Leben am Limit
Es geht nicht nur um Geld - es geht um Selbstachtung
Wenn das Mittagsmenü mit Kollegen nicht leistbar ist und für den After-Work-Drink kein Cent übrig ist. „Gehen wir am Freitagabend auf ein paar Drinks?“ „Gehst du heute Mittag mit uns essen?“ Diese Fragen von Kollegen müssen leider mit „Nein“ beantwortet werden. Aber aus Scham wird der wahre Grund verschwiegen - und das soziale Leben leidet.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. „Ich habe schlicht und einfach kein Geld mehr übrig. Und das am 10. des Monats. Weil mein gesamtes Gehalt von Fixkosten (Miete und Energie) gefressen wurde. Also bleiben nur Ausflüchte." - dies mag einfach nur ein Satz sein, aber die BezirksBlätter sprachen mit einem Betroffenen, der diese Situation kennt (unser Gesprächspartner, ein Vater aus dem Bezirk möchte anonym bleiben).
Was hat es für Auswirkungen, wenn man sparen muss, und sich z.B das Feierabendbier mit den Kollegen nicht mehr leisten kann?
"Es ist halt schade. Anfangs hab ich versucht, mit den anderen mitzuhalten und dabei zu sein, weil man ja die lustigen Themen, die nach Feierabend passieren, auch am nächsten Tag in der Arbeit wieder aufleben lassen möchte. Aber auf Dauer ist das unmöglich gewesen. Das Geld, dass für das Feierabend-Bier draufgeht, muss man jetzt in Strom oder Lebensmittel investieren."
Verliert man Anschluss an Freunde/Bekannte?
"Ja definitiv. Weil so wie man auf Arbeit ist, ist man ja privat nicht. Da läuft alles lockerer und man möchte definitiv seine liebsten Kollegen auch mal privat kennenlernen und nicht nur im stressigen Berufsalltag."
Wie geht man damit um? Erfindet man Ausreden?
"Also ich hab ganz klar Angst davor, dass meine Kollegen wissen, wie es finanziell aussieht. Ich erfinde Ausreden. Gut das ich drei Kinder habe und manchmal auf die 'zurückgreifen' kann, denn bei Kindern ist eh immer irgendwas..."
Welche Auswirkungen hat es auf die Kinder, wenn sie bei Ausflügen mit Gleichaltrigen, aufgrund Geldmangel, nicht mitkönnen? Wie erklärt man ihnen das?
"Unsere Kinder sind Gott sei Dank nicht verwöhnt und zeigen Verständnis, aber man merkt ihnen die Enttäuschung schon an. Da man ja erst auf Klassenfahrten so richtig mit seinen Schulkollegen zusammenwächst und auch die Lehrkörper sich da anders verhalten - da fehlt einfach etwas in der Entwicklung."
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