Skitouren
"Ohne richtige Ausrüstung hat man da nichts verloren!"
Die Skitourensaison hat gerade erst begonnen. Nach einem tödlichen Unfall am Mölltaler Gletscher warnen Experten auch im Bezirk Villach vor Gefahren. Was man unbedingt bei sich haben muss.
VILLACH, VILLACH LAND. Als langjähriger Einsatzleiter der Alpinen Einsatzgruppe der Villacher Polizei kennt Landesausbildungsleiter Michael Bachlechner die Gefahren, die auf und abseits unserer Pisten lauern. "Jetzt am Anfang der Skitourensaison ist es wichtig, dass man das richtige Material zusammensucht und dieses wartet. Sind die Schuhe auf die Bindung eingestellt? Kleben die Felle? Ist man überhaupt fit genug für die geplante Tour?", legt Bachlechner nahe: "Auch sollte man die jeweilige Lawinensituation kennen. Eine genaue Tourenplanung ist das Um und Auf. Immer die Tour an das persönliche Level anpassen. Und beim Tiefschnee-Fahren ist ohnehin Vorsicht geboten. Eher auf Übungstiefschnee in flachem Gelände starten!"
Wissen, wie man hilft
Auch wenn es in den Bezirken Villach und Villach Land in der jungen Skitourensaison noch keine Einsätze gab, musste die Alpine Einsatzgruppe Anfang Dezember zum Mölltaler Gletscher ausrücken, wo für einen Skitourengeher, der eine Lawine ausgelöst hatte, jede Hilfe zu spät kam. Auch die Bergrettung war bei dem tödlichen Unfall dabei. "Deshalb sage ich jedem Skitourengeher, dass die Ausrüstung das Wichtigste ist. Neben einem richtig gepackten Rucksack sind eine wärmende Jacke, Handschuhe und Kappe wichtig, damit man vor der Kälte geschützt ist, wenn man nicht weiterkommt, verletzt ist oder anderen helfen muss", betont Arnulf Müller von der Bergrettung Villach, der das Mitführen eines Lawinen-Sets inklusive LVS, Sonde und Schaufel wärmstens ans Herz legt: "Völlig egal, wo man geht. Wer diese Ausrüstung nicht hat oder bedienen kann, hat weder auf einer Piste noch im Freigelände etwas verloren!" Das Set kennenlernen kann man etwa bei den Schulungen vom Alpenverein Villach (siehe unten).
"Sind immer zu spät"
Wenn eine Lawine zum Stehen kommt, ist die Bergrettung immer zu spät. "Deshalb sind die Kameraden und Begleiter gefragt. Diese haben maximal 18 Minuten Zeit. Da leben durchschnittlich 70 Prozent der Verschütteten noch. Das Opfer muss zumindest einmal Luft bekommen. Nach 18 Minuten geht die Überlebenschance rapide nach unten, weil die Leute ersticken!"
"Dem Berg fernbleiben"
Nach starkem Schneefall sollte man die Bergwelt generell meiden. "Bei Warnstufe 4 oder 5 haben sich Altschnee und Neuschnee noch nicht verbunden. Da ist höchste Vorsicht geboten", sind sich Bachlechner und Müller einig: "Die Lawine am Mölltaler Gletscher ist nach dem Schneefall am Vortag abgegangen. Wind ist der Baumeister der Lawine. Gerade in Warnstufe 3 passieren die meisten Lawinenabgänge. Die Sicherheit ist zwar halbwegs gegeben. Man kann bereits im Tiefschnee powdern. Wenn man allerdings steilere Hänge befährt, kann es zu Lawinenabgängen kommen!"
Touren für Anfänger
Für Skitouren-Anfänger ist der Dobratsch ebenso geeignet wie die Gerlitzen, der Schwarzkogel und das Dreiländereck. Auch der Monte Lussari im benachbarten Friaul eignet sich für den Start oder Wiedereinstieg. Besonders gut zum Equipmenttesten sind weiters das benachbarte Goldeck und Stuhleck.
Schulungen retten Leben
Nach dem Motto "Notfall: Lawine – was tun im Falle des Falles, wenn es vermeintliche Verschüttete gibt" veranstaltet der Alpenverein Villach im Dezember und Jänner einige Kurse auf dem Villacher Hausberg. "Am Dobratsch zeigen wir, wie eine Kameradensuche in geordneten Bahnen abläuft. Um teilnehmen zu können, braucht man ein LVS-Set (LVS steht in diesem Fall nicht für Lagerverwaltungssystem, sondern für Lawinenverschüttetensuchgerät, Anm.), bestehend aus dem LVS-Gerät selbst, einer Sonde und einer Schaufel", verrät Alois Goller vom Alpenverein Villach: "Die Piste ist ein gesicherter Ort, wo der Pistenbetreiber dafür verantwortlich ist, dass keine Lawine abgeht. Sobald man in freiem Gelände unterwegs ist, sollte man das Set unbedingt dabeihaben und auch wissen, was man damit tut!"
"Jede Minute zählt"
Wenn man die Luft anhält, merkt man schnell selbst, wie lange das gut gehen würde, wenn man unter einer Lawine begraben läge. "Wie lange man überlebt, hängt von der Unfallsituation und der eigenen Kondition ab. Laut Unfallstatistik überlebt man eine fünfminütige Verschüttungszeit zu 100 Prozent. 15 bis 18 Minuten überleben 70 bis 80 Prozent. Danach sinkt die Chance auf 20 bis maximal 30 Prozent. Da überleben nur noch Menschen, die das Glück haben, eine größere Lufthöhle unter der Schneedecke zu haben!" Deshalb sind die Kurse, die man auf der Website www.alpenverein.at/villach buchen kann, so wichtig. Goller: "Allerdings sind die Kurse im Dezember und Jänner sehr gefragt und teilweise schon ausgebucht. In einigen Fällen gibt es Wartelisten. Einfach anrufen oder eine E-Mail schreiben. Unsere Kontaktdaten sind auf der Website zu finden!"
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