Explodierende Kosten
Viele Tiroler Schwimmbäder vor dem Aus

„Nur eine zeitnahe finanzielle Unterstützung der kommunalen Hallenbäder kann einen Fortbestand der Betriebe sichern“, richten die Interessenvertreter der Tiroler Bäder ihren Appell an die Landespolitik. | Foto: WK Tirol
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  • „Nur eine zeitnahe finanzielle Unterstützung der kommunalen Hallenbäder kann einen Fortbestand der Betriebe sichern“, richten die Interessenvertreter der Tiroler Bäder ihren Appell an die Landespolitik.
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Tirols Schwimmbäder stehen vor einem Problem: Die Energiekosten explodieren und hohe Investitionen sind notwendig. Sie fordern dringend finanzielle Unterstützung vom Land Tirol. Immer mehr Tiroler Bädern droht die Schließung. Die Gefahr, eine Generation Nichtschwimmer zu schaffen, besteht.

TIROL. TIROL. Die hohen Energiekosten stellen eine existenzielle Bedrohung für Tiroler Bäder dar. Die Kosten für Energie liegen zwischen 10 und 20 % des gesamten betrieblichen Aufwands. Besonders Hallenbäder sind betroffen, da sie für die Beheizung der Becken viel Energie benötigen. Die zu erwartenden Energiekosten steigen im Jahr 2023 um bis zu 600.000 Euro pro Bad. „Die Schließung des Badebetriebs in Axams ist dafür ein exemplarisches Beispiel“, so Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäder- und Saunabetriebe. (wir berichteten)

Darum geht's

  • Energiekosten sind für Schwimmbäder kaum mehr zu stemmen
  • Tirols Schwimmbäder brauchen Unterstützung
  • Bädereuro und Sonderförderprogramm
  • Generation von Nichtschwimmern befürchtet

Mehrkosten sind für die Schwimmbäder explodiert

Kommunale Hallenbäder können grundsätzlich nicht kostendeckend geführt werden. Christian Härting, Bürgermeister von Telfs beschreibt die Lage wie folgt: Das Hallenbad in Telfs ging 2017 in Betrieb, ist daher ein relativ neues Hallenbad. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete das Bad dennoch Mehrkosten in der Höhe von 350.000 Euro.

„In ähnlichen finanziellen Schwierigkeiten befinden sich auch die anderen Hallenbäder in Tirol. Unter diesen Voraussetzungen wissen viele Gemeinden nicht wie sie ihre Bäder im kommenden Jahr finanzieren sollen.“ (Georgios Chrysochoidis, Bürgermeister von Leutasch)

Dem gegenüber stehen kostengünstige Eintrittstarife, um breiten Bevölkerungsschichten Freizeiträume und die Möglichkeit zu geben, schwimmen zu lernen.

Ein trauriges Szenario: Becken des Hallenbades ohne Wasser – dabei wird es bis auf weiteres bleiben. | Foto: Gemeinde Axams
  • Ein trauriges Szenario: Becken des Hallenbades ohne Wasser – dabei wird es bis auf weiteres bleiben.
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Unterstützung für Tirols Bäder gefordert

Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser fordert vom Land Tirol finanzielle Unterstützung für Tiroler Bäder, die von den hohen Energiekosten betroffen sind. Er schlägt vor, dass das Land Tirol bei Hallenbädern, die eine Bundesförderung erhalten, die darüberhinausgehenden 40 Prozent der Mehrkosten übernimmt. Bäderbetreiber, die keine Bundesförderung erhalten, sollten vom Land für die Mehrkosten für Energie zur Gänze unterstützt werden. Diese Unterstützung für Tirols Bäder könnte wie folgt aussehen:

  • Laufender „Bädereuro“ in Höhe von 3 Euro pro Besucherin und Besucher und Jahr als Abgangsdeckung für öffentliche Hallenbadbetreiber. Die Finanzierung könnte aus Mitteln des Gemeindeausgleichsfonds erfolgen. Die Belastung würde so auf alle Gemeinden verteilt werden.
  • Sonderförderprogramm zur Sanierung kommunaler Schwimmbäder in Tirol, ähnlich wie es in Bayern besteht.

Darum richten die Interessenvertreter der Tiroler Bäder- und Saunabetriebe ihren Appell abschließend an die Landespolitik:

„Nur eine zeitnahe finanzielle Unterstützung der kommunalen Hallenbäder kann einen Fortbestand der Betriebe sichern. Sofortmaßnahmen sind daher noch im heurigen Jahr unabdingbar.“

Patrick Rauter, Geschäftsführer Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe; Georgios Chrysochoidis, Bürgermeister Gemeinde Leutasch; Christian Härting, Bürgermeister Gemeinde Telfs; Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäderbetriebe; Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer; Robert Krismer, Obmann TWV Innsbruck; Michael Kirchmair, Geschäftsführer Freizeitzentrum Axams und Telfs (v.l.).  | Foto: WK Tirol
  • Patrick Rauter, Geschäftsführer Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe; Georgios Chrysochoidis, Bürgermeister Gemeinde Leutasch; Christian Härting, Bürgermeister Gemeinde Telfs; Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäderbetriebe; Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer; Robert Krismer, Obmann TWV Innsbruck; Michael Kirchmair, Geschäftsführer Freizeitzentrum Axams und Telfs (v.l.).
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Gefahr einer Generation der Nichtschwimmer

Die hohen Energiekosten führen zu Mehrkosten, die von den Bädern nicht mehr getragen werden können. Dies droht die Existenz vieler Bäder, insbesondere kommunaler Hallenbäder. Die Gefahr einer Generation an Nichtschwimmern besteht.

„Wenn wir nicht wollen, dass wir eine Generation an NichtschwimmerInnen erziehen und immer mehr LeistungsschwimmerInnen das Land verlassen, braucht es dringend mehr Wasserflächen in Tirol.“ (Robert Krismer, Obmann des TWV Innsbruck)

Auch die FPÖ-Sportsprecherin Evelyn Achhorner weist in einer Aussendung daraufhin und sieht weiters einen volksgesundheitlichen Schaden:

„Wir züchten eine Generation der Nichtschwimmer, der langfristige volksgesundheitliche Schaden dadurch ist unabsehbar.“

Weiters sei die Schwimmflächenstudie überfällig, so Evelyn Achhorner: „Seit Monaten fehlt ein Sportinfrastrukturkonzept, seit Jahren fehlt ein konkreter Plan.“

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