Jungbauern im Bezirk Vöcklabruck
"Diese Liebe muss entlohnt werden"
Um deren Beruf und damit auch die Versorgung der Menschen im Land zu sichern, formulierten die Jungbauern im Land kürzlich ein Positionspapier.
VÖCKLABRUCK. "Jungbauern 2040" nennt sich ein Positionspapier, in dem die künftigen Landwirte Ihre Vorstellung der Zukunft darlegen. Dabei geht es etwa darum, dass Maschinen "künftig so lange im Betrieb verwendet werden können, bis sie abgeschrieben sind", sagt der Vöcklabrucker Jungbauern-Bezirksobmann Josef Muss. Mit 30 Jahren gehört er noch zu den jüngeren "Jungbauern", gilt diese Bezeichnung in der Regel doch für Landwirte bis 40. Muss betreibt mit seiner Frau einen Biobetrieb mit Weideochsen und Geflügelmast in Neukirchen an der Vöckla.
"Bislang ist es den Behörden nämlich möglich, dass sie zum Beispiel nach zwei Jahren mit der Information an uns herantreten, dass die Maschinen nicht mehr gesetzeskonform sind. So müssen Landwirte neue kaufen", sagt Muss.
Extreme und Änderungen
Auch zunehmende Wetterextreme oder kurzfristige Änderungen bei Pflanzenschutzmittelzulassungen ließen Jungbauern im Land vor größeren Anschaffungen zurückschrecken. Viele Familienbetriebe stehen laut Muss vor großen und sehr teuren Anschaffungen. Umso mehr fordert er eine vorhersehbare "Gemeinsame Agrarpolitik", kurz GAP. Diese wird zwar für eine Periode von sieben Jahren auf EU-Ebene festgelegt. Aber oft komme es zu nachträglichen Änderungen – mit Folgekosten für die Landwirte, die sich anpassen müssen.
Zu niederige Preise
Was die Jungbauern im Land besonders wurmt: Da die österreichischen Produktionsstandards im Europavergleich sehr hoch sind, "ist es inakzeptabel, keine Kostendeckenden Preise für land- und fortwirtschaftliche Produkte zu erhalten", heißt es im Positionspapier 2040. "
Wir müssen die Einkommen für die Landwirte so hinbekommen, dass es sich für Jungbauern lohnt, einen Hof zu übernehmen. Liebe gehört sicherlich dazu – jedoch nur, wenn sie gut entlohnt wird", sagt Alexander Bernhuber (VP).
Der 28-jährige Jungbauer aus dem Bezirk Melk in Niederösterreich ist Abgeordneter zum Europäischen Parlament und arbeitet dort unter anderem als Mitglied des Umweltauschusses.
In Form gepresst
"Was die Bildung betrifft, so wird die Landwirtschaft zudem oftmals in Bilderbuchform gepresst. Mir ist es wichtig, dass die Leute wissen, dass nicht jeder Liter Milch von Hand gemolken wird", sagt der Jungbauernbezirksobmann. Geht es nach Muss, sollte bereits Kindern ein realitätsnahes Bild von der Arbeit der Bauern vermittelt werden. Und zwar nicht nur an der Schule, sondern auch bei praktischen Einheiten auf dem Bauernhof. Umgekehrt soll es laut Muss wegen der schnellebigen Entwicklung in der Landwirtschaft auch eine verpflichtende jährliche Weiterbildung für Jungbauern geben. Diese sollen unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtungen organisiert werden.
Zur Sache
Die Landwirte in Europa sollen während der nächsten siebenjährigen GAP-Periode mit 690 Milliarden Euro unterstützt werden. Das teilte die Abgeordnete zum Europäischen Parlament Angelika Winzig (VP) kürzlich während einer Pressekonferenz in Aurach am Hongar mit. Davon stammen 337 Milliarden aus dem GAP-Topf und 349 Milliarden Euro aus dem Next-Generation-EU-Paket. Letzteres dient dem Wiederaufbau nach der Corona-Krise. Pro Jahr sind das beinahe 98,60 Milliarden Euro. Laut Winzig seien die Zahlen derzeit nicht fix. Sie müssen noch von den Mitgliedern des Europäischen Rates beschlossen werden. In Oberösterreich gibt es momentan etwa 31.300 landwirtschaftliche Betriebe. Pächter, Eigentümer und Mitarbeiter bewirtschaften eine Fläche von 1,05 Millionen Hektar – davon 510.500 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 440.000 Hektar Wald.
Kommentar
Oberösterreichs Landwirte leisten wichtige Beiträge für den Naturschutz und die Gesellschaft. Sie schauen auf die Gesundheit ihrer Tiere, der Böden, die sie bewirtschaften, und sie versorgen die Bevölkerung mit Lebensmitteln. Dementsprechend wichtig ist es, dass auf den heimischen Höfen die Nachfolge gesichert bleibt. Um das zu ermöglichen, müssen günstige Voraussetzungen für jene Jungbauern, die den elterlichen Hof übernehmen oder gar einen neuen pachten wollen, geschaffen werden. Was es dafür braucht, haben Oberösterreichs junge Landwirte in ihrem Positionspapier "Jungbauern 2014" festgehalten. Jetzt liegt es an der Politik – egal ob auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene – die Anliegen der nächsten Bauerngeneration ernst zu nehmen und das Papier nicht in einer Schublade verschwinden zu lassen.
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