Administrative Assistenz
Gemeinden und Lehrerbund pochen auf Verlängerung
Was sich sperrig anhört, eröffnet in Wahrheit neue Möglichkeiten: Die "administrative Assistenz" spielt Schulleiter:innen und Lehrer:innen frei für ihre Kernkompetenzen. Und: Förderbare Arbeitslose bekommen eine neue Chance am Arbeitsmarkt.
ST. STEFAN/SÜDOSTSTEIERMARK. In St. Stefan im Rosental zog Arbeitsminister Martin Kocher Zwischenbilanz über das Arbeitsmarktprojekt "administrative Assistenz", das als eines von vielen dabei helfen soll, die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Österreich unter die 100.000er-Marke zu drücken. Man blicke mit 6,3 Prozent zwar auf die niedrigste Arbeitslosenrate seit 2008, die Langzeitarbeitslosigkeit sei trotzdem ein Problem. Warum er die Rechenbeispiele ausgerechnet in der südoststeirischen Gemeinde mit nicht einmal 4.000 Einwohner:innen anstellt, erklärt der Bundesminister so: "Das Projekt kommt nicht nur Menschen zugute, die Schwierigkeiten haben, in das Arbeitsleben zurückzufinden, sondern vor allem auch dem ländlichen Raum."
Spürbare Entlastung für Schulteam
Nationalratsabgeordnete Agnes Totter, sie selbst ist Direktorin an der Mittelschule St. Stefan, nimmt den Gedanken von Bundesminister Martin Kocher auf: Die vielen Pflichtschulen im ländlichen Bereich seien ohne Hilfe in der Verwaltung gegenüber den Bundesschulen nicht wettbewerbsfähig. Mit der administrativen Assistenz würden die Pädagog:innen entlastet. "Die Expertinnen und Experten im Bildungsbereich haben so wieder mehr Zeit für die Kinder und Jugendlichen." Und das wiederum bedeute mehr Qualität in der Bildung, aber auch in der Verwaltung, wie Landtagsabgeordneter Franz Fartek konkretisiert. Und seine Kollegin im Landtag, Julia Majcan, führt den ganzheitlichen Effekt ins Treffen: "Die beste Bildung ist jene, die vor Ort stattfindet." Als Regionalentwicklungsprojekt gesehen sei die administrative Assistenz wichtig im Sinne von Schulentwicklung und als Instrument, der Abwanderung entgegenzuwirken.
Der südoststeirische AMS-Leiter Edmund Hacker – er kann im Bezirk auf noch bessere Zahlen verweisen, Mitte des Vorjahres habe man sogar Vollbeschäftigung gehabt – schwärmt von der beeindruckenden Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Gemeinden und AMS. Er hofft, dass die Assistenzkräfte nach Ende der Förderperiode im August 2023 in ein fixes Arbeitsverhältnis übernommen werden.
Ein Drittel des Lohns zahlt die Gemeinde
Im Projekt „Administrative Assistenz" finanzieren das AMS und die Gemeinden vorerst bis August 2023 Assistenzkräfte in den Pflichtschulen. In diesem Förderprogramm übernimmt die Steirische Arbeitsförderungsgesellschaft (StAF GmbH) die Funktion der gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung. Ziel ist einerseits die Entlastung der Pflichtschulen im administrativen Bereich: Schulleiter:innen und Lehrer:innen sollen sich auf ihre Kernkompetenzen wie Schulmanagement, Schulentwicklung und Unterricht konzentrieren. Auf der anderen Seite können Langzeitarbeitslose, am Arbeitsmarkt benachteilige Personen und Wiedereinsteiger:innen in der Arbeitswelt wieder Fuß fassen. Die Lohn- und Lohnnebenkosten übernehmen das AMS zu zwei Drittel und die Gemeinden zu einem Drittel.
Ehrliche Absichten für Dauerlösung
In der Südoststeiermark macht der Großteil der Gemeinden mit, in denen sich 32 der bezirksweit 49 Pflichtschulen insgesamt 14 Vollzeitassistenzkräfte teilen – allesamt Wiedereinsteigerinnen. In der Gemeinden St. Stefan und Jagerberg beispielsweise ist eine Vollzeitkraft für die Mittelschule und zwei Volksschulen zuständig. St. Stefans Bürgermeister Johann Kaufmann betont ebenfalls die Win-win-Situation für alle Beteiligten und pocht auf ein Alternativmodell nach Auslauf der Förderperiode im August des nächsten Jahres: "Die Gemeinden können sich das finanziell allein nicht leisten." In dieselbe Kerbe schlägt Christian Narnhofer, Obmann des Lehrerbundes Südoststeiermark. Als Interessenvertreter sieht er die administrative Assistenz als eine Leistung, die in den Schulen tatsächlich ankommt. Was die Weiterführung nach Auslauf der Projekts 2023 betrifft, gibt Nationalratsabgeordnete Agnes Totter Perspektive: "Es gibt ehrliche Absichten!"
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