Vulkanland braucht mehr Biobauern

- Innovative Betriebsführer informieren sich über die mögliche Zukunft im Vulkanland
- hochgeladen von bernard wieser
Dass es mittlerweile 20 % Landwirte in Österreich gibt, die ihre Bewirtschaftung nach den Richtlinien verschiedener Bioverbände ausrichten, bedeutet auch, dass die Biolandwirtschaft schon lange keine Randerscheinung mehr ist. Im Gegenteil, der durchschnittliche Biobauer bewirtschaftet heute größere Flächeneinheiten, als der konventionelle Betrieb. Er muss es auch, um seine Düngemengen biogerecht auf der Fläche aufbringen zu können, wenn er Viehhaltend ist. Größere Produktionseinheiten haben aber mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie die konventionelle Landwirtschaft. Sobald an die Supermarktketten geliefert wird, ist die Wertschöpfung dahin. Die Masse zerstört den Preis, auch wenn sie umweltgerecht produziert wurde und den Kundenwünschen entspricht. Was fehlt, ist der Biosupermarkt im Besitz der Biobauern selbst. Doch diese Herausforderung ist erst in Ansätzen bewältigt.
Biobauer zu sein, ist eine innere Einstellung, ein Bekenntnis zum Leben und zum Leben lassen. Viele Bauern haben sich diese Frage gestellt, sich dann aus Überzeugungsgründen der biologischen Landwirtschaft verschrieben und sind ihr treu geblieben. Wenn Josef Ober, Obmann des Vulkanlandes seiner Vision der Inwertsetzung des Vulkanlandes nun auch die Zeit für den Biologischen Landbau gekommen sieht, dann, weil sich die öffentliche Meinung eindeutig dorthin orientiert und alte Strukturen innerhalb der Landwirtschaft nicht mehr Gültigkeit haben.
Josef Renner, Geschäftsführer von Bio Ernte Steiermark erklärt, dass von den 3600 Biobetrieben der Steiermark ein Großteil in der gebirgigen Grünlandwirtschaft arbeitet und damals am Beginn von Bio Austria gleich tausende Milchbetriebe gewechselt hatten. Dieses große Angebot hat eine Entwicklung in Richtung Selbstvermarktung untergraben. Man ist sofort zu den Supermärkten gegangen und hat heute kaum mehr davon als die konventionellen Produzenten. So landen über 60 % der Biowaren in den Supermarktregalen. Nur 7 % werden ab Hof vermarktet und etwa 13 % werden über Reformhäuser und Biomärkte an die Kundschaft gebracht. Andererseits hat erst der Supermarkt die breite Bekanntheit von Bioprodukten hervorgebracht.
Dass alle Kulturen auch biologisch anbaubar sind, zeigen Biolandwirte wie Viktor Kickmayer aus Kirchbach, der eine moderne Schweineproduktion mit allen tierschutzrechtlichen Voraussetzungen und innovativen Ansätzen betreibt. Das löst im Publikum viele Fragen aus über die Muttersauhaltung, die Abferkelung und die Mutter-Gruppenhaltung mit gleichaltrigen Ferkeln. Auch, dass es beim Maisertrag im biologischen Anbau möglich ist, mit konventionellen Betrieben mitzuhalten, hätte wohl kaum einer der hinzugekommenen Nicht-Biobauern gedacht. Heinz Köstenbauer, stellvertretender Geschäftsführer von Bio Ernte Steiermark und Bioberater in der Region zeigt, dass es in drei oststeirischen Bezirken, Feldbach, Fürstenfeld und Radkersburg zusammen erst gut 200 Biobetriebe gibt.
Für Josef Ober ist eines wichtig. Der Vulkanländer verfügt über seine eigene Anbaufläche und produziert sich seine eigene Hausmanufaktur. Er/Sie muss nicht der/die totale SelbstversorgerIn sein. Es reichen schon einzelne Produkte, mit deren Herstellung man etwas geschaffen habe, auf das man stolz sein könnte. Zudem gehe damit konserviertes Wissen einher. 11000 Vulkanländer besitzen über 1 Hektar große Flächen und hätten die Möglichkeit hierzu. Beides, Hausmanufaktur und biologischer Landbau würde im Vulkanland zu mehr Inwertsetzung beitragen. 50 % der benötigten Konsumartikel könnten im Vulkanland selbst erzeugt werden und würden damit auch die regionale Wertschöpfung erhöhen und zahllose Arbeitsplätze schaffen, bzw. erhalten. Nur die Massenproduktion stehe dem entgegen.
Im überfüllten Raum konnte man die Aufbruchsstimmung direkt spüren. Michael Fend, Leiter des Leader – Entwicklungsprojektes “Zukunft Vulkanland”, lud die Anwesenden zu weiteren Seminaren und Entwicklungsgesprächen ein.
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