Frauen im Fokus
Weltfrauentag und die österreichische Frauenbewegung

Am 8. März wird der internationale Frauentag gefeiert. Doch worin hat er seinen Ursprung und wie ist die Frauenbewegung in Österreich gestartet? | Foto: Pixabay/Hansuan_Fabregas (Symbolbild)
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  • Am 8. März wird der internationale Frauentag gefeiert. Doch worin hat er seinen Ursprung und wie ist die Frauenbewegung in Österreich gestartet?
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Heutzutage findet der internationale Frauentag am 8. März statt. Doch wusstet ihr, dass er ursprünglich auf den 19. März gelegt war? Und wie und wann entwickelte sich eigentlich die österreichische Frauenbewegung? Das erfahrt ihr hier.

Es war der 19. März 1911 als Millionen von rauen in Dänemark, Deutschland, Österreich, in der Schweiz und den USA sich am internationalen Frauentag beteiligten. In den Jahren darauf wurde an der Versammlung weltweit festgehalten. Frauen nahmen an Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen teil. Meist wechselten dabei die Daten in den März oder den April. Erst 1912 konnte man sich auf ein festes Datum zum internationalen Frauentag einigen: den 8. März.

Warum der 8. März?

Warum gerade der 8. März gewählt wurde, darüber ist man sich allgemein nicht einig. Es gibt verschiedene Theorien. Ein mögliche Ursprung liegt im 8. März 1917. An diesem Tag begannen die Streiks der Bewohnerinnen der armen Stadtviertel in Petrograd (heute: St. Petersburg). Diese Proteste waren einer der Auslöser für die Februarrevolution in Russland. Zu Ehren dieser streikenden und protestierenden Frauen in Petrograd soll auf der "Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921" in Moskau auf Vorschlag der bulgarischen Delegation der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt worden sein.

Andere Quellen begründen den 8. März mit dem 8. März von 1857. An diesem Tag traten nämlich die Textilarbeiterinnen in New York den Streik an. Weitere Demonstrationen der Tabak- und Textilarbeiterinnen folgten in diesem Jahr. Sie demonstrierten für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Fabrikbesitzer und Aufseher schlossen die Frauen in die Fabrik ein, um den Kontakt und die Solidarisierung mit anderen Belegschaften zu verhindern. Als plötzlich ein Feuer ausbrach, starben 129 Arbeiterinnen in den Flammen.

Heute ist der internationale Frauentag in manchen Ländern sogar ein gesetzlicher Feiertag. So zum Beispiel in Kuba, Nepal, Madagaskar oder auch der Ukraine. 

Wie entwickelte sich der Frauentag?

In der Zeit zwischen dem 1. und dem 2. Weltkrieg drehten sich die Forderungen am 8. März vor allem um die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches sowie um Mutter- und Schwangerschaftsschutz. Bevor die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, führte diese Thematik noch Massen von Frauen auf die Straßen. Später wurde dies allerdings durch die Nazionalsozialisten abgewürgt und der Frauentag wurde durch den Muttertag ersetzt. Der 8. März konnte unmöglich in seiner gewohnten Form begangen werden, Schwangerschaftsabbruch selbst wurde unter der Nazi-Diktatur gar mit der Todesstrafe geahndet.
Das Frauenbild wurde durch den Faschismus noch nachhaltig ab 1945 geprägt. Bis in die 50er und 60er spielte der Frauenkampf und generell die Frau keine große Rolle mehr. Ein Bild von einer Kleinfamilie als kleinste Einheit des Gesellschaftssystems wurde gezeichnet. Die Befreiungsbestrebung der Frauen solle verdrängt werden.

Der internationale Frauentag und die Frauenbewegung machte im 20. Jahrhundert einige Entwicklungen durch. | Foto: Pixabay/geralt (Symbolbild)
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Erst in den 70er Jahren entwickelte sich wieder eine Frauenbewegung, die zu einem Tag der Frauensolidarität unter Frauen aller Schichten und politischen Ausrichtungen aufrief. 
In den 80er Jahren wurde der 8. März von autonomen Frauen wieder als internationaler Kampftag begriffen und in der Praxis dementsprechend umgesetzt, allerdings war dieser Ansatz nicht sehr weit verbreitet.
Die 90er brachte vor allem in Österreich einige Meilensteine für die Frauenbewegung mit sich. So kam es beispielsweise zur Novellierung des Gleichbehandlungsgesetzes, Frauen konnten erstmals im Falle der Bedrohung oder Misshandlung durch den Ehepartner eine einstweilige Verfügung erwirken, die dem Partner den Zutritt zur Wohnung untersagt. Johanna Dohnal, Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen, wurde die erste Frauenministerin Österreichs. Aufgrund einer Änderung des Namensrechtes wurde die zusätzliche Möglichkeit geschaffen, dass jeder Partner bei der Eheschließung seinen bisherigen Familiennamen behalten konnte. Aber auch die österreichweite Frauenhelpline gegen Männergewalt geht in Betrieb. Diese Anlaufstelle ist bis heute das ganze Jahr über rund um die Uhr kostenlos erreichbar.

Die Frauenbewegung in Österreich

In Österreich begann die autonome Frauenbewegung während der politischen Aufbruchstimmung der 68er-Bewegung. Hauptsächlich ausgehend aus Wien von der AUF (Aktion unabhängiger Frauen).
In den späten 70er und 80er Jahren entstanden weitere Frauengruppen und -projekte in Österreich. Dabei war entscheidend, dass die Gruppierungen autonom von Parteien und Männern agierten.
Man betonte vor allem, dass die gesellschaftliche Trennung in öffentliche und private Bereich nicht akzeptiert wird. Mit dem Prinzip ‘das Private ist politisch’ deckten Frauen Herrschaftsstrukturen in der Gesellschaft auf – in der Familie, der Sexualität, den geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen.
Ein wesentlicher Punkt war auch den Zugriff auf den weiblichen Körper aufzuzeigen. Sei es über Gewalt gegen Frauen, die Kontrolle über ihre Gebärfähigkeit, die Vermarktung des weiblichen Körpers in der Werbung, in der Pornographie und auch in der Gen- und Reproduktionstechnologie. 
Thematisiert wurde zudem die Ausbeutung der Arbeitskraft von Frauen in Form von gesellschaftlich notwendiger unbezahlter Hausarbeit und niedriger Entlohnung ihrer Erwerbstätigkeit. 
1990 wurde das Frauenstaatssekretariat zum Frauenministerium aufgewertet. Für Frauenprojekte wurde der Zugang zu öffentlichen Medien dadurch erleichtert; gleichzeitig bestand stets die Gefahr, feministische Anliegen zu verwässern.

Wie steht es heute um die Frauenbewegung?

Auch wenn sich einiges gebessert hat in den letzten fünfzig Jahren, es gibt noch sehr viel zu tun. Die Themen und Forderungen der Österreichischen Frauenbewegung sind noch lange nicht erfüllt oder erschöpft. 
Junge FeministInnen nehmen die Themen auf und der Queer-Feminismus bringt eine zusätzliche Komponente ins Spiel, die neuen Schwung in die Diskussion bringt. 
Es werden neue kreative Aktionsformen entwickelt. So gibt es zum Beispiel denSlutwalk und Demonstrationen gegen sexistische Werbung. 

Die Demo richtet sich gegen das Vorurteil, Vergewaltigungen lägen zum Teil im Selbstverschulden der Opfer, weil sie sich angeblich aufgeführt hätten wie „sluts“ (Schlampen). | Foto: @slutwalk_ibk
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Unter den Schlagwörtern #Aufschrei und #MeToo verbreitet sich die gesellschaftliche Debatte über das Thema sexuelle Gewalt.
Der Kampf der Frauen ist noch lange nicht ausgefochten. Sie werden weiter auf die Straßen gehen, um für ihre Rechte und gegen Einschränkungen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu protestieren.

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