der Hut brennt, wir sind ausgebrannt" oder mit "Frau Bogner-Strauß – Ihre Verantwortung" sehr konkret an Personen gerichtet. Aber auch Corona machten die LKH-Bediensteten zum Thema und appellierten an die Impfbereitschaft der Menschen.
Entlastung durch mehr Personal
Konkret geht es den Bediensteten zum einen um Entlastung durch mehr Personal – die Mitarbeiter seien emotional und körperlich am Limit. Konkret verweist Fürntrath auf das Dilemma jünger Mütter, die mit ihren "Einspringerdiensten" an ihre psychische Belastbarkeitsgrenze stießen. Zum anderen wird eine angemessene Entlohnung gefordert.
Gerichtet sei die Aktion an alle politischen Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene, die für Verbesserungen und Entlastungen im Gesundheitssystem sorgen müssten. "Uns wurde in letzter Zeit viel versprochen, es ist nun an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen", heißt es in der Protestschrift.
Die Protestaktion fand übrigens österreichweit statt. So sind die Pflegekräfte und Ärzte am Mittwoch, 5 nach 12 Uhr in ganz Österreich ins Freie gegangen, auch in Bad Radkersburg.
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