Abzocke und Betrug
Statt Meet & Greet mit einem Star gibt es Tränen

Abzocke der Fans durch gefälschte Meet & Greets, neben der Enttäuschung gibt es große finanzielle Schäden. | Foto: stock.adobe.com/panuwat
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  • Abzocke der Fans durch gefälschte Meet & Greets, neben der Enttäuschung gibt es große finanzielle Schäden.
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Ein Treffen mit einem Star, ein paar Erinnerungsfotos, eine Plauderei bei einem Meet & Greet. Für viele Fans aus der Musikszene ein besonderes Ereignis, dass man sich auch etwas kosten lässt. Für Kriminelle eine neue Möglichkeit der Abzocke und des Betrugs, wie ein aktueller Fall in Hall aus der Akte "Meet & Greet-Scamming" zeigt.

HALL. Die Betrugsmasche ist nicht neu, aber leider erfolgreich. Ob internationale Künstler oder österreichische Stars. Ein persönliches Treffen mit dem Star wird verlockend angeboten. Im aktuellen Fall in Hall sollte es ein österreichischer Popsänger sein, vor zwei Jahren wurde der Betrug auf eine erfolgreiche Schlagersängerin aufgebaut. 2022 wurde ein Mann aus Krems um 98.000 Euro erleichtert. Über Instagram wurde er von einem gefälschten Account einer österreichischen Schlagersängerin persönlich angeschrieben und über mehrere Monate um Geldbeträge erleichtert. Die betroffene Sängerin war vom Vorfall schockiert. Von ihr existiert auf Instagram nur ein Kanal, den man auch am "blauen Haken" erkennt. 

So arbeiten die Betrüger

Eine deutsche Detektei hat das Vorgehen der Betrüger ausführlich recherchiert. "Instagram erfreut sich größter Beliebtheit bei allen Bevölkerungsschichten. Viele Stars, Sternchen, Influencer und ähnliche Promis tummeln sich auf dem Portal. Dass gerade von Profilen der großen Stars manchmal eine große Gefahr ausgeht, wissen die wenigsten."

Der Ablauf
Ich folge einem Star und plötzlich schreibt mich dessen Sozial Media Betreuer an. Die Betrugsmasche Meet and Greet Scam funktioniert bei Männern und Frauen, doch nach den Erfahrungen der Detektive sind Frauen das bevorzugte Opfer als Zielgruppe der Täter. Diese heißen auch Scammer, das englische Wort für Betrüger.

  •  Sie folgen einem Star auf sozialen Medien.
  • Die Beiträge des Stars liken, kommentieren oder reposten Sie regelmäßig und folgen allen Events.
  • Das fällt irgendwann dem Betrüger auf.
  • Dieser kontaktiert Sie als angeblicher Social Media Betreuer des Künstlers über den Direct Messenger in der Landessprache des jeweiligen Künstlers.
  • Vielen Dank für Ihren Support – Sie wurden ausgewählt, mit dem Künstler direkt zu schreiben. Sie sind quasi einer der besten Fans überhaupt und bekommen eine einmalige Gelegenheit.
  • Der weitere Kontakt erfolgt dann meistens über die App Hangouts (heißt jetzt Google Chat) und dort über einen geheimen Account des Stars, wozu Sie eine Einladung erhalten.
  • Der Schriftverkehr erfolgt dann nur noch über den Fake Account bei Hangouts / Chat

Ihr Idol schickt Ihnen zahlreiche Nachrichten. Der Schriftverkehr ist sehr intensiv und er schmeichelt Ihnen mit vielen Worten. Dabei hat er Antworten auf alle privaten Fragen parat. Doch tatsächlich sind diese Antworten eher oberflächlich.

  • Du bist mein bester Fan.
  • Wie ist dein Beziehungsstatus?
  • Kommst du mit deinem Einkommen aus?
  • Er selber habe schon lange keine echte Beziehung mehr gehabt und habe den Glauben an die wahre Liebe schon verloren.
  • Du bist vom Typ her sehr toll und ich mag dich sehr.
  • Weißt du eigentlich, dass du sehr hübsch bist?
  • Du hast eine absolut beeindruckende Persönlichkeit.
  • Du bist perfekt für mich.
  • Erzähle niemandem von uns – es muss alles ein großes Geheimnis bleiben, weil er seine Privatsphäre schützen müsse.
  • Der vermeintliche Star darf keinen Videochat machen.

 Ich habe alle Rechte an Audioaufnahmen jeglicher Art an mein Management abgetreten; darum darf ich dir keine Sprachnachrichten schreiben. Mein Management verbietet mir vertraglich jede Video-Kommunikation, da alle Bildrechte vertraglich beim Management liegen. Und selbst ein aktuelles Foto ist nicht erlaubt.

Dann eines Tages ist es so weit: Ich finde dich großartig und würde dich gerne sehen. Das große Problem ist nur: Wie und wo. Leider kann und darf der vermeintliche Star – auch aus terminlichen Gründen – nicht zu seinem Nummer 1 Fan kommen. Weil sein Terminplan exakt getaktet ist, sei das schwierig. Die Lösung: Ein bezahltes Meet and Greet. "Frage bitte über mein Management ein Meet and Greet mit mir an. Das Management kann dann ein Zeitfenster blocken." Schreibt man an diese Adresse, kommt schnell eine vorgefertigte Antwort. Ein Meet & Greet mit dem Star kostet Geld. Die Terms & Conditions beinhalten verschiedene Packages, für die die Fans Tickets kaufen können: Beispiel ein Regular Private Meet & Greet als Basic Paket für 5.000 Euro bis zu V-VIP Privat Meet and Greet für mehr als besonders wichtige Personen zum Paketpreis von 10.400 Euro, wobei die Kosten variabel sind. Das "Management" erwarte eine schnelle Antwort und es gäbe nur ein sehr begrenztes Zeitfenster, innerhalb dessen das „Ticket“ für exklusive Meet & Greets buchbar ist. Damit setzt der Täter das Opfer massiv unter zeitlichen Druck. Die Betrüge gehen individuell auf alle Fragen des Opfers ein, von Ratenzahlung bis zur inoffiziellen Rückgabe des Betrags wird alles versprochen. An dem Tag, an dem die erste Zahlung erfolge soll, erhalte man die Kontodaten. Einen schriftlichen Vertrag gebe es nicht, nur die Zahlungsaufforderung per E-Mail. Die Kontonummer, auf die der Betrag zu überweisen ist, ist irgendwo im fernen Ausland. Hinter dem Betrug, der auch als Vorschussbetrug bekannt ist – international als Scamming – stecken sehr gut organisierte Banden. Der Identitätsdiebstahl funktioniert bei Fans in aller Welt.

Schutz vor Meet and Greet Scam

"Echte Stars schreiben Sie nicht über Instagram, Facebook oder andere soziale Medien an. Schon gar nicht verlangen sie für ein Treffen Geld. Wer für ein Meet and Greet eine Zahlung fordert, ist ganz sicher ein Betrüger. Es gibt zwar einige wenige Stars, die für Autogramme Geld fordern, aber das ist die Ausnahme und wir bewegen uns da in einem sehr überschaubaren Rahmen. Zahlungsaufforderungen für andere Dinge als Autogramme sind hingegen nicht üblich", halten die Experten der Detektei klar fest.

Warnsignale

  • In einem Social-Media-Post oder per Direct Messaging fragt ein angeblicher Prominenter aus TV, Film oder Musik nach einer Spende für wohltätige Zwecke (Spendenscamming).
  • Sie erhalten per Social Media eine Nachricht eines angeblichen Prominenten, wonach Sie einen hohen Geldpreis gewonnen haben. Allerdings sei nun noch eine Bearbeitungsgebühr zu zahlen, um die Auszahlung zu sichern.
  • Ein angeblicher Star bittet Sie um das virtuelle Senden der Nummern von Amazon-Geschenkkarten, iTunes Karten, Bitcoins oder direkt um eine Überweisung.

Sie erkennen das echte Konto eines wirklichen Stars bei Instagram an einem kleinen blauen Haken. Dieser bedeutet, dass das soziale Netzwerk dieses Account verifiziert hat. Ist der blaue Haken nicht da und gibt es nur wenige Follower, laufen Sie Gefahr, dass es ein Fake-Account ist.

Der Fall in Hall

In der Zeit vom 15.10.2023 bis zum 19.04.2024 kam es in Hall zu einem Internetbetrug in hoher 5-stelliger Euro Schadenssumme.

Dabei wurde einer Österreicherin auf Instagram und weiteren Internetplattformen vorgespielt, von einem bekannten österreichischer Pop-Sänger persönlichen kontaktiert worden zu sein, der mit seinen Fans persönlichen Kontakt aufbauen möchte. Folglich wurde dem Opfer ein persönliches Meet&Greet mit dem Pop Star angeboten, für welches sie sich auch interessierte.

In der Folge wurden dem Opfer dann unter Vortäuschen verschiedenster, falscher Tatsachen zehn Überweisungen über einen hohen 5-stellligen Eurobetrag entlockt.

Mehr zum Thema Internetbetrug und wie Sie sich schützen können finden Sie in der MeinBezirk-Serie

Stars wie Gilbert setzen auf die Nähe zu den Fans, ob Meet & Greet oder Konzert, bei Gilbert braucht man keine Bedenken haben. | Foto: MeinBezirk
  • Stars wie Gilbert setzen auf die Nähe zu den Fans, ob Meet & Greet oder Konzert, bei Gilbert braucht man keine Bedenken haben.
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