"Eine schöne Aufgabe für andere da zu sein"
Warum unsere Feuerwehren mit die schnellsten der Welt sind und der Bezirk immer besser für Katastrophen gewappnet ist.
WAIDHOFEN (pez). "Ohne Sicherheit ist keine Freiheit", getreu den Worten von Wilhelm von Humboldt trafen sich vergangene Woche Vertreter sämtlicher Blaulichtorganisationen, Bezirkshauptmannschaft, Straßenmeisterei, Bundesheer, Zivilschutzverband, EVN und Mediziner zum zweiten Sicherheitsstammtisch im Feuerwehrhaus in Waidhofen. Das Ziel dahinter ist schnell erklärt: Die Vertreter der einzelnen Organisationen sollen sich besser kennen lernen, damit die Zusammenarbeit im Katastrophenfall besser funktioniert. Dass es in der Kooperation zwischen den Organisationen immer besser klappt, erklärt Bezirkshauptmann Franz Kemetmüller: "Früher hieß es ,Die da oben in der BH' mittlerweile verstehen wir uns als Einheit". So hat sich auch die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Tschechien im Fall eines Hochwassers verbessert. Konnte die lokale Katastrophenhilfe bei vergangenen Hochwässern kaum zu den tschechischen Behörden durchdringen, existiert heute ein direkter Draht zum zuständigen Ministerium im Nachbarland.
Stefan Kreuzer vom NÖ Zivilschutzverband brachte auf den Punkt, was für die Menschen im Ernstfall vor Ort am wichtigsten ist: die rasche und unkomplizierte Hilfe. "Für den Bürger ist es vollkommen egal was im Gesetz steht und ob wir Uniform oder Sakko tragen".
Heiteres Begrifferaten
Ein Problem im Katastrophenschutz ist, dass in der Fachsprache der einzelnen Organisationen oft unterschiedliche Begriffe für ein und dasselbe verwendet werden. Damit auch jeder versteht, was gemeint ist, wenn die Polizei eine "Libelle" anfordert, die Feuerwehr den "Stützkrümmer" auspackt oder das Rote Kreuz eine "SanHiSt" errichtet (Auflösung siehe unten), gab es eine spielerische Erklärung der einzelnen Begriffe für die Vertreter der jeweils anderen Organisation.
Lokale Feuerwehren unter den schnellsten der Welt
Der zweite Sicherheitsstammtisch stand diesmal unter dem Schwerpunktthema Feuerwehr. So wurde erklärt, wie die Alarmierung der 120 Feuerwehren im Bezirk funktioniert, wie sich die Bezirksleitzentrale zusammensetzt und die Ausbildung der Jung-Feuerwehrleute abläuft. Ein System, das beinahe nicht besser funktionieren könne, erklärt Bezirksfeuerwehrkommandant Manfred Damberger: "Wir haben Ausrückezeiten (die Zeit von der Alarmierung bis die ersten Feuerwehrleute zum Einsatzort unterwegs sind, Anm.) von maximal drei bis vier Minuten. Um diese beneidet uns die ganze Welt".
Schwindender Bezug zur Freiwilligkeit als Problem
Mit einem Problem haben die Feuerwehren vor Ort jedoch zu kämpfen: Dem schwindenden Bezug zur Freiwilligkeit. Der Feuerwehr-Häuptling erklärt das so: "Ergriff man früher einen Beruf und wusste, dass man diesen bis zum Ruhestand ausübt, so wechseln wir heute vier bis sechs Mal den Beruf und damit den Wohnort. Damit geht auch der Bezug zur Freiwilligkeit verloren". Natürlich seien auch die Feuerwehren von der Abwanderung betroffen, so Damberger.
Der nächste Sicherheitsstammtisch findet am 6. November 2013 beim Roten Kreuz Waidhofen statt.
Hier die Erklärung der oben genannten Begriffe:
Libelle: Der Rufname der Polizei-Hubschrauber. Wir beispielsweise eine "Libelle FLIR" angefordert, handelt es sich um einen Hubschrauber mit einer Infrarotkamera.
Stützkrümmer: Ein Gerät, das den Druck des Löschschlauches zum Boden hin ableitet. Damit müssen nur noch zwei statt drei Feuerwehrleuten den Schlauch halten.
SanHiSt: Abkürzung für Sanitätshilfsstelle. Dies ist eine Art mobiler Stützpunkt des Roten Kreuzes das direkt vor Ort am Schauplatz von Großereignissen eingerichtet wird. Die SanHiSt beinhaltet zum Beispiel Bereiche für die Behandlung, den Abtransport und Betreuung von Patienten und Betroffenen.
Zur Sache: Die Feuerwehren im Bezirk
Der Feuerwehrbezirk Waidhofen umfasst drei Abschnitte mit insgesamt 120 Freiwilligen Feuerwehren und knapp 4.800 Mitgliedern, davon 226 Frauen und 88 Mitglieder der Feuerwehrjugend. Das heißt beinahe jeder fünfte Einwohner des Bezirks engagiert sich in der lokalen Feuerwehr. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 8.434 Einsatzstunden bei 40 Brand- und 782 technischen Einsätzen, 119 Brandsicherheitswachen und 25 Fehlalarmen geleistet.
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