Fledermaus in Tirol
Die Jäger der Nacht

Toni Vorauer zählt den Fledermausbestand im Stift Wilten. | Foto: Barbara Gutleben
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Toni Vorauer ist Biologe und Fledermaus-Schutzbeauftragter des Landes Tirol. Die Bezirksblätter waren mit ihm bei einer abendlichen Bestandszählung einer Fledermauspopulation in der Kuppel des Stift Wilten in Innsbruck.

Um 21 Uhr treffen wir uns mit Toni Vorauer vor dem Stift Wilten. Ein heißer Tag neigt sich dem Ende und die Sonne steht am Horizont. Toni nimmt uns mit hinauf in den 55 Meter hohen Kirchturm, denn dort oben hängt eine Fledermauskolonie von zirka 100 Tieren kopfüber in der Kuppel.

Über den Dächern Innsbrucks

Wir starten hinein in die alten Gemäuer und steigen unzählige Stufen hinauf in den Turm. Anfangs geht es mehrere Treppen nach oben bis zu den Kirchturmglocken. Anschließend wird es immer enger und einige Leitern müssen erklommen werden. Ganz oben angelangt, schlüpfen wir noch durch eine kleine Lucke und sind direkt vom wunderschönen Rundum-Ausblick auf Innsbruck überwältigt. Der steile Aufstieg hat sich damit schon gelohnt! Doch der Grund unseres Abenteuers wartet bereits ungeduldig über unseren Köpfen auf die Dämmerung.

Den Fledermäusen ganz nah

Nur eine kleine bröcklige Wandschicht trennt uns von den quietschenden Fledermäusen. Ein paar Löcher in der Decke markieren die Eingänge in die gemütliche Behausung auf der Spitze des Stift Wilten. "Die Fledermäuse bevorzugen denkmalgeschützte Gebäude", scherzt Toni Vorauer und erklärt, dass es in Innsbruck nur noch eine weitere Kolonie gibt, und zwar im Schloss Büchsenhausen in Hötting. Toni steigt einmal jährlich auf diesen Turm, um die Fledermäuse zu zählen. "Zu dieser Zeit kommt immer der Nachwuchs und so können wir feststellen, ob sich die Population vergrößert oder eventuell auch verringert hat", erklärt der Biologe. Das Zählen von Fledermausbeständen erfolgt oft tagsüber, während alle in ihren Quartieren hängen. Im Wiltener Kirchturm jedoch werden sie beim Ausflug gezählt, da die Tiere hinter der Decke nicht zu sehen sind.

Die "Große Mausohr-Fledermaus" ist im Turm des Stift Wilten in Innsbruck zuhause. | Foto: Toni Vorauer
  • Die "Große Mausohr-Fledermaus" ist im Turm des Stift Wilten in Innsbruck zuhause.
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Hinaus zur Jagd

Die Sonne hat sich bereits verabschiedet und es wird immer dunkler. Abgesehen von den Lauten hinter der Decke ist jedoch keine Fledermaus zu sehn. Wir warten ruhig und hören dem Wind zu, der gelegentlich das Gejohle der Fußballfans vom Bierstindl am Fuße des Bergisel zu uns herüberträgt. Dann plötzlich ein Windstoß und schon ist die erste Fledermaus an uns vorbei und hinaus in die Nacht. "Eins", fängt Toni an zu zählen. Nach kurzer Zeit die nächste. "Zwei." Nur für den Bruchteil einer Sekunde erhaschen wir die einzelnen Fledermäuse, bevor sie in der Dunkelheit verschwinden. Nacheinander verlassen sie ihren Unterschlupf, um Insekten und Käfer zu jagen, welche speziell rund um den Bergisel zu finden sind. "Die Fledermauspopulationen sind sehr wichtig für die Natur. Eine Fledermaus frisst 1.000 bis 2.000 Insekten pro Nacht! Wären keine Fledermäuse in Tirol, hätten wir ein ordentliches Insektenproblem", betont Toni.

Abstieg

Mit Taschenlampen bestückt, treten wir nach gut zwei Stunden den Abstieg an. Ein faszinierendes Erlebnis geht zu Ende. Für Toni Vorauer ist die Arbeit jedoch noch nicht getan, denn er besucht in der Zeit von Mitte Juni bis Mitte Juli rund 50 Fledermausquartiere in ganz Tirol, um langfristig die Bestandsentwicklung ablesen zu können. „Hier in Wilten sieht es gut aus. Der Bestand ist konstant bei rund 100 Tieren!"

www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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